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Ein Ende des Wartens

Ein Ende des Wartens

Titel: Ein Ende des Wartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Knieps
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keinen Fall, denn sie befürchtete, dass die Kälte, die sie an ihren Ohren und ihrer Nasenspitze spürte, in ihre Decke gelangen würde, die sie mit aller Macht nach allen Seiten abgedichtet hatte.
Tatsächlich dauerte es noch fast eine ganze Stunde, ehe die Sonne am Horizont aufging, und bereits die ersten Strahlen waren in einer solch durchdringenden Stärke wärmend, dass es vor allem Annika überraschte, die nur auf der Decke saß. Mehr belebend als erhaben fühlte sich dieser erste Sonnenaufgang am Meer für beide an. Dennoch genossen sie das Schauspiel, das zwar durch eine leichte Bewölkung am Himmel etwas gestört wurde, doch das war beiden völlig egal. Sie hatten ihr erstes Ziel ihres Kurztrips erreicht: den Sonnenaufgang am Meer – und er hatte die Schönheit, die sie sich von diesem Moment erhofft hatten.
Bald schon waren die Strahlen der Sonne so warm, dass sich Tammy aus ihren Decken traute. Die plötzliche Kälte der umgebenden Luft führte fast dazu, dass sie sich erneut eingerollt hätte, doch sie stand tapfer auf und schaffte es durch Dehnen und Strecken, ihren Kreislauf in Schwung zu bringen, sodass ihr warm werden konnte. Auch Annika stand auf und machte ein paar Lockerungs- und Aufwärmübungen. Beide spürten eine große Befreiung für einige Augenblicke. Es war, als ob es kein Drumherum gab, keine nervende Welt mit ihren Problemen und Sorgen, sondern nur sie beide an diesem Strand, die der Sonne beim Aufgehen zusahen und sich von ihren Strahlen wärmen ließen.
Aber so sehr sie diesen Moment des inneren Friedens genossen, so schnell kehrte auch die Wirklichkeit zu ihnen zurück – in Form knurrender Mägen. Annikas Magen knurrte gar so laut, dass Tammy es hören konnte, und sie gab zu, dass auch sie einen Riesenhunger habe. Annika schlug vor, die Decken einzurollen und zum Auto zu gehen, damit sie ein bisschen umherfahren konnten, um eine Bäckerei zu finden, die bereits geöffnet hatte. Tammy fand den Vorschlag passend, schüttelte wie Annika ihre Decken aus und beide gingen frohen Mutes zum Mercedes.
Als Annika für diesen Morgen einen letzten Blick auf diesen Strand warf, sah sie am Horizont, wie ein großes Frachtschiff seine Bahn zog. Dazu erkannte sie ein Segelschiff und zwei, drei weitere Objekte, die sie von ihrer Form nicht zuordnen konnte.
Merkwürdig, dachte sie sich, dass sie diese Schiffe noch gar nicht bemerkt hatte, doch dann sagte sie sich, dass es vielleicht an der Perspektive lag, denn zum Strand war es leicht abschüssig. Sie zuckte mit den Schultern, drehte sich zum Weg um und folgte Tammy, die schon auf dem Parkplatz war und zielstrebig auf den Mercedes zusteuerte. Annika öffnete den Wagen per Fernbedienung und beide legten die Decken in den Kofferraum, ehe sie sich gegenseitig die Kleidung abklopften, um so wenig Sand wie nur möglich mit in den Wagen zu schleppen.
Als sie im endlich losfuhren, schlug Tammy vor, dass sie beide auch nach einem Ort Ausschau halten sollten, an dem sie sich frisch machen konnten, denn als sie sich im Spiegel des Blendschutzes betrachtete, befand sie, dass sie – seit sie denken konnte – keine so scheußliche Frisur mehr gehabt hätte. Annika stimmte ihrer Freundin zu und erhielt als Dank einen Knuff in die Seite, sodass sie das Lenkrad ein wenig verriss. Obwohl an dieser Stelle der Straße kein Risiko auf einen Unfall bestand, harschte Annika ihre Beifahrerin an, so etwas gefälligst zu unterlassen.
Tammy hatte kaum zugehört, sondern beschäftigte sich weiter mit ihrem Spiegelbild, dem sie versuchte, wenigstens rudimentär eine normale Frisur zu verpassen.
Annika konzentrierte sich derweil auf die Straße und versuchte in ihren Erinnerungen zu kramen, welche größere Stadt wohl in der Nähe lag. Da auf den kleinen Straßen, auf denen sie fuhren, keine größere, bekannte Stadt ausgeschildert war, musste sie raten, und ohne, dass sie ihre beschäftigte Beifahrerin nach ihrem Rat fragte, bog sie an der nächsten größeren Kreuzung nach links ab. Sie hatte sich entschlossen, dass sie solange auf der Straße bleiben würde, bis sie in eine kleine Stadt kam, in der es einen Bäcker gab.
Es vergingen einige Minuten, ehe sie in einen Ort kamen, der nach nur wenigen Häusern auch schon wieder endete. Im Sonnenlicht des Morgens betrachtet sahen die Häuser ganz anders aus als die Häuser aus ihrer Heimatstadt. Die meisten waren entweder aus Backstein gebaut oder hatten ein Reetdach und waren oftmals viel großzügiger gebaut als die

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