Ein endloser Albtraum (German Edition)
weitere Entscheidungen treffen, Freunde«, begann Homer. »Ich habe alle fünf Minuten zum Himmel hinaufgeschaut und darauf gewartet, dass die Amerikaner mit ihren großen grünen Helikoptern landen, aber noch ist keine Spur von ihnen zu sehen. Und Corrie hat noch keine neuen Kurzmeldungen gehört, laut denen vielleicht Hilfe unterwegs ist. Wir werden also noch etwas länger allein durchhalten müssen.
So wie ich es sehe, haben wir jetzt, da wir ein bisschen mehr über das Ganze wissen, folgende Möglichkeiten. Erstens: Wir können hier sitzen bleiben und nichts tun. Das hat nichts mit Feigheit zu tun und es gibt vieles, was dafür spricht. Wir sind für solche Sachen nicht ausgebildet und es ist für uns, für unsere Familien und sogar für unser Land wichtig, dass wir am Leben bleiben. Zweitens: Wir könnten versuchen unsere Familien und vielleicht auch andere Leute aus dem Messegelände herauszuholen. Das ist schwierig und übersteigt unsere Möglichkeiten vermutlich bei weitem. Ich meine, wir haben Gewehre und Schrotflinten, aber im Vergleich zu dem, was diese aufgeblasenen Kerle verwenden, sind das Knallbüchsen. Drittens: Wir können etwas tun, um den Guten zu helfen. Die Guten sind wir, sollte ich vielleicht hinzufügen – falls irgendjemand nicht mitkommt.« Er grinste Robyn an. »Wir könnten uns irgendwie daran beteiligen und so dazu beitragen, dass wir den Krieg gewinnen und unser Land zurückbekommen. Es gibt natürlich noch mehr Dinge, die wir tun können, andere Alternativen, wie zum Beispiel einen anderen Standort suchen oder uns ergeben, aber die liegen so fern, dass sie keine Diskussion wert sind, obwohl wir natürlich darüber reden können, wenn jemand das will.
So sieht es aus, das ist die Realität, das ist, was ich glaube. Drei Wahlmöglichkeiten und ich glaube, es ist an der Zeit, uns für eine davon zu entscheiden und dabeizubleiben.« Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und steckte die Füße wieder ins Wasser.
Es blieb lange still, dann kam Robyn seiner Aufforderung nach.
»Ich weiß noch immer nicht, was an dieser Sache richtig oder falsch ist«, sagte sie. »Aber ich glaube nicht, dass ich monatelang hier herumsitzen kann, ohne etwas zu tun. Das ist rein emotional – ich könnte es nicht. Ich stimme mit Homer darin überein, dass das Messegelände außerhalb unserer Reichweite liegt, aber ich habe das Gefühl, dass wir hinausgehen und etwas unternehmen müssen. Andererseits möchte ich nicht, dass wir herumgehen und einen Haufen Menschen töten. Ich habe Bücher über Vietnam gelesen, wie Gefallene Engel, wo diese Frau eine Mine in der Kleidung ihres eigenen Kindes versteckt, es einem Soldaten zum Halten gibt und beide in die Luft sprengt. Ich habe noch immer Albträume davon. Ich habe bereits Albträume wegen der Menschen, die wir mit dem Lastwagen überfahren haben. Aber ich nehme an, dass meine Albträume ein kleines Leiden sind im Vergleich zu dem, was andere Menschen leiden. Meine Albträume sind einfach der Preis, den ich bezahlen muss, ich weiß.
Trotz allem, was diese Leute über eine saubere Invasion sagen, finde ich alle Kriege schmutzig, gemein und niederträchtig. Es war nichts Sauberes daran, Corries Haus in die Luft zu sprengen oder die Francis-Familie zu töten. Ich weiß, dass das jetzt vielleicht ein wenig anders klingt als das, was ich vorher gesagt habe, aber das stimmt nicht. Ich kann verstehen, warum diese Leute uns überfallen haben, aber ich mag nicht, was sie tun, und ich glaube nicht, dass viel Moralisches an ihnen ist. Dieser Krieg wurde uns aufgezwungen und ich habe nicht den Mut, ein Kriegsdienstverweigerer zu sein. Ich hoffe nur, dass wir es vermeiden können, zu viel zu tun, was schmutzig, gemein und niederträchtig ist.«
Eine Zeit lang hatte dem niemand etwas hinzuzufügen. Dann sagte Fi, die blass und elend aussah: »Ich weiß logischerweise, dass wir dieses und jenes tun sollten. Aber alles, was ich weiß, ist, dass die Vorstellung, etwas zu tun, bei mir Nasenbluten hervorruft. Eigentlich will ich nur eins: zur Hütte des Einsiedlers gehen und mich unter seinem verschimmelten alten Bett verstecken, bis alles vorbei ist. Ich kämpfe wirklich mit mir, um es nicht zu tun. Wahrscheinlich werde ich, wenn es so weit ist, alles tun, was ich tun muss, aber der Hauptgrund, warum ich es tun werde, ist der Druck, mit euch mitzuhalten. Ich will euch nicht im Stich lassen. Ich würde mich schrecklich schämen, wenn ich nicht in allem, wofür wir uns
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