Ein Engel an Güte (German Edition)
heiraten will...! Wenn Sie wüssten, wie eifersüchtig er war...! Wehe, wenn ich mit irgendeinem im Torweg oder in der Gasse beisammenstand! Und so haben wir aus purem Starrsinn miteinander gebrochen, aber ich bin ihm immer noch von ganzem Herzen gut... Ich empfehle mich Ihnen also, und Gott gebe Ihnen ein gute Nacht!»
« Leb wohl, mein Kind», sagte Morosina,«und verlass dich auf mich und den Paten.»
Als sie allein war, setzte sie sich wieder ans Fenster, von wo aus sie drei Stunden später sah, wie die Sonnenstrahlen am Himmel emporstiegen und einen Feuersaum um einige bläuliche Wölkchen legten, während Celio die Strahlen am Ufer von Castello auf den Schaumkronen der Meereswogen spielen sah.
Auch Formiani, obwohl dank seines Alters gegen durchwachte Nächte aus Liebe gefeit, fand in dieser Nacht erst spät in den Schlaf. Nachdem er sich mit Martinos Hilfe entkleidet und zu Bett begeben hatte, ließ er wie gewöhnlich den Cappanera rufen.«Setz dich, Bernarduccio», sagte er, indem er die Nachtmütze zurechtrückte und einen Schluck von einem speziellen Trank nahm.
Bernardo bedurfte allabendlich dieser Aufforderung, um die Knie anzuwinkeln und sich bescheiden auf die Kante eines Stuhls zu setzen, vor dem stehend er Abend für Abend diesen Introitus seines Herrn erwartete. Hätte der alte Kammerdiener beim Aufräumen des Zimmers diesen Stuhl verrückt – eine allerdings völlig absurde Annahme -, so hätte der Sekretär seine Hinterbacken unweigerlich auf den Boden gesetzt und wäre mit dem Kopf gegen die stuckverzierte Wand geschlagen. Doch auch an dem Abend, von dem hier die Rede ist, war der Stuhl an seinem Platz, und Bernardo fand in der gewohnten Höhe seine Sitzfläche.
« Hast du mit Bastianello geplaudert, mein Alter, hm?»
« So zum Zeitvertreib habe ich ein wenig mit ihm geplaudert», antwortete der Sekretär bescheiden.
« Ich habe es bemerkt, denn während des Spiels habe ich dich mehrmals gesucht und konnte deiner nicht habhaft werden.»
« Ich war in anderen hochwichtigen Angelegenheiten unterwegs», bemerkte Bernardo mit stolz erhobenem Kopf.
« Bravo, bravo. Nun sag mir aber, ob Bastianello sich heute Abend bei der Spazierfahrt gut unterhalten hat.»
« Nun... soso lala...! Es war ziemlich frisch...!»
« Und sonst nichts?»
« Außerdem hat er sich auch noch an einer Posse ergötzt, wie man so sagt, aber die armen jungen Leute, sie können ja nichts dafür... Sie schön wie ein Engel, der Cavaliere ein stattlicher, schmucker Edelmann... Sapperlot! So ganz allein in der Gondel...!»
« Sprich deutlich, Bernarduccio, und spar dir deine Kommentare.»
« Ja, ja, ich will mich deutlich ausdrücken; diese beiden jungen Leute verstehen sich ganz ausgezeichnet, und sie tun gut daran, meiner Meinung nach...»
« Na bravo, Cavaliere!», rief Formiani fröhlich scherzend.«So also hütet er diese Perle, die ich ihm anvertraut habe...! Das ist ein bisschen zu viel auf einmal!»
« Zu viel für Sie, aber nicht genug für die beiden, Exzellenz!», entgegnete Bernardino, von der jovialen Art seines Herrn ermutigt.«Während im Saal das Spiel im Gange war, hörte Veronica von der Küche aus, dass auf der Terrasse Leute waren, und neugierig, wie sie ist, eilte sie in die Garderobe, von wo aus sie durch einen Spalt, der seit Urzeiten dort ist, die Umgebung auskundschaftete. Und was, glauben Sie, hat sie im Mondschein gesehen, was hat sie mit ihren Ohren, die sich tagsüber taub stellen, gehört...? Die Signora, Euer Exzellenz Patentochter, und den Cavalier Terni, die ein trauliches Schäferstündchen miteinander hielten.»
« Teufel auch, da muss ich mich aber sputen!», murmelte der Inquisitor.«Apropos», setzte er laut hinzu,«was ist mit den Carmini, dass sie mir heute Abend zum Spiel nicht die Ehre gegeben haben?»
« Graf Fabio hat sich gleich nach dem abendlichen Gondelcorso nach Asolo abgesetzt», antwortete Bernardo ernst.
« Das ist ja wirklich das Allerneueste!», sagte Formiani.«Der arme Graf, er wird gefahren sein, um die Heuernte zu beaufsichtigen...! Doch ich möchte wetten, entweder auf mein eigenes Betreiben oder durch Vermittlung des erlauchten Kollegen Marcoligo soll ihm diese Lust am Landleben schon vergehen! Schau, ich will es ja nicht beschwören, aber in höchstens drei Monaten wird Carmini auf die eine oder andere Weise für immer in Venedig ansässig geworden sein!»
Bernardo rieb sich zweimal die Hände.«Das möchte ich sehen», sagte er,«dass der edle Herr
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