Ein Engel fuer Emily
ähnlich gefühlt haben.«, Irene lachte und beobachtete neugierig, wie Michael etwas aus seiner Tasche hervorholte.
»Vielleicht stärkt das dein Selbstvertrauen«, sagte er, als er ein Collier um Emilys Hals legte. Es waren in Gold gefasste, tropfenförmige Rubine.
»Und das ...« Michael reichte ihr die Ohrringe - taubeneiergroße Rubine, die an kleinen, in Gold gefassten Steinen hingen. »Und das hier«, setzte er hinzu, während er ein dreireihiges Rubinarmband hervorkramte.
»Captain Madisons Rubine«, hauchte Emily tonlos.
»Die sind nicht echt, oder?«, flüsterte Irene mit der Ehrfurcht, die diese Kostbarkeiten verdienten. Sie fing sich schneller als Emily. »Wenn dich das nicht von der Vorstellung abbringt, langweilig zu sein, dann ist dir wirklich nicht zu helfen.«
»Emily ist alles andere als langweilig«, warf Michael ein und bedachte Emily mit einem so glutvollen Blick, dass in den Rubinen ein Feuer aufzulodern schien. Er drehte sich hastig weg und holte ihren Mantel.
»Lieber Himmel«, sagte Irene. »Es ist schon lange her, dass mich ein Mann so angesehen hat. Und du behauptest, er ist 'in dieser Hinsicht- nicht an dir interessiert?«
»Ich habe dir doch erklärt, dass er bald weggeht.«
»Warte auf ihn«, flüsterte Irene ihr ins Ohr. »Ich rate dir: Warte bis in alle Ewigkeit auf ihn.«
»Bis zum Ende aller Zeiten«, murmelte Emily kaum hörbar. Dann ging sie auf Michael zu, der ihr den weißen Satinmantel hinhielt. Das Futter hatte das gleiche Rot wie Kleid und Schuhe. Emily war sich bewusst, dass Michael Recht hatte: Die Rubine verfehlten ihre Wirkung nicht. Als sie Irenes Wohnung verließen, hatte sie das Gefühl,
die atemberaubendste, schönste Frau der Welt zu sein. In der Limousine, die sie zum Ball brachte (Emily fragte nicht, was Michael getan oder bezahlt hatte, um das zu arrangieren), gab er ihr Anweisungen, wie sie sich verhalten sollte, aber sie hörte ihm nur mit halbem Ohr zu. Er schärfte ihr ein, dass sie alles ihm überlassen und selbst Abstand zu den drei Männern halten sollte.
»Ich kann ihre Gedanken lesen«, sagte Michael. »Ich werde sofort merken, welcher der drei der Mörder ist, und mir etwas ausdenken, wie ich ihn ein für alle Mal von der Tat abbringen kann.«
»Das kannst du nur, wenn du weißt, warum er mich umbringen will«, murmelte sie geistesabwesend. Wäre es nicht vernünftiger, wenn sie das klären würde? Es reizte sie, zu ergründen, ob sie ihn mit ihren - beinahe hätte sie wieder gekichert ob sie ihn mit ihren Rubinen und ihrem Dekollete betören konnte.
»Emily, damit bin ich nicht einverstanden«, sagte Michael ernst, als er merkte, was in ihrem Kopf vorging. »Ich sehe, dass du an einen absurd muskulösen Mann denkst. Was hat er mit alledem zu tun?«
Emily bedachte ihn mit einem kleinen Lächeln, dann schaute sie aus dem Fenster. Sie hatte an Schwarzeneggers letzten Spionagefilm gedacht. Trugen die Frauen in solchen Filmen nicht auch roten Satin und taubeneigroße Rubine?
»Ich denke, wir sollten lieber wieder zurück zu Irenes Wohnung fahren. Es wäre besser, wenn wir nicht zu dieser Party gingen.« Michael beugte sich vor, um an die Scheibe zu klopfen, die sie von dem Chauffeur trennte.
Aber Emily legte ihre Hand auf seinen Arm und strahlte ihn an. Sie freute sich diebisch, als Michael einen Blick auf ihr Dekollete warf, ein bisschen blasser wurde und sich geschlagen gab.
Nie zuvor hatte sie sich so mächtig gefühlt.
Sie schielte zu Michael. Wie konnte sie nur an einen anderen Mann als an ihn denken? Er sah unglaublich gut in diesem Smoking aus, und er hatte so viel für sie getan. Zuerst war sie gekränkt gewesen, als er von »heraussäubern« gesprochen hatte, aber jetzt, da sie sich so blendend fühlte, konnte sie ihm nur danken. Es war erstaunlich, wie sehr die richtige Kleidung und ein bisschen Schmuck eine Frau verändern konnten. Ganz zu schweigen vom Make-up und der neuen Frisur. »Wir geben Ihrem Haar einen Glanz, dass es aussieht, als hätte es die Sonne geküsst«, hatte der Friseur gesagt und Stunden gearbeitet, um ihr ein natürliches Äußeres zu verleihen. Emily war überzeugt, dass das Ergebnis aller Mühe wert war.
»Du siehst hübsch aus«, sagte sie zu Michael.
»Und du bist schön«, erwiderte er in einem Ton, der ihre Hochstimmung noch steigerte. Wie selbstlos er ist, dachte sie, und wie viel er mir gibt. Er hatte gesagt, dass er sie liebte, und dennoch setzte er alles daran, um ihr andere Männer vorstellen zu
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