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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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geeinigt – wir würden die Schuhe anbehalten, aber dafür sorgen, dass die Socken trocken blieben. Also zog ich meine Schuhe wieder an und folgte den anderen in das kalte Wasser. War dieser Ausflug eine gute Idee? Wer wusste das schon und im Grunde war es mir auch egal. Es war eine Beschäftigung, und wenn wir halbwegs aufpassten, würde uns schon nichts zustoßen. Mit Ausnahme von Frostbeulen, dachte ich, als das eisige Wasser in meine Schuhe und zwischen meine Zehen drang. Und Blutegeln. Ich warf immer wieder ängstliche Blicke nach unten, denn die Biester haben die unangenehme Angewohnheit, sich still und heimlich festzusaugen.
    Wir kamen an der kleinen Hütte vorbei und setzten unseren Weg fort. Von nun an waren wir auf unbekanntem Terrain. Es dauerte nicht lange, bis wir nur noch mit Mühe vorwärtskamen. Ich ging gebückt, musste aufpassen, dass ich auf den glitschigen Steinen nicht ausglitt, und spürte, wie meine eisigen Zehen anfingen wehzutun und der Schmerz langsam meine Beine hochkroch. Maulend und leise fluchend schleppte ich mich dahin, rückte ständig meinen Rucksack zurecht, der in mein Kreuz drückte und mir mit jeder Minute mehr das Gefühl gab, eine Schildkröte zu sein.
    »Auch nicht gerade die leichteste Art, sein Geld zu verdienen«, sagte ich zu Robyns Hintern. Sie lachte. Das dachte ich wenigstens.
    Mit zur Seite gewandtem Kopf fragte sie mich: »He, El, beißen Flusskrebse?«
    »Klar. Wenn wir eine Pause machen, musst du deine Zehen zählen. Sind verfressene kleine Biester.«
    »Und Libellen?«
    »Die auch.«
    »Bunyips?«
    »Die Schlimmsten von allen.«
    Jetzt mussten wir uns noch tiefer bücken, um uns nicht mit den Haaren im Gestrüpp zu verheddern. Das beendete unsere Unterhaltung für eine Weile.
    So ging es eine lange Zeit dahin. Sobald ich in einen Trott verfiel, war es aber nicht mehr so schlimm. Die ersten Minuten schwitzt man und alles tut einem weh, doch dann verfällt man in einen Rhythmus und überlässt sich ihm. Das spielt sich innerlich ebenso ab wie äußerlich, wichtig ist nur, dass dieser erste heftige innere Widerstand irgendwann nachlässt. Ich stapfte hinter Robyn her, die Lee folgte, der Fi folgte, die Homer folgte. Manchmal wurde der Bach breiter und plätscherte über kleine Kieselsteine, auf denen es sich angenehm und leicht gehen ließ, manchmal rutschte ich auf den glatten Steinen aus oder spürte den Druck der spitzen Steine durch meine Schuhe; ab und zu wurde der Bach plötzlich tief und wir mussten ausweichen. An einer Stelle war der Bach gerade und dunkel mit sandigem Grund und wir konnten ungefähr achtzig Meter weit wie auf einer Straße aufrecht gehen.
    Ich hatte immer gedacht, die Hölle wäre ein Becken, eine Art Schale, aber Gewissheit hatte ich diesbezüglich nie gehabt. Vom Tailors Stitch sah die andere Seite der Hölle wie ein mit Bäumen dicht bewachsener Felsenkamm aus, der jedoch viel tiefer zu liegen schien als Tailors Stitch. Man hatte den Eindruck, als würde sie auf einer Seite ein Becken bilden, dessen einzige wirkliche Erhebung der Mount Turner war. Jenseits davon lag das Holloway Valley und irgendwann musste der Bach dort ankommen.
    Wir quälten uns bereits zwei Stunden durch den Bach und verloren dabei ständig an Höhe. Ich fragte mich, ob ich je wieder in der Lage sein würde, aufrecht zu stehen, oder ob ich für den Rest meines Lebens in dieser Position bleiben müsste, ein buckliges Buschmonster. Plötzlich bemerkte ich, dass Robyns Hintern abgebogen war und sich von mir entfernte; tatsächlich kletterte sie aufwärts und verließ den Bach. Ich lugte unter meinem Rucksack hervor und sah, wie Robyn auf allen vieren aus dem Wasser kroch und sich zu den anderen gesellte, die bereits auf der Böschung verstreut waren, ihre Schuhe auszogen und ächzend ihre Füße rieben, um sie wieder zum Leben zu erwecken. Wir befanden uns auf einer mit niedrigem Gebüsch bewachsenen Lichtung, der ersten, seit wir unseren Lagerplatz verlassen hatten. Der Boden war im Umkreis von nur wenigen Metern flach, aber das genügte. Man konnte sich sogar im warmen Sonnenlicht ausstrecken, weil an manchen Stellen das dichte Blätterdach der Bäume aufriss und den klaren blassblauen Himmel durchscheinen ließ.
    »Mmmmm, tut das gut«, sagte Robyn.
    »Gott, bin ich froh über diesen Platz«, sagte ich. »Viel weiter wäre ich nicht mehr gekommen. Das war vielleicht eine Paddelei. Wessen Idee war das eigentlich?«
    »Deine«, erwiderten alle vier wie auf

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