Ein Engel fuer Charlie
alles allein machen können. Ich habe natürlich auch Handwerker gehabt. Aber um auf Ihre Frage zu antworten, ja, ich habe mir diese Lage bewusst ausgesucht.“ Er erhob sich und ging zur Küche hinüber. „Möchten Sie auch einen Kaffee?“
„Nein danke, sonst schlafe ich heute Abend nicht ein.“
Er bereitete die Kaffeemaschine vor, stellte sie an, lehnte sich gegen die Küchentheke, die die Küche vom Wohnzimmer trennte, und wartete, bis der Kaffee durchgelaufen war.
„Da wir gerade vom Schlafen sprechen, Charlie. Ich fühle mich unwohl bei dem Gedanken, Ihnen das Bett wegzunehmen. Ich werde heute Nacht auf der Couch schlafen.“
„Das brauchen Sie nicht.“ Er wies nach oben. „Wir haben noch zwei weitere Zimmer. Ich habe Sie gestern Nacht nur in meinem Bett schlafen lassen, damit Sie nach dem Bad nicht mehr so weit laufen mussten. Und ich habe bewusst auf der Couch geschlafen, damit ich Sie und Meredith hören konnte. Sie können sich oben eines der Zimmer aussuchen. Es gibt dort auch ein Bad mit einer Dusche.“
„In Ordnung. Danke.“
„Sie brauchen mir nicht zu danken. Schließlich sind Sie wegen meiner Tochter hier.“
„Sie ist ein wunderbares Kind.“
„Ja, das ist sie.“ Er ging in die Küche und kehrte wenige Minuten später mit einem Becher Kaffee und einem Becher mit Kräutertee wieder.
Sie nahm ihm den Becher ab und sog tief den würzigen Duft ein. „Tee?“
„Den habe ich immer für meine Mutter da. Sie ist keine Kaffeetrinker in.“
„Das ist wirklich sehr aufmerksam. Danke.“ Vorsichtig nahm sie einen Schluck von dem heißen Getränk.
Charlie sah sie aufmerksam an. „Ich muss sagen, dass Sie sich in dieser Situation wirklich bewundernswert verhalten. Schließlich sitzen Sie wegen Meredith jetzt hier fest und müssen eine Zwangspause einlegen. Ist das eine wichtige Ladung, die Sie mit dem Laster transportieren?“
„Sagen wir so: Hätte ich die Ladung fristgemäß geliefert, wäre ein saftiger Bonus drin gewesen.“
„Und den haben Sie jetzt verloren?“
„Ja.“
„Gut, jetzt fühle ich mich schon besser.“ Er lachte. „Kann die Fracht verderben?“
Sie schüttelte den Kopf. „Gott sei Dank nicht.“
„Sie scheinen sich überhaupt nicht zu ärgern. Das finde ich wirklich außergewöhnlich.“
„Was würde es schon bringen, wenn ich meine Energie damit verschwende, schlechte Laune zu haben“, erwiderte sie. „Deswegen würde ich nicht schneller wieder hier wegkommen. Niemand hat mich absichtlich in diese Lage gebracht.
Meredith ist erst fünf. Sie kann noch nicht ermessen, welche Konsequenzen ihr Handeln hat. Dass der Laster in den Graben rutschte, war ein unglücklicher Zufall. Wahrscheinlich könnte ich mir selbst dafür die Schuld geben, aber das tue ich nicht.“
Charlie betrachtete sie eine Weile und musste dem Drang widerstehen, leicht über das Pflaster an ihrer Stirn und über den Bluterguss unter ihrem Auge zu streichen.
„Wie lange leben Sie schon in diesem Haus?“ fuhr sie fort.
„Ich habe das Haus ein Jahr vor Merediths Geburt gebaut.“
„Also zusammen mit Ihrer Frau.“
Er nickte, schwieg aber. Bis jetzt hatte er noch kein einziges Mal über seine Frau gesprochen. Meredith war die Einzige, die von ihr erzählte.
„Berichten Sie mir was von dieser Stadt“, forderte sie ihn auf, um das Thema zu wechseln. „Wie ist das mondäne Elmwood so?“
Er lachte. „Jeder kennt hier jeden. Wir haben einen Arzt, ein Postamt, zwei Restaurants und ein Cafe, eine Schule, eine Apotheke und zwei Supermärkte. Es ist eben eine typische Kleinstadt.“
„Sie haben viele Freunde hier?“
„Sagen wir es so, ich kenne jeden“, erwiderte er.
Sie verstand den Unterschied. „Die Besitzer des Restaurants schienen nett zu sein.“
Er nickte. „Shirley Rumford und Harry Ulrich. Ich bin den beiden sehr dankbar, dass sie mich gestern Abend so unterstützt haben.“
„Es hört sich an, als ob man hier gut leben könnte. Nachdem meine Mom gestorben war, haben mein Vater und ich nie sehr lange an einem Ort gelebt. Wir hatten zwar immer irgendwo ein Apartment, doch wenn ich ein Jahr lang in dieselbe Schule gehen wollte, musste ich bei meiner Tante oder bei Dads Stiefmutter wohnen. Ich hasste es, mich immer zwischen der Schule und meinem Dad entscheiden zu müssen.“
„Das hört sich nicht so an, als ob Sie eine sehr glückliche Kindheit gehabt hätten.“
„So schlimm war es nun auch wieder nicht.“
„Sie stehen Ihrem Vater sehr
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