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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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würde.«
    »Vielleicht lebte er in einer Höhle oder so was.«
    Die Wahren Geständnisse gingen weiter, aber ich ging schlafen, bevor sie mich dazu bringen konnten, alles zu gestehen, was ich mit Steve getan hatte. Ich fand, dass ich bereits genug erzählt hatte. Trotzdem schlief ich nicht gut. Normalerweise hatte ich einen tiefen und festen Schlaf, doch in den letzten Nächten war ich lange wach gelegen. Ich war selbst überrascht, als mir klar wurde, dass ich es kaum erwarten konnte, nach Hause zu kommen, zu sehen, wie es dort stand, mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Eine seltsame Angst hatte mich erfasst.
    Am nächsten Morgen standen alle zeitig auf. Aber es ist komisch: Man kann neunzig Prozent der Arbeit innerhalb der ersten Stunde erledigen, doch für die restlichen zehn Prozent braucht man mindestens zwei Stunden. Das ist Ellies Gesetz. Daher war es beinahe elf Uhr und es begann warm zu werden, als wir endlich abmarschbereit waren. Eine letzte Überprüfung des Feuers, ein bedauerndes Lebewohl an unsere Lichtung und wir machten uns auf den Weg.
    Der Aufstieg war steil und uns wurde bald klar, warum wir nicht scharf darauf gewesen waren, Wanderungen auf den Tailors Stitch zu unternehmen. Doch nicht nur Fi mit ihrer Begeisterung für Duschen und Essen konnte es kaum erwarten herauszubekommen, wo oben der Weg begann. Wir verstanden nicht, wieso wir – und all die Leute, die im Lauf der Jahre vorbeigekommen waren – ihn übersehen hatten.
    Wir plagten uns also ab, schwitzten und grunzten bei den schwierigsten Stellen und quetschten manchmal die Person vor uns durch einen Felsspalt. Homer hielt sich in Fis Nähe auf und schob sie hilfreich weiter, wenn er Gelegenheit dazu hatte. Sie lächelte ihn an und er wurde rot. Mochte sie ihn womöglich? Oder machte es ihr Spaß, ihn hinzuhalten? Es würde Homer recht geschehen, wenn ihn ein Mädchen so behandelte. Fi konnte sich für uns alle an ihm rächen.
    Da wir beinahe den ganzen Proviant aufgegessen hatten, waren unsere Rucksäcke jetzt leichter, aber nach einiger Zeit kamen sie uns genauso schwer vor wie am Anfang. Als wir endlich oben ankamen, waren wir neugierig, an welcher Stelle wir herauskommen würden. Die Antwort war überraschend. Der Pfad bog plötzlich von den Satansstufen ab und führte über einen Erdrutsch aus lockerem Schotter und Steinen. Es war das erste Mal seit Verlassen des Lagerplatzes, dass wir im Freien standen. Wir brauchten einige Minuten, um den Pfad auf der anderen Seite wiederzufinden, weil er wesentlich undeutlicher und schmäler war. Es war, als wechselten wir von einer Straße auf die Fahrspur für Landrover. Der Pfad lag jetzt offen vor uns, aber er war für jeden unsichtbar, der auf dem Kamm stand. Und jeder, der über ihn stolperte, würde ihn für einen Wildwechsel halten.
    Der Pfad wand sich weiterhin aufwärts und endete bei einem großen, alten Eukalyptusbaum in der Nähe des Wombegonoo. Die letzten hundert Meter verliefen durch so dichtes Unterholz, dass wir uns tief bücken mussten, um ihm überhaupt folgen zu können. Er war beinahe wie ein Tunnel, aber vollkommen versteckt. Leute, die vom Wombegonoo aus hinunterblickten, sahen nur undurchdringlichen Busch. Der Eukalyptusbaum stand am Sockel einer Steinplatte, die sich bis zur höchsten Stelle des Wombegonoo erstreckte. Es war ein ungewöhnlicher Baum, weil er mehrere Stämme hatte, die sich offenbar gleich am Anfang voneinander getrennt hatten, so dass sie jetzt wie die Blütenblätter einer Mohnpflanze aussahen. Der Pfad begann in der Höhlung in der Mitte des Baums: Er führte uns unter einem der Stämme hindurch mitten hinein. Die Höhlung war so groß, dass wir uns zu siebt in ihr zusammendrängen konnten. Unterhalb und um den Baum herum war das dschungelartige Dickicht der Hölle; oberhalb von ihm war die Steinplatte, auf der es, wie Robyn sagte, keine Spuren geben konnte. Es war perfekt.
    Am Wombegonoo machten wir eine Pause, aber nicht lange, denn wir hatten praktisch kein Essen mehr und waren zu faul gewesen, vom Bach Wasser hinaufzutragen. Wir brauchten etwa vierzig Minuten bis zu unserem treuen Landrover, der noch dort stand, wo wir ihn zurückgelassen hatten, und unter den schattigen Bäumen geduldig wartete. Mit Jubelgeschrei stürzten wir uns auf ihn, tranken zuerst und aßen dann gierig, sogar das gesunde Zeug, das wir fünf Tage zuvor abgelehnt hatten. Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Einstellung ändern kann. Ich erinnerte mich daran,

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