Ein EKG fuer Trimmel
sich den Kopf unter der Mütze. »Scheiße!«
»Zu eng!« sagt der andere überflüssigerweise.
»Wollen wir hochkant?«
Aber im Grunde kann man das schlecht machen, entscheiden sie ohne weitere Worte, und deshalb verläßt Jake Tennessy die Stätte seines Wirkens sozusagen zu Fuß über die Treppe.
Ich sollte freundlicher – noch freundlicher – mit dieser Jill Biegler umspringen, denkt Trimmel. Er sitzt in ihrem ziemlich unpersönlichen Büro, in dem als einziger Schmuck ein kleiner Blumenstrauß steht. Jill zieht sich die Lippen nach und wird davon voll in Anspruch genommen.
Nach wie vor Thema eins: die Sache mit den Organverpflanzungen.
Trimmel fühlt sich alarmiert und hilflos zugleich. Er hat das Mädchen im Moment nötiger als Höffgen und die ganze Spurensicherung – denn die Auskünfte, die er braucht, kann ihm weitgehend nur der Computer geben. Und wie soll er ohne Jill Biegler und ihre Kollegen in der nächsten Zeit mit dem Computer reden – mit Mike ohne Kopf und Kragen?
Es ist rabenschwarz mittlerweile, draußen an der Alster, hier drinnen in seinem Gehirn.
»Moment mal«, sagt er erleichtert, »ich seh da gerade…«
Da ist Höffgen. Trimmel sieht ihn fragend an.
»Der Portier in der Halle«, sagte Höffgen, »hat fünf Personen registriert, die heute das Haus betreten haben. Einer war zweimal hier, Tennessy selbst. Ist heute früh um neun gekommen, hat mittags das Haus wieder verlassen, kam nach zwei Uhr nachmittags zurück. Um zwei hatten allerdings alle anderen das Haus ordnungsgemäß wieder verlassen.«
»Muß man sich beim Portier an- und abmelden?«
»Nee, nur sonn- und feiertags und in der Woche nach siebzehn Uhr. Während der Bürozeit machen’s die einzelnen Firmen und Behörden jeder für sich etagenweise. Unheimlich ordentliches Haus… gräßlich!«
»Haste was gegen Zucht und Ordnung?«
»Gegen zuviel immer!« Höffgen schüttelt sich. »Hier haben Sie’s sogar auch noch schriftlich, die Liste der Leute, die im Haus waren.« Drei Männer und eine Frau, deren Namen außer dem Namen Tennessy Trimmel noch nie gehört hat.
Der fünfte beziehungsweise zweite weibliche Name sitzt im Büro gleich nebenan. Jill Biegler.
»Sie ist zwanzig vor eins gekommen«, sagt Höffgen, »in einem dunkelblauen VW Käfer mit Schiebedach; ist gleich in die Tiefgarage gefahren. Beim Portier leuchtet ein rotes Lämpchen auf, wenn jemand in die Tiefgarage fährt. Er muß dann nachsehen oder den Fahrstuhl auf dem Weg von der Garage nach oben in der Halle stoppen… fragen Sie sie doch mal selber, was Sie dazu meint…«
Trimmel geht mit Höffgen wieder in Jill Bieglers Büro. Sie hat sich inzwischen mit einem Stapel von Computerprotokollen auf ihren Schreibtisch gehockt wie die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen auf ihrem Sockel; bei Jill allerdings wirkt’s viel künstlicher.
»Wann waren Sie zuletzt hier im Haus?« fragt Trimmel.
»Heute mittag«, sagt sie prompt.
»Warum haben Sie mir das nicht gesagt?«
»So genau haben Sie mich ja gar nicht gefragt. Ich bin etwa um halb eins ins Haus gekommen, und…«
Trimmel winkt ab. »Wie denn?«
»Was heißt wie?« sagt sie frech. »Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch eine schwarze Hose und dazu einen… ja, einen lila Pullover und…«
»Aha. Und mit welchem Verkehrsmittel haben Sie das Haus erreicht, und auf welchem Weg sind Sie von der Straße in Ihr Büro gekommen?«
Dann, endlich, bestätigt sie vollends das, was Höffgen vom Portier erfahren hat. Blauer VW Käfer. Tiefgarage. Unterwegs, in der Halle, drei Worte mit dem Portier gewechselt. »Um halb zwei bin ich wieder abgehauen…«
Die Frage erübrigt sich, ob sie Jake Tennessy noch begegnet ist. »Allerdings könnten wir uns eigentlich beide mal wie zivilisierte Menschen betragen!« sagt Trimmel. »Wenn Sie wollen, können Sie übrigens nach Hause gehen!«
»Mach ich glatt!« sagt sie. Aber als Trimmel sich dann den Portier kommen läßt, ist sie immer noch da.
»Wissen Sie, ob Tennessy einen ständigen Parkplatz hatte?« fragt Trimmel den Portier.
»Er hatte kein Auto«, sagt der Mann.
»Ach nee. Und wie ist er gewöhnlich hergekommen?«
»Mit dem Taxi«, sagt der Portier, unvermittelt weinerlich. »Heute auch, zweimal. Aber ich weiß im Moment überhaupt nicht mehr, was los ist… Da war plötzlich die Leiche, wo ich seit dem Krieg keine Erschossenen mehr sehen kann…«
»Und woher wissen Sie, daß er erschossen worden ist?«
»Das… ich…« Aber er kann sich
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