Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Engel fuer Emily

Titel: Ein Engel fuer Emily Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
weil es seit vielen Jahren vernachlässigt und dem Verfall überlassen wurde. Beinahe alle Fensterscheiben waren zerbrochen, und das Dach hatte hier und dort Löcher. Die Stadt war Eigentümerin des Hauses, konnte sich aber den Unterhalt nicht leisten und machte sich daher auch nicht die Mühe, wenigstens das Notwendigste reparieren zu lassen.
    »Hübsches Haus«, sagte Michael. »Aber Sie haben immer schon große Häuser gemocht, nicht wahr? Hab’ ich Ihnen schon von der Zeit erzählt, als Sie eine der Zofen dieser Königin waren?«
    Sie hatte nicht vor, sich diesen Unsinn anzuhören oder ihn gar zu glauben.
    »Es war die mit den roten Haaren und dem großen ...« Er fuhr sich rund um den Hals.
    »Halskrause?«
    »Spitzen. Oh, sie liebte Perlen. Und Sie liebten sie. Sie war sehr gut zu den Frauen, die in ihren Diensten standen - das heißt, solange sie nicht gegen ihren Willen heirateten. Sie dachte, wenn sie selbst mit dem Land verheiratet war, sollten alle anderen Ladys ihrem Beispiel folgen.“
    »Elizabeth«, sagte Emily leise, als sie vor dem Haus stehen blieb. »Sie sprechen von Queen Elizabeth I., oder?“
    »Wahrscheinlich. Es ist schwierig, die Eine von der Anderen zu unterscheiden. Ich erinnere mich, dass Sie die Häuser mochten, in denen sie lebte.«
    Als sie den Zündschlüssel aus dem Schloss zog, sah sie, dass Michaels Augen funkelten. Er wusste also, wie sehr sie sich für all das, was er sagte, interessierte. Es war natürlich nicht möglich ... oder hatte er tatsächlich den Hof von Elizabeth I. gesehen? Wenn ja, dann könnte er vielleicht ein paar Fragen beantworten, die die Historiker seit Jahrhunderten quälten.
    »Sie versuchen wieder, mich vom Eigentlichen abzulenken«, beschwerte sie sich.
    »Nein, Emily, ich bin nur...« Er beendete den Satz nicht. Sie fragte sich, was er sagen wollte, und wartete, aber er schwieg.
    Emily stieg aus dem Wagen und schaute zum Haus. Überall standen Schilder mit der Aufschrift »Betreten verboten«, und die kaputten Fenster im Erdgeschoss waren mit Brettern vernagelt, aber das alles hielt sie nicht zurück.
    Als Michael neben sie trat, bemühte sie sich, sich so geschäftsmäßig wie möglich zu geben. »Ich möchte, dass Sie durch das Haus gehen und Ihre ... Ihre Fähigkeiten nutzen. Erzählen Sie mir, was Sie fühlen. In diesem Haus sind furchtbare Dinge geschehen, und ich glaube, da drin gibt es starke Schwingungen. Ich hoffe, Sie spüren sie deutlich genug, um mir zu sagen, was das ist.«
    »Ich verstehe«, erwiderte er ebenso ernst. »Ist es mir gestattet, mit diesen Schwingungen zu sprechen ?«
    Er machte sich lustig über sie, das war ihr klar. »Sie können mit ihnen fortlaufen, dann könnt ihr meinetwegen bis ans Ende aller Tage glücklich zusammen leben«, erklärte sie liebenswürdig.
    Michael kicherte und ging voran zum Eingang. Emily wäre beinahe auf eine vermoderte Holzdiele getreten, aber Michael fasste nach ihrem Arm und zog sie von der gefährlichen Stelle weg.
    Emily holte einen großen Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn in das rostige Türschloss. »Ich weiß nicht, wieso man sich überhaupt die Mühe macht abzuschließen. Hier geht sowieso niemand hinein. Nur die Kinder kommen nah genug heran, um Steine durch die Fenster zu werfen, aber sonst wagt sich kein Mensch hierher.«
    »Angst vor Gespenstern, wie?«, sagte Michael. Er schien sich über die Menschen, ihre Schwächen und die Furcht vor dem, was sie nicht sehen konnten, zu amüsieren.
    »Wir sind nicht alle so aufgeklärt wie Sie.« Sie drückte mit der Schulter gegen die Tür. »Wir haben nicht Ihre Wahrnehmungskraft, aber das ist noch lange kein Grund...« Sie stieß zum dritten Mal zu, aber diesmal streckte Michael die Hand aus und legte sie über ihrem Kopf an die Tür - sie schwang leicht und geräuschlos auf.
    Unglücklicherweise hatte sich Emily bereitgemacht, mit Wucht zu schieben, und als der Widerstand plötzlich wich, geriet sie ins Taumeln und wäre beinahe der Länge nach in der Eingangshalle hingeschlagen, wenn Michael sie nicht abgefangen hätte. »Sie hätten mich warnen können«, brummte sie, als sie sich den Staub vom Pullover klopfte, der mit der Wand in Berührung gekommen war. »Und warum haben Sie tatenlos zugesehen, wie ich mir beinahe den Arm zerquetscht habe, ehe Sie mit Ihrem kleinen Zauberkunststück die Tür geöffnet haben?«
    Sie sah zu Michael auf und war überrascht von seinem Ausdruck. Echte Angst zeichnete sein Gesicht, während er sich langsam

Weitere Kostenlose Bücher