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Ein Ende des Wartens

Ein Ende des Wartens

Titel: Ein Ende des Wartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Knieps
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und wenn Annika sich selbst fragte, war sie kein überzeugter Wanderfan – vielmehr machte es ihr nichts aus, lange Strecken zu gehen. Aber dass sie sich in das Wandern als Tagesinhalt verliebt hätte, nein, das konnte sie auf keinen Fall von sich behaupten.
Aber das Kernproblem lag hierbei in einer anderen Tatsache: dass Annika sich fragte, warum sie den Hang zu haben schien, in der Beziehung mit Marco immer wieder die Rolle der Zurücksteckenden einzunehmen. Warum überließ sie ihm sogar freiwillig die Entscheidung? Warum setzte sie sich und ihre Wünsche soweit zurück? Nur, um ihm zu gefallen? Oder ihm nicht zur Last zu fallen?
    Annika suchte in den Wellen die Antwort auf diese Frage, doch das einzige, das ihr einfallen wollte, waren andere Situationen in ihrem Leben, in denen sie meistens zurückgesteckt hatte. Eigentlich immer dann, wenn sie und Marco nicht gerade einer Meinung waren, hatte er sich durchgesetzt. Welche Wohnung sie zusammen bezogen hatten, welches Abendessen sie zusammen aßen, in welchen Kinofilm sie zusammen gingen. Selbst im Kino hatte sie meistens das gegessen, was er für sie beide bestellte. Weil sie es ihm aber auch überlassen hatte!
Meine Güte! Wie oft hatte sie wohl Nachos mit Käsedip gegessen, obwohl sie beides nur wenig bis gar nicht mochte? Diese und ähnliche Fragen durchbohrten ihren Kopf und wollten sie nicht loslassen.
Annika hätte sicherlich noch viele Stunden an diesem Strand, in dieser Position sitzen können, um über diese Gedanken nachzusinnen, ohne zu einer Lösung oder einer Antwort zu gelangen, die zu einer tieferen Selbsterkenntnis führten, doch zu ihrem Glück bewegte sich Tammy und drehte sich zu ihr um.
Woher sie die Decke habe, fragte ihre Freundin schwach, und Annika drehte ihren Kopf, um ihr zu antworten, dass sie noch mal am Auto gewesen war, um sie zu holen.
Dann habe Annika ihre Freundin völlig alleine schlafend am Strand liegen gelassen, meinte Tammy zwar schwach, doch Annika konnte den Vorwurf deutlich aus der Stimme raushören.
Sie habe sie nicht wecken wollen, weil sie so friedlich geschlafen habe, erwiderte Annika und erklärte, dass sie nicht auf dem Sandboden sitzen konnte, da die Kälte sonst viel zu heftig gewesen wäre. Also sei sie zum Auto gegangen, um dem Problem Abhilfe zu schaffen. Und in einer wirklichen Gefahr sei Tammy nicht gewesen, da der Weg zum Auto und zurück bei diesem Lichtverhältnissen in weniger als drei Minuten zu machen sei. Dass sie am Strand entlanggeschlendert war, soweit, bis sie außer Sichtweite war und dort viel länger verharrt hatte, verschwieg Annika ihrer Freundin, denn das wäre sicherlich der weitaus schwerwiegendere Fall gewesen.
Ob Tammy einfach noch zu schläfrig war oder ob sie es vergaß, sich weiter darüber aufzuregen, schien in diesem Augenblick unwichtig, solange sie nur aufhörte. Annika hatte ihren Blick erneut den Wellen zugewendet, und der Horizont weiter in der Ferne hatte inzwischen ein solch helles Morgenblau, dass es nicht mehr allzu lange dauern konnte, bis die Sonne aufging.
Die Stunde vor dem Sonnenaufgang sei allgemein die kälteste Stunde, sagte Tammy plötzlich in die Stille und kuschelte sich noch tiefer in die Decke, die sie umgab.
Wahrscheinlich weil der Körper dann müde ist, wenn er die ganze Nacht wach gewesen war, fügte Annika hinzu.
Ob sie denn gar nicht müde sei, wollte Tammy wissen.
Nicht mehr. Eben sei sie noch schläfrig gewesen, aber der tote Punkt wäre schon längst vorüber.
    Der komme bestimmt wieder, meinte Tammy. Spätestens wenn sie den ersten Hänger am Vormittag hat, wird sie sich unendlich müde fühlen und nichts außer Schlafengehen im Kopf haben.
Das könne gut möglich sein, antwortete Annika. Deswegen wäre es sicherlich eine gute Idee, wenn sie nach dem Sonnenaufgang etwas zu essen suchen würden, ehe sie eine Unterkunft fanden – wenn sie denn nicht im Auto schlafen wollten.
Tammy stimmte Annikas Ausführung kurz zu und beide verfielen in ein erneutes Schweigen. Nur die anbrandenden Wellen machten in einem unwirklichen Rhythmus gespenstische Töne, die sie beide trotz der Müdigkeit wach hielten.
Annikas Gedanken drehten sich nach dem Erwähnen von etwas Essbarem nur noch darum, und Tammy fragte sich, wie lange es wohl wirklich dauern würde, ehe die Sonne aufging. Sie hätte in ihrem Handy nachschauen können, wann der Sonnenaufgang an diesem Ort und an diesem Tag war, doch dann hätte sie sich bewegen müssen – und das wollte sie auf

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