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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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früh, dass er der Erste gewesen wäre. Gill Templer war schon da und kämpfte sich bei halb offener Tür durch Berge von Akten. Rebus klopfte und stieß die Tür ein Stückchen weiter auf.
    »Du bist früh da«, sagte sie und rieb sich die Augen.
    »Musst du grad sagen. Bist du die ganze Nacht hier gewesen?«
    »Kommt mir so vor. Der Kaffee riecht gut.«
    »Soll ich dir einen holen?«
    »Nein, gib mir einfach die Hälfte von deinem ab.« Sie reichte ihm einen leeren Becher, und er goss die Hälfte von seinem hinein. Da er neben dem Papierkorb stand, konnte er sehen, woran sie gearbeitet hatte. Sie versuchte, sich mit jedem laufenden Fall vertraut zu machen, mit allem, was Frank Lauderdale hinterlassen hatte.
    »Hast ja viel vor«, bemerkte er.
    »Du kannst mir helfen.«
    »Wie das, Boss?«
    »Du hinkst mit der Abschrift deiner Notizen hinterher. Besonders mit dem McBrane- und dem Pettiford-Fall. Die würde ich gern noch heute Vormittag sehen.«
    »Weißt du eigentlich, wie schnell ich tippe?«
    »Tu’s einfach.«
    »Würdest du dich mit einem von beiden begnügen? Ich muss zu einer Beerdigung.«

    »Ich will sie beide bis spätestens Mittag, Inspector.
    Rebus schaute zurück zur offenen Tür. Sie waren immer noch allein im Büro. »Weißt du«, sagte er ruhig, »es dauert nicht mehr lange, und ich nehm’s persönlich.«
    Sie sah von ihrer Arbeit auf. »Was denn?«
    »Wie du mich behandelst, seit du hier bist. Ehrlich gesagt, stinkt mir das. Anfangs dachte ich, das sei bloß Theater, aber inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher. Mir ist klar, dass du allen was beweisen musst, aber das heißt nicht -«
    »Vorsicht, Inspector.«
    Rebus starrte sie an. Nach einer Weile schlug sie die Augen nieder. »Danke für den Kaffee«, sagte sie leise. »Aber ich möchte diese Abschriften trotzdem bis Mittag haben.«
    Also ging er an seinen Schreibtisch und nahm sich seine Aufzeichnungen vor. Er mochte diese Arbeit nicht, Ermittlungsnotizen ins Reine zu schreiben, die Plackerei, immer nach dem richtigen Wort zu suchen, alles hundertprozentig korrekt formulieren zu müssen. Kein Polizeibeamter war erbaut, wenn ein gewissenhaft ausgearbeiteter Bericht wegen eines kleinen Formfehlers von der Staatsanwaltschaft zurückgeschickt wurde. Man wartete auf die Mitteilung, dass die Zeugenvernehmung vorbereitet wurde, und stattdessen kam die Akte mit dem Vermerk zurück: »In vorliegender Form nicht gerichtsverwertbar.«
    Der Bericht erstattende Beamte - dessen Aufgabe es war, als Verbindungsmann zur Anklagebehörde zu fungieren - bekam naturgemäß das meiste ab, und Rebus war sowohl beim McBrane- als auch beim Pettiford-Fall Berichterstatter. Es war seine Aufgabe, das Belastungsmaterial zusammenzutragen und so zu ordnen, dass der Staatsanwalt es akzeptieren würde. Und vermutlich war es Gill Templers Aufgabe, dafür zu sorgen, dass er seine Arbeit machte, aber trotzdem wurmte ihn ihre Einstellung. Soweit
er es beurteilen konnte, war ihre Ernennung zur Vertretung Frank Lauderdales alles andere als allgemein begrüßt worden. Wenn Lauderdale auch nicht jedermanns Respekt genossen hatte, war er doch zumindest ein Mann ; und wichtiger noch, er war »einer von ihnen«. Gill Templer hatte man vom Fife hierher versetzt. Und sie war eine Frau. Und sie spielte nicht mal Golf.
    Die Beamtinnen schienen durchaus glücklich mit ihr zu sein - böses Blut gab’s nur bei den Männern. Siobhan Clarke, war Rebus aufgefallen, hatte einen neuen, regelrecht federnden Gang, seit sie unter einer Frau arbeitete. Vielleicht sah sie in Gill Templer eine mögliche Zukunft für sich selbst. Aber Gill würde sich in Acht nehmen müssen. Man würde ihr Stolpersteine in den Weg legen. Sie müsste genau überlegen, wem sie vertrauen konnte. Rebus hatte sich bislang wohlwollend abwartend verhalten und angenommen, sie sei so hart zu ihm, weil sie es sich nicht leisten konnte, nachgiebig zu sein.
    Bislang sah es wie ein einseitiges Wohlwollen aus.
    Er kam mit den ausgearbeiteten Notizen in ihr Büro und musste feststellen, dass sie sich in einer Besprechung mit Farmer Watson befand. Also legte er die getippten Seiten deutlich sichtbar auf ihren Schreibtisch und ging in den Waschraum, um seinen blauen Schlips durch einen schwarzen zu ersetzen. Er überprüfte gerade sein Aussehen im Spiegel, als Brian Holmes hereinkam.
    »Na, geht’s zu einer Party?«
    »Gewissermaßen, Brian. Gewissermaßen.«
     
    Keine Frage, dass es in der Kochnische genügend Alkohol gegeben

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