Ein Engel an Güte (German Edition)
Gondoliere drang; eine wunderbare Harmonie erfüllte indes die Seelen der beiden jungen Leute; und sogar Celio, der doch an ganz andere Sinnenfreuden gewohnt war, staunte über die geheimnisvolle Lust, die er nun in dieser sonst so teilnahmslos genossenen Sache entdeckte.«Liebst du mich also?», fragte er noch einmal.
« Ja!», antwortete Morosina aufrichtig.«Aber ...»
« Aber...?», fragte Celio, als er sah, dass sie zögerte weiterzusprechen.
« Aber», begann Morosina wieder,«ich weiß selbst nicht, was ich sagen wollte!»
Bei all ihrer Liebe empfand die Ärmste das Bedürfnis nach einer gewissen Zurückhaltung, doch obwohl sie dies offen zu erkennen gab, war sie in derlei Dingen nicht erfahren genug, um dieses Gefühl in Worte fassen zu können. In der Vorahnung, dass der Sinn dieses«aber»seinen Hoffnungen nicht eben günstig sein würde, bestand Celio dagegen auf dessen Erklärung. Da gab Bastianello, der im Rahmen seiner Pflicht der nachgiebigste Mensch war, jenseits dessen aber gestrenger als jeder Sbirre oder Häscher, auf sein Ruder gestützt bekannt, dass es zehn Uhr schlage und von den vierzig Minuten, die Seine Exzellenz bewilligt habe, nur noch zehn übrig blieben.«Rudere also zum Ufer zurück!», antwortete Celio schweren Herzens und wunderte sich, wie schnell diese halbe Stunde verflogen war.
Und da es ihm nicht ratsam schien, das geheime Misstrauen Morosinas weiter aufzuklären und die schweifende Aufmerksamkeit ihrer Seele durch lästiges Insistieren darauf hinzulenken, ja, da es ihm im Gegenteil das Klügste erschien, sie recht bald von dieser gefährlichen Stelle wegzulotsen, drang er mit jeder Art von Schwüren und Liebenswürdigkeiten in sie, die sie mit den süßesten Ausrufen und bezauberndem Lächeln beantwortete, und es war schade, dass Letzteres in der Dunkelheit vergeudet war. In der Seele des Mädchens hatte sich der Übergang von der Unbekümmertheit der Unschuld zur süßen Bangigkeit der Liebe bereits vollzogen. Den Meisten ist die Liebe eine unsichere Angelegenheit, ihr aber, die gefestigt war durch ihre Redlichkeit, ihr tiefes Gefühl und ihre Güte, stellte sie sich so schön und heiter dar wie der Frieden ihrer Kindertage. Noch nie hatte dieser Frieden so reiche Freuden verheißen, wie ihr Herz sie jetzt erahnte, und während sie bald ihre Ruhe wiederfand, kostete sie zugleich die lebhafte Hoffnung auf ein noch größeres Glück.
Bastianello vervielfachte seine Ruderschläge derart, dass er nun in zehn Minuten die Strecke zurücklegte, für die er zuvor dreißig gebraucht hatte, und sie kamen am Ufer an, unmittelbar bevor Seine Exzellenz und Zuanne dort eintrafen.
« Oh, glücklich wieder da, meine Kinder!», rief Formiani, indem er in die Gondel stieg und sich auf den Platz setzte, den in seiner Abwesenheit Celio eingenommen hatte.«Zum Teufel, wo habt ihr meinen Marderpelz hingetan...? Ah, da liegt er ja unter meinen Füßen...! Anscheinend bemerkt ihr gar nicht diesen frischen Luftzug, der einem in die Nase beißt! Ach ja, auch mir erging es nicht anders, als ichjung war...!»
« Die Brise ist eben erst aufgekommen», antwortete Celio,«und weil sie vom Meer her weht, haben wir sie in der kurzen Zeit, die wir für die Rückkehr brauchten, gar nicht bemerkt... Ein vortrefflicher Ruderer, den Sie da haben, Exzellenz!», sagte er, nach rückwärts weisend.«Lassen sie ihn dieses Jahr an der Regatta teilnehmen?»
« Hörst du, Bastianello!», sagte der Inquisitor lachend.«Der Cavaliere hier fragt, ob du dich in der Regatta versuchen willst! »
Bastianello murmelte etwas in seinen Bart, was aber keine verständliche Antwort ergab.
« Es ist so, müsst Ihr wissen», ergriff Formiani wieder das Wort,«dass Bastianello seine Kunst aus tiefstem Herzen verachtet, oder besser gesagt, dass er geringschätzig auf seine Berufsgenossen herabsieht und es verschmäht, sich mit ihnen zu messen.»
« Teufel! Das nenne ich Hochmut!», rief Celio lachend.«Und mit mir, würdest du dich mit mir messen wollen, Bastianello? Ein Wettkampf mit einem Dilettanten bringt nie Schande, und wenn du mich übertriffst, was ich hoffe, gewinnst du ein paar Zechinen dabei, andernfalls gebührt mir der Ruhm, und die Zechinen bekommst du trotzdem. »
« Wann es Ihnen beliebt, Euer Hochwohlgeboren!», entgegnete der Gondoliere.
« Gut, also morgen am späten Abend, damit uns nicht zu heiß wird, auf dem Giudecca-Kanal», antwortete Celio.
Morosina schwieg, sie war so versunken in den ersten
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