Ein endloser Albtraum (German Edition)
nicht, wie den anderen zu Mute war, aber ich hätte mühelos einen glänzenden Schweißpfad hinter mir zurücklassen können.
Wir blieben etwa eine Stunde dort und in dieser Zeit sahen wir nur einen kleinen Konvoi. Zuerst kamen zwei Panzerwagen, gefolgt von einem halben Dutzend Jeeps, einem halben Dutzend Lastwagen und zwei weiteren Panzerwagen. Wir sahen auch eine zweite Patrouille: ein Lastwagen mit einem auf dem Kabinendach montierten Scheinwerfer und einem Maschinengewehr hinten. Es war keine sehr intelligente Anordnung, weil wir ihn schon von weitem sehen konnten; seine Scheinwerfer durchkämmten den Busch zu beiden Seiten. Wir hatten genügend Zeit, ins Gestrüpp zurückzugleiten und sie hinter Bäumen hervor zu beobachten. Ich wäre nicht gerne Soldat in diesem Lastwagen gewesen, weil Guerillas sie mühelos hätten abknallen können. Vielleicht wies dies darauf hin, dass die Guerillas in dieser Gegend nicht sehr aktiv waren. Doch während ich hinter dem Baum darauf wartete, dass der Lastwagen vorüber war, wurde mir zu meiner Überraschung und Beunruhigung bewusst, wie sehr ich bereits wie ein Soldat dachte. ›Wenn wir mit Gewehren auf einem Baum säßen‹, dachte ich, ›und eine Person den Scheinwerfer erledigte und die anderen den Maschinengewehrschützen angriffen ... Besser wäre es, wenn noch jemand sich an der Vorderseite des Baums befand und durch die Windschutzscheibe schoss, um die Leute in der Kabine zu erledigen ...‹
Wir waren mit unserer Erkundungszeit zufrieden und zogen uns tiefer in den Busch zurück, um miteinander zu reden. Wir waren uns darüber einig, dass es gefährlich und wahrscheinlich sinnlos wäre, noch länger hierzubleiben. Wir sahen Homer an und warteten auf die Ideen, die kommen würden.
»Können wir noch zum Heron hinaufgehen?«, fragte er. »Ich möchte mir etwas ansehen.«
Der Heron war der örtliche Fluss und hatte seinen Namen von Arthur Chesterfield Heron, der sich als Erster in diesem Distrikt niedergelassen hatte. Halb Wirrawee, einschließlich der Highschool, war nach ihm benannt. Der Fluss stieg gelegentlich über die Ufer, so dass das Bett breit und sandig war und das Wasser sich zwanglos hindurchschlängelte. Eine lange alte Holzbrücke – fast einen Kilometer lang – überquerte den Heron knapp außerhalb von Wirrawee. Die Brücke war für den Highway zu eng und zu wackelig und etwa alle zwölf Monate kam es zu einem Riesenkrach darüber, dass eine neue Brücke gebraucht wurde, aber es geschah nie etwas. Es wäre zu jeder Zeit überaus lästig gewesen, sie zu sperren, weil die Umleitung durch die Stadt lang und mühsam war. Inzwischen war die Brücke beinahe so etwas wie eine Touristen-Attraktion geworden – es gab keine große Nachfrage nach Ansichtskarten in Wirrawee, aber die wenigen, die man zu kaufen bekam, zeigten entweder die Brücke oder das Kriegerdenkmal oder das neue Sportzentrum.
Unter der Brücke, an den Ufern des Flusses, waren die Picknickplätze und die malerische Uferstraße. Malerisch war ein Witz; es war einfach eine Straße, die an der Rotunde, den Barbecueplätzen und dem Schwimmbecken vorbei und in die Blumengärten führte. Doch Homer wollte uns dorthin führen und daher gingen wir hin. Jedenfalls drei von uns. Lee hatte genug getan. Sein Bein schmerzte und er schwitzte. Als wir ihn unter einem Baum parkten und ihm sagten, er solle warten, und er sich kaum darüber beschwerte, wurde mir klar, wie erschöpft er war. Er schloss einfach die Augen und blieb sitzen. Ich küsste ihn auf die Stirn und verließ ihn in der Hoffnung, dass wir auf dem Rückweg den Baum wiederfinden würden.
Sobald wir in die Nähe der Brücke gelangten, wurden wir sehr vorsichtig, weil wir davon überzeugt waren, dass sie scharf bewacht wurde. Sie war offensichtlich die schwächste Stelle des Highways und ich nahm an, dass Homer sie deshalb unbedingt sehen wollte. Wir waren querfeldein und durch die Handelsgärtnerei der Kristicevics gegangen und kamen von der Seite auf die Brücke zu. Ich hätte gern gewusst, wie es meiner Freundin Natalie Kristicevic ging, und kaute dabei ihre Erbsen. Es tat gut, frisches Gemüse zu essen, auch wenn Fi wegen des Lärms nervös wurde, den ich beim Kauen machte.
Aus dem grünen Zuckermais heraus hatten wir einen guten Ausblick auf die Brücke und die Picknickplätze. Wir sahen die dunklen Umrisse von Soldaten, die die Brücke entlanggingen. Anscheinend waren es sechs; vier standen an einem Ende, während die anderen beiden
Weitere Kostenlose Bücher