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Ein Engel fuer Emily

Titel: Ein Engel fuer Emily Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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und wie geschaffen für einen seiner schönen Bibliotheksbauten sei. Und jetzt nannte Emily dieses hübsche Gebäude ihr Eigen, und dort tat sie ihr Bestes, den Staats- und Bundesregierungen mit ihren Bitten um Geld für Bücherkäufe auf die Nerven zu gehen. Sie schrieb Bettelbriefe an Autoren und Verlage und flehte ständig um Sachspenden für ihre kleine Bibliothek. Jedes Jahr besuchte sie den Kongress der Buchhändler und schleppte Massen von Freiexemplaren mit nach Hause, die sie dann ihren Kunden zugänglich machte.
    Es war Emilys unermüdlichen Bemühungen zu verdanken, dass es in Greenbriar die am besten ausgestattete Stadtbibliothek des Staates gab. Die Menschen kamen von weit her, um den Geschichtenerzählern oder den Autoren bei ihren Lesungen zuzuhören, sich die Ausstellungen über die Buchdruckerkunst anzusehen oder die Veranstaltungen nicht zu verpassen, die Emily inszenierte, um immer mehr Leute auf ihre Bibliothek aufmerksam zu machen.
    Die anderen Bewohner von Greenbriar mochten sich vielleicht wünschen, woanders zu leben, aber Emily nicht. Sie liebte die Stadt und die Menschen hier, als wären sie ihre Familie, und in gewisser Weise waren sie das auch. Ihre Eltern waren gestorben, sie hatte keine Geschwister oder sonstige Verwandte, deshalb waren ihr nur noch Donald und diese kleine Stadt geblieben.
    Aber jetzt scheint auch noch der Mann, der neben mir sitzt, zu mir zu gehören, dachte sie und warf einen Seitenblick auf Michael. Er war vollkommen in die Musik vertieft. Die ganze Zeit hatte er am Radio herumgespielt, von einer Station zur anderen gewechselt und Emily mit Fragen über alles, was er hörte, bombardiert. Sie sagte sich, er tue wohl nur so, als hätte er in seinem Leben noch nie Country und Western, eine Oper oder Rock ’n’ Roll gehört.
    Als sie in Greenbriar ankamen, war es schon spät und dunkel. Emily war froh darüber; sie wollte nicht, dass jemand den Fremden in ihrem Auto sah. Es war - auch wenn ihn keiner erkannte - besser, wenn ihn niemand zu Gesicht bekam, weil Donald bestimmt kein Verständnis für ihre Handlungsweise aufbringen könnte.
    Ihre Wohnung befand sich zum Glück am Ortsrand in einem (zumindest für Greenbriars Verhältnisse) großen Gebäude. Im Erdgeschoss waren ein Lebensmittelladen, ein Postamt und ein Eisenwarengeschäft untergebracht, das obere Stockwerk war in zwei Wohnungen aufgeteilt; eine war ihre, die andere bewohnte Donald.
    Kurz nachdem sie sich kennen gelernt hatten, war Donald auf den Gedanken gekommen, sich eine Bleibe außerhalb der Großstadt zu suchen, wo er seine Wochenenden verbringen konnte. Er wusste selbstverständlich, dass es sich in seinem politischen Lebenslauf besser machte, wenn er aus einem kleinen Ort kam - und einen kleineren als Greenbriar gab es kaum. Deshalb hatte er die Wohnung über dem Eisenwarenladen gemietet.
    Bald kam er an jedem Wochenende, und er und Emily wurden unzertrennlich - zumindest bei seinen Aufenthalten in Greenbriar. Emily hatte ihn nur einmal in der Großstadt besucht, um zu sehen, wo er arbeitete, sich seine Wohnung mit den Spiegelwänden anzuschauen und die Leute kennen zu lernen, mit denen er beruflich zu tun hatte. Dieses eine Mal hatte ihr gereicht. Sie war sich fehl am Platze und nutzlos vorgekommen zwischen all den groß gewachsenen, dürren Frauen in schwarzen Kostümen mit schultergepolsterten Jacketts und kurzen Röckchen. Sie hatte sich in ihrem braun und weiß gemusterten Kleid gefühlt wie eine Kuhmagd, die in einen Palast geraten war.
    Donald und sie hatten nie darüber gesprochen, doch es schien eine stillschweigende Übereinkunft zwischen ihnen zu bestehen, dass sie in Greenbriar bleiben und da sein sollte, wenn er an den Wochenenden nach Hause kam. »Meine Wochenendfrau«, nannte er sie oft. »Nur solange es keine Wochentagsfrau gibt«, gab sie scherzhaft zurück. Er meinte dann, Emily würde ihn an den Wochenenden so sehr beanspruchen, dass er die Woche zum Ausruhen brauchte, und sie lachten.
    Jetzt war sie im Begriff, mit einem Mann, der ihr im Grunde vollkommen fremd war, in ihre Wohnung zu gehen, die nur durch einen Flur von Donalds getrennt war. Allerdings hatte sie manchmal, wenn sie ihn ansah, das Gefühl, ihn schon seit Ewigkeiten zu kennen.
    Emily fuhr auf den Parkplatz hinter dem Haus und stellte den Wagen im entlegensten, dunkelsten Winkel ab. Es war besser, wenn niemand merkte, dass sie schon zu Hause war. Schließlich sollte sie eigentlich ein langes romantisches Wochenende

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