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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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dass im Radio jemand berichtet hatte, wie dankbar die Kriegsgefangenen am Ende des Zweiten Weltkriegs für jedes bisschen Essen gewesen waren, als sie befreit wurden. Zwei Tage später beschwerten sie sich darüber, dass sie statt Tomatensuppe Hühnersuppe mit Nudeln bekamen. Genauso benahmen wir uns – und tun es immer noch. Ich träumte von einem Becher Eiscreme, den ich eine Woche zuvor daheim aus dem Tiefkühlschrank geworfen hatte, weil an ihm zu viele kleine Eiskristalle klebten. Jetzt hätte ich alles dafür gegeben, ihn wieder in der Hand zu haben. Aber eine oder zwei Stunden nach unserer Rückkehr würde ich ihn wahrscheinlich wieder wegwerfen.
    Nachdem wir den Landrover erreicht hatten, schienen es die anderen nicht mehr eilig zu haben, nach Hause zu kommen. Es war ein heißer, schwüler Tag und eine Menge niedriger Wolken zogen vorüber. Man konnte die Küste überhaupt nicht sehen. Diese Art Wetter untergräbt deine Energie. Auf mich traf das allerdings nicht zu. Ich war noch immer unruhig, wollte möglichst schnell nach Hause kommen, mich vergewissern, dass alles okay war. Aber ich konnte die anderen nicht zwingen sich meinem Tempo anzupassen. Robyn hatte mir heute Morgen erklärt, ich sei rechthaberisch. Das hatte mich verletzt, vor allem, weil es von Robyn kam, die normalerweise nichts Unfreundliches sagte. Also schwieg ich, während die anderen in der Sonne herumlagen, schliefen und das Essen verdauten.
    Nach einiger Zeit verschwanden Kevin und Corrie die Straße hinunter. Homer lag so nahe bei Fi, wie er sich traute, aber sie beachtete ihn offenbar nicht. Ich unterhielt mich eine Weile mit Lee über das Leben im Restaurant. Es klang interessant, aber mir war nie klar gewesen, wie anstrengend es sein musste. Seine Eltern wollten weder Mikrowellenherde noch andere moderne Erfindungen benützen – sie machten alles auf traditionelle Art –, was wesentlich mehr Arbeit bedeutete. Sein Vater fuhr zweimal wöchentlich um drei Uhr dreißig auf den Markt. Was mich sofort von der Idee abbrachte, einmal ein Restaurant zu führen.
    Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg und sammelten Kevin und Corrie nach etwa einem Kilometer wieder ein. Wir schlingerten ungefähr genauso schnell hinunter, wie wir hinaufgeschlingert waren. Als wir einen besseren Überblick über die Ebene bekamen, entdeckten wir verblüfft sechs Brände in der Ferne – sie waren über die ganze Gegend verstreut. Zwei sahen groß aus. Für große Buschfeuer war es zu früh im Jahr, für das Abbrennen der Felder jedoch schon zu spät. Das war aber das einzige Ungewöhnliche, was zu bemerken war, und keiner der Brände befand sich in unserer Nähe.
    Am Fluss stimmte die Mehrheit dafür, schwimmen zu gehen, also hielten wir wieder für längere Zeit an, nämlich über eine Stunde. Ich wurde immer unruhiger, aber ich konnte nichts tun, um sie anzutreiben. Ich schwamm nur fünf Minuten und Lee ging überhaupt nicht hinein, deshalb setzte ich mich zu ihm, als ich aus dem Wasser kam, und wir unterhielten uns. Nach einer Weile sagte ich: »Ich möchte, dass sie endlich herauskommen. Ich kann es nicht erwarten, nach Hause zu kommen.«
    Lee sah mich an und fragte: »Warum?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin in einer seltsamen Stimmung. Einer schlechten Stimmung.«
    »Ja, du wirkst ein bisschen nervös.«
    »Vielleicht sind die Brände daran schuld. Ich verstehe nicht, wie sie entstanden sind.«
    »Du warst während des größten Teils dieser Wanderung angespannt.«
    »Wirklich? Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Ich weiß nicht, warum.«
    »Es ist seltsam«, sagte Lee langsam, »ich fühle mich genauso.«
    »Wirklich? Du zeigst es nicht.«
    »Ich bemühe mich.«
    »Ja, das glaube ich dir.«
    »Vielleicht fühle ich mich schuldig«, fügte ich nach einer Weile hinzu. »Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich die Messe versäumt habe. Wir stellen dort sehr viel aus. Dad findet, dass wir sie unterstützen sollen. Es dauert ewig, bis man das Vieh gestriegelt, hingetrieben, gebürstet, gefüttert und herumgeführt hat und es dann vorführt. Dad war nicht gekränkt und ich habe ihm beim Striegeln geholfen, aber es blieb noch sehr viel Arbeit für ihn übrig.«
    »Nehmt ihr die Tiere nur deshalb mit, damit die Messe weiterbesteht?«
    »Nein ... Es ist eine sehr wichtige Messe, vor allem für Charolais-Rinder. Es hilft den Leuten sich deinen Namen zu merken und ihnen wird klar, dass man ein ernst zu nehmender Züchter ist. Man muss heutzutage sehr auf

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