Ein endloser Albtraum (German Edition)
der Hand. Wohl eher in der Garage. Vor der Invasion befand sich der Haupteingang im Querbalken des H, die Erste Hilfe, die Ambulanzen und die Röntgenabteilung waren auf der rechten Seite untergebracht und die Krankenstationen auf der linken. Im Querbalken des T befanden sich die Büros und in dem langen Schlauch dahinter das Altersheim.
Unser Krankenhaus war nämlich Altersheim und Krankenhaus in einem: Operationen am offenen Herzen und Nierentransplantationen gehörten in Wirrawee nicht gerade zur Tagesordnung.
Um 1.35 Uhr waren wir da. In diesem Stadtteil war der elektrische Strom nicht abgedreht worden; daran hatte sich also seit unserem letzten Besuch nichts geändert. Die Straßenlampen waren zwar abgedreht, aber der Parkplatz war von einem großen Sicherheitsscheinwerfer beleuchtet. Im Krankenhaus war Licht zu sehen, doch hauptsächlich in den Fluren und im Foyer. Zimmer, in denen Licht brannte, sahen wir nur wenige.
Um 1.45 Uhr zogen Homer und Robyn wie geplant als Erste los. Von einem Baumgürtel auf der anderen Seite des Parkplatzes beobachteten Lee und ich, wie sich ihre Silhouetten dem äußeren Ende der Ambulanzen näherten. Robyn ging voran, Homer folgte ihr und blickte sich gleichzeitig um. Sie sahen erstaunlich klein aus. Kurz vor dem Ende des Gebäudes befand sich eine Tür, von der wir gedacht hatten, dass sie der unverdächtigste Eingang und möglicherweise unversperrt war. Aber Robyn hielt sich gerade einen Augenblick lang davor auf, bevor sie sich wieder abwandte und die Fenster der uns am nächsten gelegenen Seite der Reihe nach überprüfte, während Homer auf der anderen Seite verschwand. Ein paar Minuten später tauchte Homer wieder auf, Robyn schloss sich ihm an und sie kehrten rasch in den Schutz der Bäume zurück. Damit war eine Möglichkeit ausgeschlossen.
Fünf Minuten später verließen Fi und Chris ihr Versteck hinter mehreren Schuppen, die ein wenig höher auf dem Hang lagen. Ihr Ziel war das T-förmige Gebäude – die Büros und das Altersheim. Nach nicht einmal zehn Minuten war das Ergebnis das gleiche: Der Bau war so dicht abgeschlossen wie ein Vakuumbehälter. Chris drehte sich in unsere Richtung und streckte die Arme mit nach oben gekehrten Handflächen aus. Er konnte uns nicht sehen, wenigstens hoffte ich das, aber er wusste ungefähr, wo wir sein mussten. Dann verließen er und Fi die Gefahrenzone und überließen uns das Feld. Lee sah mich an und verdrehte die Augen; ich grinste ihn an und hoffte, dass mir meine Angst nicht anzusehen war.
Wir warteten die vereinbarten fünf Minuten ab. Es war
2.09 Uhr. Ich berührte Lee am Arm, er nickte und wir zogen los. Wir überquerten einen knirschenden Kiesweg, kletterten einen kleinen Damm hinauf, auf dem struppiger roter Goldlack gepflanzt war, und steuerten einen Seiteneingang im Haupttrakt an. Wir gingen langsam und im Abstand von rund drei Metern voneinander. Mein Atem ging so heftig wie bei einem Querfeldeinlauf und ich schwitzte am ganzen Körper. Kalter Schweiß, der sich anfühlte, als würde er auf meiner Haut zu Eis werden. In meinem Hals steckte ein Klumpen wie ein Hühnerknochen, der sich quer gestellt hat. Mir war schlecht vor Angst. Das, was uns hierhergebracht hatte, die Liebe zu Corrie und Kevin, schien auf einmal weit weg. Jetzt wollte ich das Ganze nur noch hinter mich bringen, die beiden finden oder nicht und abhauen. Sonst nichts.
Ich erreichte die Tür; sie lag zwar im Schatten, aber über ihr war ein beleuchtetes grünes Ausgangsschild angebracht. Vorsichtig drehte ich den Türknopf, drückte gegen die Tür und zog sie auch noch in meine Richtung. Das Ergebnis war auch hier das gleiche: Die Tür war fest verriegelt.
Wie die anderen trennten wir uns und begannen die Fenster zu überprüfen. Die Fenster auf der Flurseite waren alle verschlossen. Auf der anderen Seite entdeckten wir mehrere, die zwar offen standen, aber ohne Leiter unerreichbar waren. Ich war schon zu sehr in die Nähe des beleuchteten Eingangsfoyers gekommen, also machte ich kehrt und traf Lee wieder in der Nähe der verschlossenen Ausgangstür. Hier konnten wir nicht miteinander sprechen, das war zu gefährlich; wir zogen uns zu einem etwa vierzig Meter entfernten Schuppen zurück – eine kleine verschlossene Holzhütte – und versteckten uns dahinter.
»Was meinst du?«, fragte Lee.
»Ich weiß nicht. Die offenen Fenster dürften zu den Krankenstationen gehören. Ich fände es nicht besonders klug, einfach in eine Station
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