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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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jetzt tot sein. Ich hab dir das Leben gerettet, Ellie. He, ich bin ein Held.«
    »Da haben wir's: Du spielst dich auf, obwohl du höchstens Glück hattest. Du hast so ein Scheißglück gehabt, Homer, dass du es noch nicht einmal in Ansätzen kapierst. Wenn die Typen ihre Gewehre ins Gebüsch mitgenommen hätten, wäre dir nicht einmal Zeit geblieben, deine blöde Flinte rauszuholen.«
    »Ich hatte sie in der Hand, Ellie. So langsam bin ich nicht. Ich war bereit.«
    »Was, wenn uns eine Patrouille aufgegriffen hätte? Was, wenn sie uns mit einer abgesägten Schrotflinte erwischt hätten? Sie hätten uns an den nächsten Baum gestellt und erschossen und du hättest fünf Menschenleben auf dem Gewissen.«
    »Das ist aber nicht passiert, oder? Das beweist, dass ich Recht hatte.«
    »Das beweist überhaupt nichts! Du hast einfach Glück gehabt!«
    »Nein. Die Tatsache, dass es nicht passiert ist, beweist, dass wir uns genügend abgesichert haben. Glück hat man nicht, das gibt es nicht. Das hat schon dieser Golfer gesagt – das Glück steht immer auf Seiten der guten Spieler. Solange wir vorsichtig und klug sind, werden wir auch in Zukunft Glück haben. Ich glaube nicht an Zufälle. Ich hab mir das alles gut überlegt, bevor ich beschloss die Waffe mitzunehmen.«
    »Homer! Du bist verrückt! Da draußen kann buchstäblich alles passieren. Du glaubst nicht an Zufälle? Dann verstehst du das Leben nicht. Das ganze Leben ist ein Zufall. Du führst dich auf, als könntest du alles kontrollieren. Du glaubst, du bist Gott persönlich! Jesus, sogar beim Golf kann der Ball von einem Baum abprallen und ins Loch fallen. Wie erklärst du dir das? Aber darum geht's überhaupt nicht«, fügte ich rasch hinzu, weil ich befürchtete, er könnte es erklären. »Es geht darum, dass du dich an die Entscheidungen der Gruppe zu halten hast. Du kannst uns nicht ignorieren und tun, was du willst. Wir machen das zusammen. Und nenn mich nicht eine Einmannshow. Du bist nicht nur die Show, du bist auch einer von den Roadies.«
    »Okay, es reicht«, sagte Chris. Die anderen hatten den Streit auf ihre Weise mitverfolgt. Robyn hatte sich auf eine Hacke gestützt und mit großem Interesse zugesehen und zugehört. Fi, die jede Art von Streit hasste, war auf unsere derzeitige Toilette verschwunden, ein fünfzig Meter entferntes Erdloch im Busch. Lee hatte die ganze Zeit gelesen – ein Buch mit dem Titel Red Shift - und kein einziges Mal aufgeblickt. Chris war damit beschäftigt gewesen, aus einem Stück Holz einen Drachen zu schnitzen. In letzter Zeit hatte er das oft gemacht und er entwickelte sich langsam zu einem richtigen Künstler. Aber er schien betroffen und wütend, dass wir so aufeinander losgingen, und gleich nachdem er uns unterbrochen hatte, verschwand er in Richtung Bach, während wir anderen die letzten Vorbereitungen für unsere Expedition trafen.
    Ich war immer noch wütend, packte mein Zeug zusammen, knallte Gegenstände herum und knurrte jeden an. Erst als Fi vom Klo zurückkam, beruhigte ich mich ein wenig. Um die Wahrheit zu sagen, war sie es, die mich beruhigte. Sie hob einen Stab auf, an dem wir unsere Wäscheleine befestigten und den ich umgestoßen hatte. Sie wollte ihn in der Gabelung zwischen zwei Baumästen anbringen, wo er hingehörte, reichte aber nicht ganz hinauf. Als ich mich anschickte sie hochzuheben, bemerkte ich entsetzt, dass sie bei meiner Berührung zusammenzuckte. Die Bewegung war im Bruchteil einer Sekunde erfolgt, aber sie sah aus, als hätte sie für einen Moment gedacht, ich wollte sie schlagen.
    »Oh Fi!«, stieß ich hervor. Ich war im Innersten getroffen.
    »Ellie, das wollte ich nicht«, sagte sie. »Ich bin bloß erschrocken, das ist alles.«
    Ich setzte mich neben dem Zelt im Türkensitz auf die Erde. »Fi, bin ich ein Ungeheuer geworden?«
    »Aber nein, Ellie, natürlich nicht. Es ist nur so vieles anders geworden. Es ist nicht leicht, das zu verkraften.«
    »Habe ich mich sehr verändert?«
    »Aber nein. Du bist stark, Ellie, und wenn mehrere starke Persönlichkeiten zusammenkommen, kracht es eben ab und zu. Homer ist stark und Robyn ist stark und Lee ist viel stärker, als die meisten gedacht haben. Da lassen sich Reibereien gar nicht vermeiden.«
    »Jeder ist auf seine Weise stark. Ich dachte nie, dass Kevin stark ist, bis er Corrie ins Krankenhaus brachte. Und du warst so stark, als wir die Brücke sprengten.«
    »Mit Menschen bin ich es aber nicht.«
    »Hasst du mich immer noch, weil ich diese

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