Ein Engel fuer Charlie
offensichtlich, dass sie ganz vernarrt in dich ist und dass ihr ziemlich glücklich seid. Ich hätte als Kind alles darum gegeben, so ein Zuhause zu haben.“
„Ja?“
„Ja.“
Charlie erhob sich. „Ich möchte noch ein Möbelstück beizen, bevor ich schlafen gehe.“
Er hatte das Gespräch so abrupt abgebrochen, dass Starla das Gefühl nicht losließ, ihre Nase in etwas gesteckt zu haben, das sie nichts anging. Sie hätte Charlie gern gefragt, ob sie mitkommen und seine Werkstatt anschauen könnte, aber sie spürte, dass er jetzt allein sein wollte.
„Macht es dir etwas aus, wenn ich einmal die Schränke, den Kühlschrank und die Tiefkühltruhe durchsehe?“ Sie stand ebenfalls auf. „Ich würde morgen Früh gern das Frühstück machen, wenn du nichts dagegen hast. Ich würde sowieso gerne das Kochen übernehmen. Nicht, dass es nicht schmeckt, was du kochst. Aber so würde ich mich ein wenig nützlich machen können.“
„Hey, du bist schließlich unser Gast.“
Sie trug ihren Becher zur Küche hinüber, stellte ihn in die Spüle und drehte sich dann um. Charlie war mittlerweile ebenfalls in die Küche gekommen. „Aber dann hätte ich wenigstens etwas zu tun und würde mich nicht so nutzlos fühlen.“
Er stellte seinen Becher ab und schaute ihr in die Augen. „Also gut, wenn du es wirklich möchtest, freue ich mich natürlich, mal keine Dosen öffnen zu müssen.“
Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln.
Er glitt mit dem Blick fast zärtlich über ihr Gesicht, und Starlas Herz setzte einen Moment aus. Charlie erschien ihr in diesem Moment so unwahrscheinlich sehnsüchtig, so rätselhaft, so einsam.
„Also abgemacht“, bestätigte er noch einmal und verließ die Küche, um in seine Werkstatt zu gehen. Starla drehte sich um, starrte die beiden Becher in der Spüle an und wartete, bis sich ihr Herzschlag wieder normalisiert hatte. Dann ging sie in Charlies Schlafzimmer, sammelte ihre Kleidungsstücke ein und ging nach oben. Das erste Zimmer war ein klassisches Schlafzimmer mit einem Doppelbett, im zweiten befanden sich ein hübsches breites Bett, ein eingebauter Wandschrank, eine Kommode und ein Sekretär. Sie entschied sich für das zweite Zimmer, packte ihre Sachen aus und ging dann unter die Dusche.
Als sie ihr Haar geföhnt hatte, zog sie sich ihr weißes Satinnachthemd und den Morgenmantel über und schaute aus dem großen Fenster hinaus in die Dunkelheit. Immer noch fielen dichte Schneeflocken. Unwillkürlich stellte sie sich vor, wie Charlie wohl gewesen sein musste, als seine Frau noch gelebt hatte.
Damals hatte er bestimmt noch nicht diesen verlorenen Ausdruck in den Augen gehabt. Voller Mitgefühl dachte sie daran, wie viel Trauer und Schmerz dieser Mann hatte ertragen müssen. Und insgeheim beneidete sie die Frau, die er so geliebt hatte. Manchmal fragte Starla sich, ob sie dazu verdammt war, ihr Leben als Single zu verbringen, ob sie nie wahre Liebe, Wärme und Geborgenheit erfahren würde. Würde sie jemals Kinder haben, für sie sorgen können und sie aufwachsen sehen?
Sie würde ihr Los akzeptieren müssen und mit dem zufrieden sein, was die Zukunft für sie bereithielt. Und von wenigen Tagen und Nächten abgesehen, war sie normalerweise auch froh, selbstständig und eigenverantwortlich zu sein.
Warum sie es im Haus der McGraws auf einmal nicht mehr so erstrebenswert fand, ein Single zu sein, konnte sie sich nicht erklären. Aber sie war fest entschlossen, diesen seltsamen Gefühlen auf den Grund zu gehen, um sie dann so rasch wie möglich wieder aus ihrem Herzen zu reißen.
In ein paar Tagen würde der Silver Angel abgeschleppt werden. Dann könnte sie mit ihrem gewohnten Leben fortfahren, und diese Erfahrung hier wäre bereits Vergangenheit. Bis dahin konnte sie zumindest über das Handy Kontakt mit ihren Freunden und ihrem stellvertretenden Geschäftsführer halten, um alles für die Eröffnung ihres Restaurants vorzubereiten. Es musste nun mal auch ohne ihre persönliche Anwesenheit gehen.
In der Zwischenzeit würde sie diesen unerwarteten Urlaub einfach genießen und sich nicht zu viele Gedanken machen und schon gar nicht zu viele Gefühle aufkommen lassen. Das durfte sie nicht zulassen.
6. KAPITEL
Als Meredith aufwachte, schaute sie in das Schlafzimmer ihres Vaters und sah, dass er in seinem Bett lag. Die Engelfrau musste also oben schlafen. Sie wünschte sich, sie könnte in ihrem Lieblingsbuch blättern, doch sie hatte es ja für eine Woche abgeben müssen. Eine Woche
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