Ein Engel fuer Emily
erwiderte er. Sein Grinsen war so großspurig, dass sie lachen musste. Das Lachen machte sie lockerer.
»Hören Sie auf, mit mir zu flirten. Ich ziehe das Sofa im Wohnzimmer aus, dort können Sie übernachten. Und morgen früh sehen wir uns das Madison-Haus an. Danach können Sie Greenbriar verlassen.«
»Emily, ich gehe, wann immer Sie es wünschen. Ich wollte mich Ihnen nie aufdrängen.«
»Schluss damit«, schrie sie beinahe. »Wenn Sie nicht aufhören, sich wie ein Heiliger aufzurühren, werde ich ...«
»Ich bin kein Heiliger, Emily.« Seine Augen funkelten. »Ich bin ein ...« Er brach ab und grinste. »Ich bin ein sehr müder Mann. Macht ihr Sterblichen nicht irgendetwas mit einer Couch, bevor ihr darauf schlaft?«
Als Emily ein Laken und einen Deckenbezug holte, fragte sie sich erneut, was, zum Teufel, sie eigentlich machte.
Sie wachte auf, weil eine Hand ihren Kopf berührte, und instinktiv schmiegte sie sich an diese Hand. Sie öffnete ihre Augen einen kleinen Spalt und sah einen hübschen, dunkelhaarigen Mann mit riesigen Flügeln. »Michael«, flüsterte sie und lächelte, als sie seinen Kuss neben ihren Lippen spürte. »Heißen alle Engel Michael?«, murmelte sie verschlafen.
Sie brauchte einen Moment, um wach zu werden, aber dann richtete sie sich abrupt auf und stieß sich ihren Kopf an seinem, als er sich aufs Bett setzte.
»Was bilden Sie sich ein? Was tun Sie hier?«, fauchte sie ihn an.
»Ich bin hergekommen, um Sie zu wecken, und als ich Sie daliegen sah - Sie sehen wunderschön aus im Schlaf...« Seine Augen waren weit aufgerissen. »Emily, ich glaube, ich habe gerade einer Versuchung nachgegeben.«
Er war so schockiert, dass sie ein Lachen nicht unterdrücken konnte. Es war noch zu früh am Morgen, um ärgerlich zu sein. »Gab es nicht schon einmal einen Engel, der das getan hat? Und hat man ihn nicht aus dem Sie-wissen-schon verjagt?«
»Emily, darüber macht man keine Witze. Es ist mir verboten, Versuchungen nachzugeben. Ich ... ich könnte Schwierigkeiten bekommen.«
Emily freute sich diebisch über seine entsetzte Miene und die angstvollen Worte. Welche Frau träumte nicht davon, so verführerisch zu sein, dass sie einen gut aussehenden Mann zu einer Sünde verleiten konnte? »Oh, gut.« Sie setzte sich auf und streckte sich - sie wusste, dass sich ihr Nachthemd bei dieser Bewegung eng an ihre Brüste schmiegte.
Michael zog eine Augenbraue hoch. »Ich glaube, Ihnen ist ein böser Dämon hierher gefolgt, und er hat gerade Besitz von Ihrer Seele ergriffen. Sind Sie nicht eine verheiratete Frau?«
»Eine verlobte«, verbesserte sie ihn hastig. »Das ist alles.«
Als sie merkte, dass er sie beinahe so weit gebracht hatte, Donald zu verleugnen, warf sie mit dem Kissen nach ihm. »Raus hier! Ich muss duschen und mich anziehen.«
Sein Gesicht blieb ernst. »Es ist nicht nötig, mich aus dem Zimmer zu werfen, da ich Sie schon oft unter der Dusche gesehen habe. Am besten gefällt mir, wenn Sie Ihre Beine mit Lotion einreiben. Und was ist das für ein kleines rosafarbenes Ding, mit dem Sie ihr rundes, kleines ...»
»Raus! Verschwinden Sie, bevor ich Sie bei der Polizei anzeige, weil Sie ein Spanner sind.«
Michael blieb an der Tür stehen. »Ich hatte mal einen Spanner als Schützling. Soll ich Ihnen von ihm erzählen, während Sie unter der Dusche sind?« Er konnte gerade noch die Tür hinter sich zuziehen, ehe das nächste Kissen auf ihn zuflog. Sie hörte ihn noch lachen, als er längst auf dem Weg in die Küche war.
Unter der Dusche machte sie sich ernsthaft Gedanken darüber, was sie mit diesem Mann tun sollte. Wenn sie auf die letzten Tage zurückblickte, erschien es ihr, als hätte sie sich bemüht, ihn loszuwerden. Oder nicht? Aber jedes Mal, wenn sie versuchte wegzukommen, hielt sie irgendeine Kraft zurück.
Ich sollte Donald anrufen und ihn fragen, was ich tun soll, überlegte sie, aber sie konnte sich seinen Zorn nur zu gut vorstellen. »Du hast einen der zehn meistgesuchten Verbrecher in deiner Wohnung aufgenommen, Emily? Das FBI fahndet überall nach diesem Mann, und du willst mit ihm in ein Spukhaus gehen? Wie bitte? Du sagst, er ist ein Engel und beschützt dich seit Jahrhunderten? Oh, wenn das so ist, verstehe ich natürlich alles.«
Nein, Donald würde keinerlei Verständnis aufbringen. Und das zu Recht, oder?
Aber was sollte sie mit diesem Mann machen? Ihn auf die Straße schicken und darauf warten, dass ihn jemand der Polizei meldete? Bestimmt war eine hohe
Weitere Kostenlose Bücher