Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
Umschlag.
»Hat Sie jemand am Computer gesehen?«
»Ich glaub nicht.«
»Halten Sie ja die Augen offen. Es ist nicht nur der Farmer - Flower führt auch etwas im Schilde.«
»Was?«
»Für den Anfang Brandstiftung.« Rebus öffnete den Umschlag und las den Inhalt. Clarkes Sandwich kam. Als sie hineinbiss, tropfte Dotter auf ihren Teller.
»›Derwood Charters‹«, las Rebus vor, »›sechsundvierzig Jahre alt, geschieden, Ex-Firmenchef.Verurteilt wegen Betrugs, sitzt drei Jahre einer sechsjährigen Strafe in HM Prison Edinburgh ab. Privatanschrift in Cramond, bis das Haus verkauft werden musste. Geburtsdatum... Name des Verteidigers... keine Ehefrau oder sonstigen Angehörigen. ‹« Rebus überflog rasch das Wenige, was noch kam. »Ein bisschen dürftig, nicht?«
»Ein bisschen.«
»Als wär jemand am Computer gewesen und hätte die Akte zurückgestutzt.Welches Revier hatte mit ihm zu tun?« Er sah die Ausdrucke noch einmal durch. »So, so: St. Leonard’s.«
»Aber vor unserer Zeit?«
Rebus nickte. »Ich war da noch in der Great London Road. Aber Chief Inspector Lauderdale auch, und trotzdem
steht er hier als einer der Ermittler.« Er dachte kurz nach. »Also gut, Sie müssten jetzt Folgendes machen -«
»Wieder ins Revier gehen und die Ermittlungsnotizen aus dem Archiv holen?«
»Ich weiß, dass das viel verlangt ist.«
»Och, kann mich ja nur meine Laufbahn kosten.«
Aber er wusste, dass sie es trotzdem tun würde.
Rebus musste über eine Stunde warten, ehe Clarke zurückkam. Sie hatte eine Supermarkt-Tragetasche dabei und stellte sie neben ihn auf den Boden. Er bestellte ihr einen Becher Tee; sein Bauch gluckste schon von dem Zeug.
»Die Akte stand nicht da, wo sie hingehörte«, erklärte sie. »Sie war falsch eingestellt worden.«
»So als wollte sie jemand verstecken?«
»Aber ohne es zu auffällig wirken zu lassen. Im Archiv liegen so viele Berichte, dass einer davon leicht verschwinden kann, wenn er an der falschen Stelle abgelegt wird.«
»Hat jemand Sie gesehen?«
»Brian kam, um festzustellen, was ich da trieb. Ich habe ihn zum Schmierestehen abgestellt. So, und je schneller Sie jetzt die Sachen durchlesen, desto eher kann ich sie wieder zurückbringen.«
Die Bedienung kam mit Siobhan Clarkes Tee und sah Rebus einen schweren Heftordner aus der Tragetasche heben.
»Wollen Sie hier ganz einziehen?«, fragte sie.
»Ich tu Ihnen einen Gefallen«, sagte er mit einem Blick auf all die leeren Tische. »In ein leeres Café kommt doch kein Mensch.«
» Sie sind gekommen«, erwiderte sie.
Rebus lächelte, öffnete die Mappe und begann die Ermittlungsnotizen durchzulesen.
Um die Mittagszeit rief Rebus bei einem Zahnarzt an.
Nachdem er das Problem erklärt hatte, bat ihn die Sprechstundenhilfe, einen Augenblick zu warten. Dann teilte sie ihm mit, Dr. Keene könne ihn um siebzehn Uhr noch dazwischenschieben.
Die Praxis befand sich in einer ansehnlichen Doppelhaushälfte auf der Inverleith Row, gegenüber dem Eingang des Botanischen Gartens. Rebus schwitzte schon, als er im Wartezimmer Platz nahm. Außer ihm saß noch eine Frau da, und zu seiner Erleichterung wurde sie als Erste hineingerufen. Aber damit blieb nur noch er übrig. Seine Ohren schienen schärfer als sonst zu sein. Er konnte das Jaulen eines Bohrers hören, das Klirren von Metallinstrumenten, die in Metallschalen fallen gelassen wurden. Als die Patientin, begleitet vom Zahnarzt, wieder herauskam, ging sie hinüber zur Anmeldung, um sich einen weiteren Termin geben zu lassen. Der Zahnarzt drehte sich um und ging lächelnd an die Tür des Wartezimmers.
»Mr. Rebus? Hier entlang, bitte.«
Er trug einen weißen Kittel und eine Brille. Rebus schätzte ihn auf Ende fünfzig.
»Setzen Sie sich, bitte«, sagte Dr. Keene, während er sich die Hände wusch. »Also eine Schwellung im Mund?«
Rebus ließ sich auf dem Behandlungsstuhl nieder, schwang die Beine hoch und krallte sich an den Armlehnen fest. Dr. Keene kam herüber.
»Jetzt lehnen Sie sich einfach zurück und entspannen sich.« Rebus konnte seinen eigenen röchelnden Atem hören. »So ist gut.« Der Zahnarzt betätigte ein Pedal, wodurch sich die Rückenlehne fast in die Horizontale senkte und der ganze Stuhl gleichzeitig in die Höhe ging. Dann rückte er die Untersuchungslampe in die richtige Position und schaltete sie ein. »Wir wollen uns das erst mal nur ansehen.« Er zog eine Schwenkablage mit allerlei Instrumenten
zu sich heran und setzte sich auf einen hohen
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