Ein Ende des Wartens
ihren Tonfall von einem örtlichen ins Hochdeutsche. Annika besah ebenfalls die ausgelegten Backwaren und schnell war sie sich mit Tammy einig, dass sie die Chance nutzen und in der Backstube, die über einige Tische verfügte, frühstücken sollten. Sie wählten beide einen Frühstücksteller mit Kaffee und bekamen diesen nur wenige Augenblicke später an den Tisch gebracht. Die Verkäuferin fragte noch nach weiteren Wünschen, ehe sie sich zurück hinter die Theke machte. Kaum, dass sie dort war, kamen nacheinander einige Kunden, die sie beschäftigten, sodass Annika und Tammy in völliger Ruhe frühstücken konnten.
Die Brötchen, die sie auf dem Tisch stehen hatten, waren von besonderer Qualität, und die beiden freuten sich darüber, dass der erste Bäcker noch zuhatte. Zusammen mit dem kräftigen Kaffee und dem liebevoll arrangierten Belag war dieses Frühstück eine Wohltat für die beiden Hungrigen.
Während sie schweigend aßen, untersuchten sie mit ihren Blicken die Kunden oder die Straße, die sie durch die große, vom Backen leicht beschlagene Fensterscheibe einsehen konnten. Tammys Gedanken waren ganz auf die Umgebung gerichtet, während Annikas ohne besonderen Grund bei Marco waren. Was er wohl an diesem Morgen frühstücken würde? Hatte er dieselbe Uhrzeit und war die Sonne auch bei ihm schon aufgegangen? Sie versuchte ihr karges Wissen aus dem Erdkundeunterricht hervorzukramen und meinte sich daran zu erinnern, dass Afrika eine ähnliche Zeiteinteilung wie Europa hatte – weil es auf der vertikalen Achse vom Nord- zum Südpol einigermaßen untereinanderlag. Aber wo genau sich Marco geographisch befand und ob ihre Annahme zutreffend war, konnte sie für den Moment nicht klären, und Tammy wollte sie in dieser Situation nichts fragen, was diese in ein Gespräch über Marco und dessen Verschwinden nach Afrika ziehen würde. Somit schob Annika diese Gedanken zur Seite und widmete sich der zweiten Tasse Kaffee, die sie sich aus dem Kännchen eingoss.
Mit dem Gefühl der Sättigung kam auch die Müdigkeit zurück, und Annika, die die ganze Nacht über kein Auge zugetan hatte, wollte von Tammy wissen, was sie als nächstes geplant hatte, denn wenn sie noch weiter in dieser wohlwarmen Bäckerei sitzen würde, schliefe sie ein.
Sie könnten ja zurück an den Strand fahren, schlug Tammy vor. Dann könnte sich Annika auf die Decken legen und ein wenig schlafen, während Tammy über ihre Freundin wachen würde. Dieser kleine Seitenhieb von der Diskussion heute Morgen überhörte Annika und dachte darüber nach, ob sie sich auf den sandigen Untergrund zum Schlafen legen wollte – dazu noch in aller Öffentlichkeit. So wirklich überzeugt war sie nicht von der Idee, und Tammy sah ihr diese Unsicherheit bereits an, denn sie meinte, dass Annika etwas Besseres vorschlagen sollte, wenn ihr etwas einfallen würde.
Welche Optionen blieben den Freundinnen, fragte sich Annika und kam immer wieder auf die bereits vorhandenen Vorschläge zurück. Schlafen im Auto, am Strand oder ein Hotel suchen – mehr Optionen schienen wohl nicht im Spiel zu sein.
So unerwartet wie eine weitere Option stand mit einem Mal die Verkäuferin neben den Freundinnen am Tisch, und Annika dachte bereits, dass sie den Tisch abräumen wollte, doch dann räusperte sie eine Entschuldigung, dass sie das Gespräch ihrer Gäste mitgehört hatte. Schnell erklärte sie, dass sie gehört habe, wie die beiden darüber nachdachten, welche Möglichkeiten für sie bestanden, und sie wollte ihnen anbieten, eine weitere Option ins Spiel zu bringen.
Tammy und Annika waren auf den Vorschlag der Verkäuferin gespannt, insbesondere, da sie sich kaum etwas anderes als die drei Optionen vorstellen konnten. Sie merkten, dass der Unbekannten dieses Vorgehen kein bisschen peinlich war. Sie erzählte den beiden, dass ihre Schwester und ihr Schwager ein Ferienhaus besäßen, das zwar aktuell vermietet war, die Mieter aber kurzfristig abgesagt hätten. Daher stünde das Haus eine ganze Woche leer, und wenn die beiden mochten, würde sie ihre Schwester mal anrufen, ob das Haus noch zu haben sei.
Annika und Tammy blickten sich überrascht an, und es brauchte einige Momente, ehe Tammy antwortete, dass sie beide sich das Haus ja mal anschauen könnten. Die Verkäuferin lächelte, drehte sich auf dem Absatz um, nahm dabei noch etwas Geschirr vom Tisch mit und verschwand hinter den Tresen.
Ob Tammy sich das gut überlegt hätte, so spontan zuzusagen, meinte Annika
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