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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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Lippen gefühllos werden lassen. Aber Dr. Keene verstand ihn auch so.
    »Sie meinen, dienstlich?«
    »So ungefähr. Ich glaube, Sie kennen einen Mann namens Derwood Charters?«
    Dr. Keene schnaubte und fing an, seine Instrumente wegzuräumen.
    »Ich werde das als ›ja‹ auffassen«, sagte Rebus.
    »Leider Gottes, muss ich sagen. Er kam, so wie Sie, eines Tages in meine Praxis, weil er Beschwerden hatte. Dann traf ich ihn zufällig bei Bekannten wieder. Wir sahen uns
noch ein paarmal privat, und dann machte er mir ein Angebot.«
    »Ein finanzielles?«
    »Er brauchte Investoren für eine Firmengründung. Der Mann hatte ausgezeichnete Referenzen. Er hatte unter anderem daran mitgewirkt, die Mittel für die Gründung von PanoTech zu beschaffen, und das kann man ja kaum als einen Fehlschlag bezeichnen. Wohlgemerkt, ich habe mich keineswegs nur auf sein Wort verlassen, sondern meinen Steuerberater gebeten, sich den Geschäftsplan anzusehen. Er wirkte solide, sehr professionell gemacht.«
    »Um was für eine Firma ging es dabei?«
    »Derry war sehr überzeugend, er hob immer die Nachteile jedes Projekts hervor. Und je schlechter er eine Sache machte, desto attraktiver erschien sie merkwürdigerweise. Er erweckte überhaupt nicht den Eindruck, als wolle er einem etwas andrehen. Bei dem Projekt, in das ich investierte, würde die Firma aus dem Konjunkturrückgang Gewinn schlagen. Das war der ›Nachteil‹: Seine Investoren würden vom Elend anderer profitieren. Er wollte Arbeitnehmern, die sich plötzlich ›wegrationalisiert‹ fanden, Beratung und Umschulungskurse anbieten. Er erklärte, sobald die Firma ihre Arbeit aufgenommen hätte - sie sollte Albavise heißen -, würde er Zuschüsse von der Europäischen Union, vom Scottish Office und so weiter in Anspruch nehmen können. Was er bräuchte, sei lediglich etwas Startkapital.« Dr. Keene hielt kurz inne. »Und wissen Sie was? Ich glaubte ihm damals, und ich glaube ihm noch heute:Wenn er das Geld tatsächlich dazu benutzt hätte, die Firma zu gründen, wäre sie ein Erfolg geworden.«
    »Aber er hat gar keine Firma gegründet, richtig?«
    Dr. Keene seufzte. »Er benutzte das Geld, um seine Schulden zu tilgen und seinen Lebensstil zu finanzieren. Er hatte zehn Investoren an Land gezogen und von jedem
fünftausend bekommen. Fünfzigtausend Pfund, Inspector, und er jagte das Ganze in drei Monaten durch den Schornstein.«
    Ja, und dann versuchte er, sich abzusetzen. Nur dass einer seiner Investoren einen ausgesprochen aufmerksamen Steuerberater hatte. Charters wurde festgenommen, als er gerade in den Pendelzug nach London einsteigen wollte.
    »Als sie anfingen, seine Geschäfte unter die Lupe zu nehmen - die Finanzbehörde, das Betrugsdezernat, was weiß ich nicht alles -, tauchten alle möglichen Widersprüche auf, zu denen Derry allerdings mit keinem Wort Stellung nahm. Er schwieg während der ganzen Verhandlung.« Er sah Rebus an. »Hat sich irgendetwas getan?«
    Rebus zuckte die Schultern. »Dazu ist es noch zu früh, Sir.« Die Standardantwort, aber Dr. Keene akzeptierte sie.
    »Es war nicht so sehr das Geld, das schmerzte, wissen Sie«, erklärte er Rebus. »Es war dieses Gefühl, angelogen und betrogen worden zu sein.«
    »Das verstehe ich sehr gut.«
    Die Ermittlungsnotizen zum Charters-Fall waren eine ausgesprochen faszinierende Lektüre gewesen. Zum Beispiel wusste Rebus jetzt, dass Frank Lauderdale zu der Zeit, als man gegen Albavise und Charters’ andere Projekte ermittelte, dem Betrugsdezernat zugeteilt gewesen war. Nachträglich konnte Rebus sich tatsächlich an eine Periode erinnern, während der Frank Lauderdale nicht in der Great London Road gearbeitet hatte. Aber Lauderdale war noch das uninteressanteste Detail, denn der Mann, der damals das Betrugsdezernat geleitet hatte, Chief Superintendent Allan Gunner, war mittlerweile Deputy Chief Constable der Polizei von Lothian and Borders.
    Und das war noch nicht alles …
    »Dr. Keene, kennen Sie einen Mann namens Haldayne? Mit einem Y nach dem A?«

    »Ich glaube nicht.«
    »Er ist Amerikaner, arbeitet beim Konsulat.«
    Dr. Keene schüttelte den Kopf. »Nein, ich kenne ihn nicht. Ist das wichtig?«
    »Er ist ein weiterer Investor, der mit Albavise ausgenommen wurde. Ich dachte, Sie hätten ihn vielleicht kennen gelernt, das ist alles.«
    »Wir hätten uns während der Verhandlung kennen lernen können, wenn Zeugen aufgerufen worden wären. Aber Charters überlegte es sich im letzten Moment anders und bekannte

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