Ein Engel an Güte (German Edition)
mitgenommen; aber der Friede, der sich durch dieses Flehen zu Gott über ihre Gestalt gebreitet hatte, und die Genügsamkeit ihrer vollkommen keuschen Liebe legten einen paradiesischen Zauber auf ihr Gesicht. Natürlich hatte sie von Formiani erfahren, dass Celio in eine geheime Verschwörung verstrickt war, die man auf dem Festland aufgedeckt hatte; am selben Morgen hatte sie erfahren, dass der Cavaliere es sich den Maßnahmen Seiner Exzellenz zum Trotz in den Kopf gesetzt hatte, sich bei höchster Gefahr für Leib und Leben in Venedig zu stellen, und jeder kann sich ausmalen, wie der Ärmsten bei dieser vertraulichen Mitteilung durch ihren Gatten zumute war.
Mit Chirichillo allein geblieben, kannte ihre Verzweiflung keine Grenzen, und wenn ihr guter Alter ihr nicht versprochen hätte, nach Celio Ausschau zu halten und ihn zu ihr zu führen, bevor er seinen schrecklichen Vorsatz in die Tat umsetzte, hätte sie sich bestimmt zu einem unbedachten Schritt hinreißen lassen.
Ob sie sich vorgenommen hatte, ihn durch Bitten und Tränen umzustimmen, oder ob sie ihn nur einmal noch sehen wollte, um ihn dann tun zu lassen, was die Ehre ihm gebot, das kann niemand wissen, weil selbst die frömmsten Absichten liebender Herzen letztlich in Dunkel gehüllt bleiben. Was Formiani Morosina erzählt hatte, war im Übrigen Punkt für Punkt wahr. Wie wir gesehen haben, war Celio durch die Sbirren von Asolo verhaftet worden, während er sich anschickte, nach Venedig zurückzukehren – und das hatte Signora Cecilia auf Befehl Formianis so veranlasst; wohl ahnend, auf welch verzweifelte Ideen der junge Mann kommen könnte, wenn er von der Vereitelung des Komplotts erführe, sah Formiani in einem vorübergehenden und geheim gehaltenen Aufenthalt im Gefängnis von Asolo eine geringere Gefahr für den jungen Mann als in der unbedachten Auslieferung an die Kerker der Inquisitoren, aus denen selbst er ihn, sei es durch Missgunst der Kollegen oder sei es durch andere Komplikationen, schwerlich wieder hätte befreien können.
Doch sobald der Cavaliere im Zuge seiner Unterredung mit Signora Cecilia etwas von diesem ganz besonderen Entgegenkommen Formianis ihm gegenüber erriet, das dem Argwohn seiner Gefährten Vorschub leisten konnte, hatte er sich in den Kopf gesetzt, es auf gar keinen Fall in Anspruch zu nehmen. Daher hatte er sich für hundert Zechinen die Gelegenheit erkauft, im Morgengrauen des folgenden Tages zu fliehen, und hatte diese Flucht in der vereinbarten Weise und zum vereinbarten Zeitpunkt ins Werk gesetzt. Signora Cecilia, die von demselben Sbirren, der die Zechinen eingesteckt hatte, atemlos von dieser Flucht in Kenntnis gesetzt wurde, hetzte einerseits die ganze Meute ihrer Häscher auf die Spur des Cavaliere, andererseits schickte sie einen Eilboten nach Venedig, um Seiner Exzellenz den Vorfall anzuzeigen und darauf hinzuweisen, dass der Flüchtende an seinem Vorsatz festhalte, sich gemeinsam mit seinen Komplizen dem Geheimtribunal zu stellen, wie sie seinen Äußerungen am Abend zuvor entnommen habe. Die Sbirren durchkämmten die Gegend bis tief in die Nacht, ergebnislos, obwohl sie einigen Eifer entwickelten (besonders der mit den Zechinen, der hoffte, weitere hundert einzustreichen, wenn eine zweite Festnahme eine zweite Flucht erforderlich machen würde); mit langen Gesichtern kehrten sie ins Amtsgebäude zurück, wo Signora Cecilia henkersmäßig über ihre Dummheit fluchte. Der Eilbote hatte mehr Glück gehabt; dank eines ausgezeichneten Pferdes und vier kräftiger Ruderer, die er in Mestre anmietete, war er gegen zehn Uhr in Venedig eingetroffen, vier Stunden vor Celio, der, um den Nachstellungen der Sbirren zu entgehen, erhebliche Umwege hatte machen müssen, teils zu Fuß, teils auf irgendwelchen Fuhrwerken, und somit erst um zwei Uhr an der Piazzetta angelangt war.
« Morosina, Morosina!», rief er, als er, wie gesagt, vor ihr niederkniete.
« O Celio ...!», antwortete das Mädchen und legte in diese wenigen Laute alle ausgestandenen Ängste, innigst empfundene Liebe und gegenwärtige Befürchtungen.
Man sollte mir nicht Mangel an Phantasie vorwerfen, wenn diese Unterredung mit der zweimaligen Ausrufung von Eigennamen begann; abgesehen davon, dass sich die Dinge tatsächlich so zutrugen, wie ich es hier erzähle, kommt zu meiner Rechtfertigung noch hinzu, dass im Wörterbuch der Liebe jedes Wort alles bedeuten kann und keines so abgeschmackt ist, als dass es nicht dem Herzen, das anders hört als das Ohr,
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