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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ippolito Nievo
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Marcoligo eine Partie gegen Euer Exzellenz gewinnen sollte! Er ist zu sehr daran gewöhnt, schwarze Kugeln zu bekommen, und diesmal wird er sie alle im Rücken haben.»
    « Wollen wir’s hoffen», bemerkte Formiani ergeben.
    « Aber auch dort oben», fuhr Bernardo fort,« wird der arme Graf sich nicht ganz der Landwirtschaft widmen können! Heute Abend auf dem Ponte della Malvasia sprach ich mit einem seiner Diener und erfuhr, dass Signora Cecilia ernstlich verärgert über ihn ist, und Sie wissen ja selbst, dass diese Dame, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, eine Kompanie Slawonier aufwiegt! »
    « Wirklich fabelhaft die Idee, sie als Podestà nach Asolo zu schicken!», rief der Inquisitor lachend.
    « Stellen Sie sich vor», fuhr der Cappanera fort,« nach dieser Geschichte mit dem Tramontino hat die Edeldame sämtliche Gebirgler gegen ihn aufgehetzt, sodass die Sbirren des Grafen nicht einmal mehr die Nase aus dem Palast herauszustrecken wagen und die Gendarmen der Signoria sich im Umkreis von einer Meile um die Stadt dreist aufführen.»
    « Potztausend, was für ein Löwenmut!», rief der Inquisitor mit komischer Miene.«Und was sagt der Graf dazu?»
    « Der arme Hund! In den letzten Tagen war er selig, weil alles nach seinen Wünschen lief. Die Verlegung des Tramontino aus dem Gefängnis von Asolo nach Venedig hatte die Gerüchte dort oben zum Verstummen gebracht; Giorgetto, von Euer Exzellenz vergessen und ganz in der Gewalt des hochwohlgeborenen Marcoligo; selbiger tiefer verschuldet denn je und nur bemüht, diesen Gauner von Sohn für die fünfzigtausend Zechinen der Komtess Costanza zu verschachern; Nicoletto halbwegs überzeugt von den Reizen der Canean, stellen Sie sich das vor...! Dann hört er gestern plötzlich von der Festnahme Giorgettos...! Ein Wunder, dass ihn nicht der Schlag getroffen hat. Trotz der Bitten und Ermahnungen seiner Frau machte er sich halb erschrocken, halb wütend aus dem Staub; und schwor bei Gott, er wolle nach Asolo hinauf und diese alte Hexe in Brand stecken, samt ihrem alten Esel, dem Podestà, und meinem geliebten Chirichillo mit dazu ... und um ihn täte es mir in der Seele weh, obwohl er gewiss schon den Zeitpunkt herbeisehnt, da er den Rock des Gerichtsschreibers abwerfen und den Kaisermantel anlegen kann!»
    « Zu solchen Gräueltaten wird es nicht kommen», sagte Formiani grinsend.« Graf Fabio ist ein zu guter Christ... Vermaledeites Opium», setzte er hinzu.«Je mehr ich davon trinke, desto mehr muss ich gähnen, und müde werde ich nie...! Geh, Bernardino, und hol mir Gasparo, wir wollen es mit diesem Mittel versuchen!»
    « Gute Nacht, Exzellenz», sagte der Cappanera mit einer Verbeugung,«soll ich Ihnen die grüne Augenbinde anlegen?»
    « Nicht nötig», antwortete der andere.«geh nur und schlaf gut.»
    Mit zwei weiteren Verbeugungen verließ Bernardo das Zimmer ohne jedes Rascheln der Portiere, ja, sogar ohne das geringste Knarren der Tür. Und dass dies nicht so sehr Verdienst des Tischlers als Ergebnis umsichtiger Handhabung war, erwies sich mit aller Deutlichkeit beim Eintritt Gasparos, da ächzte die Tür nämlich wie ein Schiff, wenn sich die zweiunddreißig Furien der Windrose daran austoben.
    « Was hast du denn unter dem Arm, Meister?»
    « Den Tacitus», antwortete Gasparo.
    « Ich will keinen Tacitus!», rief Seine Exzellenz.« Du weißt doch, dass er mich aufregt, und bei deiner Art des Vortrags prägt er sich mir dermaßen ein, dass er mir dann die ganze Nacht nicht mehr aus dem Kopf geht.»
    « Schade, denn das ist die schönste Ausgabe, die wir in der Bibliothek haben, um abends daraus zu lesen!», murmelte der Abbé.
    « Hör zu, Gasparino», fuhr Seine Exzellenz fort, « bring künftig weder Tacitus noch Persius noch Sallust noch Juvenal 64 mit, sofern ich es nicht ausdrücklich verlange.»
    « In diesem Fall», sagte Gasparo in gebieterischem Ton,«werde ich Ihnen achtunddreißig Oktaven aus meinem Poem vortragen, die erst heute nach dem Mittagessen ganz frisch meiner Phantasie entsprungen sind; leider sind die letzten neun noch nicht ganz ausgefeilt...»
    « Das macht nichts, das macht nichts, Gasparino», versetzte Formiani, der seinen eigenen Gedanken nachzuhängen schien.«Aber zuvor sag mir noch», fuhr er fort,«ist nach kanonischem Recht eine Befreiung vom Heiratsaufgebot zulässig? »
    « Ja gewiss, sie wird erteilt, wenn sehr schwerwiegende Gründe vorliegen», antwortete Don Gasparo, unschlüssig, ob er diese Frage

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