Ein Engel fuer Emily
Trümmerhaufen, und du treibst deine Scherze mit mir.«
»Schön, keine Scherze mehr. Du willst die Wahrheit hören - die Wahrheit ist, dass dein Leben bereits durcheinander war, bevor ich aufgetaucht bin. Du hattest immer schon den Hang, dich in fürchterliche Kerle zu verlieben. Und Donald - er hat sich mit dir eingelassen, weil er dachte, du wärst zu langweilig, um ihm jemals Schwierigkeiten zu machen. Er erkannte, dass du ihn geradezu vergötterst, und wusste, du würdest ihm ein schönes Zuhause schaffen, Hunderte von Dinnerpartys geben und dich für ihn aufopfern. Du hast nur wenig oder nichts als Gegenleistung dafür verlangt. Er hätte weiterhin das tun können, was er immer getan hat - Affären anfangen mit allen Frauen, die er ins Bett kriegen konnte. Und ein Mann, der so aussieht und in diesem Beruf arbeitet, hat viele Möglichkeiten und natürlich beträchtlichen Erfolg bei Frauen.« Er schwieg eine Weile, dann sah er sie an und fragte: »Willst du mehr hören?«
»Ich wollte nicht einmal das hören«, flüsterte sie wie betäubt. »Ich wollte nur ...»
»In einem Traum leben. Alle Sterblichen möchten das. Niemand will die Wahrheit sehen. Emily, ich weiß, dass du jetzt böse auf mich bist, aber wenn du ihn geheiratet hättest, wäre dein Leben jämmerlich verlaufen.«
Sie bedachte ihn mit einem lodernden Blick. »Du bist mein Schutzengel - warum hast du nicht dafür gesorgt, dass alles gut ausgeht? Seid ihr nicht dafür da?«
Michael ließ sich Zeit mit der Antwort, und sie merkte, dass er seine Worte sorgfältig abwägte. »Ein Engel darf sich nicht in irdische Angelegenheiten einmischen, es sei denn, er hat die Erlaubnis von Gott. Oh, ein Engel kann einem Sterblichen helfen, einen Parkplatz zu finden oder Ähnliches.« Er lächelte bei diesem Gedanken. »Aber er darf ohne Gottes Erlaubnis nicht Leben beenden oder verlängern. Und einem Engel ist es untersagt, Liebe zu beeinflussen. Das ist das große Tabu. Schutzengel sind es Leid, dabei zuzusehen, wie diejenigen, die in ihrer Obhut stehen, Schlägertypen und Kinderschänder heiraten. Aber es ist ihnen verboten, die Liebe zu unterdrücken, wenn sie entflammt. Gott liebt die Liebe, verstehst du?«
Als Emily schwieg, fuhr er fort: »Aber Engel können Ereignisse herbeiführen, die ihrem Schützling die Augen öffnen, sodass er die Person, die er liebt, im richtigen Licht sieht. Unglücklicherweise stimmt es, dass Liebe blind macht, und nur selten erkennt jemand die Wahrheit, selbst wenn sie auf der Hand liegt. Früher haben Väter verhindert, dass ihre Töchter schlechte Männer heiraten, aber heutzutage können auch Väter nichts gegen die Liebe ausrichten.
Liebe ist das Einzige auf Erden, was stärker als das Böse ist. Sie ist stärker als Geld, Sex und alle Sünden. Immer wenn jemand einen anderen wahrhaft liebt, wird Gott ein wenig stärker. Die Macht der Liebe zieht Gott auf diese Erde.« Wieder machte er eine kleine Pause, um seine Worte wirken zu lassen. »Emily, du hast Donald nicht wirklich geliebt, und du hättest es niemals getan. Du solltest dich nicht mit dem Erstbesten zufrieden geben, was du bekommst - du verdienst das Allerbeste.«
Sie stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. »Belehrungen wie diese machen mich krank. Alle Welt gibt salbungsvolle Kommentare darüber ab, welchen wunderbaren Mann eine Frau verdient, aber eines würde ich ehrlich gern wissen: Wo sind diese wunderbaren Männer? Wo findet man diese sagenhaften Männer, die freundlich, umsichtig und der Liebe einer Frau würdig sind? Gibt es überhaupt noch Menschen wie meinen Vater, der immer pünktlich von der Arbeit nach Hause gekommen ist und dessen Leben sich nur um die Familie gedreht hat? Mir begegnen nur Typen, die mich für langweilig halten, und Engel, die mich verführen und dann verschwinden, ohne auch nur noch einen Blick an mich zu verschwenden.«
Michael sprang auf und streckte die Hand nach ihr aus, aber sie ergriff sie nicht. Er stellte sich direkt vor sie, sie wandte jedoch das Gesicht ab. »Ich hätte das in der letzten Nacht nicht tun sollen«, gestand er leise. »Vielleicht fühlst du dich besser, wenn ich dir sage, dass ich mir heute Morgen eine Gardinenpredigt von Adrian anhören musste. Offenbar habe ich ernsthaft gegen die Ethik verstoßen, und ich werde ...«, er holte tief Luft, »... degradiert. Wenn ich zurückkomme, werde ich auf eine untere Ebene versetzt. Ich werde ...« Ihm schienen die Worte im Hals stecken
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