Ein endloser Albtraum (German Edition)
zustoßen.«
Es folgte eine Pause, dann sagte Lee: »Chris' Eltern haben einen Mercedes.«
»Das ist mir auch eingefallen«, gab Homer zu. »Und sie sind in Übersee, so dass der Mercedes vermutlich nicht auf dem Messegelände, sondern in der Garage steht. Ich glaube nicht, dass Chris schon einen Führerschein hat. Wenn wir schon einen Krieg führen müssen, dann wenigstens stilvoll. Bei der nächsten links, El.«
Zehn Minuten später erreichten wir Chris' Haus und rasten direkt daran vorbei zu den etwa hundert Meter entfernten Garagen und Schuppen. Wir wurden allmählich müde, nicht nur, weil wir körperlich erschöpft waren, sondern auch wegen der emotionalen Intensität der letzten Stunden. Wir kletterten steif aus dem Wagen. Die anderen machten sich auf die Suche nach dem Mercedes, während ich zur Rückseite des BMW ging, um mit Lee zu reden. Ich erschrak, als ich sah, wie blass er war; seine Haare waren schwärzer und seine Augen größer als je zuvor. Er roch noch schlechter als wir und auf seinem Verband war ein neuer roter Fleck erschienen.
»Du blutest«, sagte ich.
»Nur ein bisschen. Wahrscheinlich sind ein paar Nähte aufgegangen.«
»Du siehst schrecklich aus.«
»Und ich rieche auch so. Ich würde niemandem empfehlen vierundzwanzig Stunden lang dazuliegen und zu schwitzen.« Es folgte eine Pause, dann sagte er verlegen: »Hör zu, Ellie, danke, dass du mich rausgeholt hast. Jede Minute dieser vierundzwanzig Stunden habe ich die Schritte von Soldaten gehört, die kamen, um mich zu holen.«
»Es tut mir leid, dass die Fahrt im Lastwagen so wild war.«
Er grinste. »Ich konnte es nicht glauben. Gegen das Ende zu, als du auf die Bremsen gestiegen bist, flog ich tatsächlich raus, machte dabei aber eine Art Rolle und landete wieder drinnen. Dabei sind wahrscheinlich die Nähte aufgegangen.«
»Es tut mir leid. Wir mussten einen Wagen loswerden, der uns folgte.« Ich wischte mir das Gesicht ab. »Mein Gott, ich kann nicht glauben, was wir alles getan haben.«
»Einige Kugeln haben die Schaufel getroffen. Sie durchschlugen sie nicht, aber der Lärm, den sie machten! Ich dachte, ich wäre tot. Ich glaube übrigens, dass sie nicht wussten, dass ich da drin war, sonst hätten sie die Schaufel mit Kugeln übersät.« In diesem Moment fuhr Homer im Rückwärtsgang mit einem großen, olivgrünen Mercedes aus der Garage. Lee lachte.
»Homer hat sich nicht verändert.«
»O doch.«
»Wirklich? Das interessiert mich. Er ist ein ganz schön kluger Junge. Hör zu, Ellie, da ist ein Problem. Wenn wir den BMW dort lassen, wo er ist und ihn eine Patrouille findet, werden sie glauben, dass es zwischen uns und Chris' Familie eine Verbindung gibt. Vielleicht werden sie sein Haus niederbrennen, oder wenn Chris zu ihren Gefangenen gehört, könnten sie ihm etwas antun.«
»Du hast Recht.« Ich wandte mich den anderen zu, die aus dem Mercedes stiegen, und wiederholte, was Lee gesagt hatte. Homer hörte zu, nickte und zeigte auf den Staudamm.
»Können wir so was tun?«, fragte ich. »Mit einem hübschen, neuen BMW, der nur ein paar Einschusslöcher hat?«
Anscheinend konnten wir. Ich fuhr ihn zur oberen Seite des Damms, legte den Leerlauf ein, stieg aus und versetzte ihm einen kräftigen Stoß. Es war ein leichter Wagen, der sich mühelos bewegte. Er fuhr die Böschung in einer beinahe geraden Linie hinunter und tauchte direkt ins Wasser. Er trieb einige Meter hinaus, sank immer tiefer, hörte dann auf zu treiben und begann unterzugehen. Mit einem plötzlichen Gurgeln und einer Menge Luftblasen verschwand er. Robyn, Homer und ich jubelten leise.
Und dieses leise Jubeln holte Chris aus seinem Versteck hervor.
Er sah komisch aus, wie er so im Pyjama vor uns stand, sich die Augen rieb und uns anstarrte. Aber wir sahen für ihn wahrscheinlich genauso komisch aus, wie geschockte Vogelscheuchen, die ihn ihrerseits verblüfft anstarrten. Er war aus ihrem alten Schweinestall gekommen, der heute nur noch aus einer Reihe alter Schuppen besteht, die so offensichtlich verlassen und verfallen sind, dass sie sich gut als Versteck eignen.
Die Zeit verging schnell. Wir mussten rasch Entscheidungen treffen. Chris brauchte nicht lange, um sich dafür zu entscheiden, mit uns zu kommen. Er hatte eine Woche lang mit niemandem Kontakt gehabt, sondern nur von einem Baum aus die Ereignisse beobachtet; später tat er das vom Schweinestall aus, während eine Patrouille nach der anderen das Grundstück durchquerte. Die erste Gruppe
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