Ein Ende des Wartens
unsicher.
Erst einmal habe sie nicht zugesagt, das Haus zu mieten, hielt Tammy dagegen, sondern nur, es sich anzuschauen, und wenn die Verkäuferin schon so viel mitbekommen hatte, dann war ihr sicherlich auch nicht entgangen, dass sie nur zwei Tage im hohen Norden bleiben wollten.
So ein Haus koste doch bestimmt genauso viel wie ein Hotelzimmer für eine Nacht, konterte Annika. Was sie dann gewonnen hätten.
Das mag sein, gab Tammy zu, aber ein ganzes Ferienhaus für sich alleine – gegenüber einem Hotelzimmer, das auf wenigen Quadratmetern alles bieten sollte, wäre schon ein himmelweiter Unterschied.
In diesem Moment kam die Verkäuferin zurück und sagte fröhlich, dass ihre Schwester zugesagt habe, sollten die beiden Interesse an dem Ferienhaus haben.
Was es denn kosten würde, fragte Tammy nun etwas verspätet und schob nach, dass sie das Haus nur bis zum Ende des Wochenendes brauchen würden.
Das sei kein Problem – das habe sie schon verstanden, meinte die Verkäuferin weiterhin mit einer unerschütterlichen Fröhlichkeit und entschuldigte sich ein weiteres Mal, dass sie das Gespräch der beiden so intensiv belauscht hatte. Die beiden müssten nur die Kosten für die Endreinigung bezahlen – die Miete sei ja schon bezahlt worden, dann könnten sie bis zum Ende des Wochenendes oder auch bis Montagmorgen in dem Haus wohnen.
Dieser Vorschlag klang für die beiden Freundinnen viel zu verlockend, als dass sie ihn ablehnen konnten. Sie erhielten die Adresse von der Verkäuferin, gaben ihr ein großes Trinkgeld und wunderten sich erst so richtig, als sie schon wieder im Auto saßen, um die Adresse in das Navigationsgerät einzugeben.
Ob ihr Glück, das sie bisher auf dem Trip hatten, normal sei, fragte Tammy in Richtung Annika, doch diese konnte nur ebenso mit den Schultern zucken. Oder ob es an der Mentalität der Menschen hier im hohen Norden des Landes lag, dass sie so offenherzig waren?
Annika ließ eine Antwort auf die Frage offen und fuhr langsam los, als ihr das Navigationsgerät endlich den Weg berechnet hatte. Das Ferienhaus lag scheinbar in einem der Nachbarorte, denn es waren knappe zehn Kilometer bis zu dieser Adresse. Annika lenkte den schweren Wagen vom Parkplatz und beide winkten der Verkäuferin, die jedoch gerade mit einem Kunden redete. Im Grunde fuhren sie den Weg zurück, den sie am frühen Morgen gekommen waren und verließen die Kleinstadt in diese Richtung. An der nächsten größeren Kreuzung aber bogen sie in eine abgehenden Straße ein, schauten auf die Straßenschilder, doch weder kannten sie einen der angegebenen Orte noch lag einer davon innerhalb der Kilometerangabe des Navigationsgerätes.
Wo die Verkäuferin sie wohl hingeschickt habe, mutmaßte Tammy, doch Annika erklärte nur, dass es wohl nicht schaden könnte, sich das Ferienhaus mal anzuschauen – zur Not würden sie einfach wieder fahren.
Sie fuhren durch mehrere Ortschaften hindurch, die mit weniger als zehn Häusern an dieser verträumten Landstraße lagen. Inzwischen war die Sonne soweit am Himmel hinaufgeklettert, dass es in der Sonne schon richtig warm war, während es im Schatten noch kühl und voller Lichtspiele mit den umstehenden Bäumen wirkte. Die Ruhe der Landschaft mit ihren weiten Wiesen, der flachen Landschaft und der sich im sanften Wind wiegenden Bäume wirkte beruhigend auf die beiden. Vor allem Annika bemerkte, wie angenehm entspannt die Umwelt sein konnte – so ganz im Gegensatz zu der Großstadt, in der sie beide normalerweise lebten.
Die knappen zehn Kilometer waren schneller vorbei, als sie es sich gewünscht hatten, doch als sie in den kleinen Zielort einfuhren, sahen sie, dass dieser sich ruhig in die umgebende Landschaft einschmiegte und so die Ruhe der Umgebung in sich aufnahm. Sie liefen auf einen Traktor auf, der über die Straße schlich und einen Anhänger – scheinbar für Rinder – zog. Ein Mann schlenderte die Straße auf dem Gehweg entlang und führte seinen Hund aus, auch wenn es den Anschein machte, dass der Mann vom Hund ausgeführt wurde. Diese allgemeine Lebensruhe trugen die Menschen in diesem kleinen Ort zur Schau und Annika und Tammy ließen sich davon anstecken. Ohne den Traktor trotz freier Straße zu überholen, tuckerten sie hinter ihm her, bis das Navigationsgerät sie in eine der letzten Seitenstraßen hineinführte, die von der Hauptstraße abführte.
Nach nur wenigen Metern sahen sie bereits das Ziel: ein verträumtes, zweistöckiges Häuschen im nordischen
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