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Ein Engel im Winter

Ein Engel im Winter

Titel: Ein Engel im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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in Ordnung, Liebster, wir schaffen es schon«, erwiderte Mallory.
    Vom Fenster aus warf er einen Blick auf den Central Park, der gerade erwachte. Der Morgennebel, der oft die Sicht ein wenig behinderte, hatte sich völlig aufgelöst.
    Bonnie kam die Treppe wieder herauf. Sie trug ein Tablett mit einem Teller kleiner Pfannkuchen.
    Sie stellte es auf das Bett, steckte den Finger in den Topf mit dem Ahornsirup und leckte ihn ab. Dabei warf sie ihm einen verschwörerischen Blick zu.
    »Lecker, lecker«, strahlte sie und tätschelte sich den Bauch.
    Nathan hörte hinter seinem Rücken die Treppe knarren. Er wandte sich um und sah Mallory entgegen.
    Zuerst fiel ihm nichts Ungewöhnliches auf. Strahlend stand sie im Licht vor dem Fenster und hielt ein großes Frühstückstablett mit Kaffee, Obst und Bagels in den Händen.
    Aber als sie auf das Bett zuging, begann Nathan zu zittern und spürte, wie sich ein Abgrund vor ihm öffnete: Ein weißer Lichtkreis hatte sich über Mallorys Haar gebildet.

Kapitel 31
    Nicht der Tod ist betrüblich.
    Es ist die nicht vollendete Aufgabe.
    Dialoge mit dem Engel

    Völlig außer Fassung und von den verrücktesten Gedanken gepeinigt fuhr Nathan so schnell er konnte in Richtung Soho.
    Er musste es unbedingt wissen. Und nur Garrett kannte die Antworten.
    Er warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Da heute Feiertag war, würde der Arzt zu dieser Tageszeit vermutlich noch zu Hause sein. Er schoss wie eine Rakete in die Houston Street, ließ den Jeep mitten auf der Straße stehen und stürzte in das Gebäude, in dem Goodrich wohnte. Nachdem er kurz auf die Namensschilder an den Briefkästen geschaut hatte, rannte er immer zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe bis zur letzten Etage hoch.
    Als er vor der Tür zur Wohnung des Arztes stand, trommelte er heftig dagegen.
    Niemand da.
    Wütend donnerte er mit der Faust gegen die Tür, die zu vibrieren begann. Aufgeschreckt von dem Lärm trat eine gebrechliche alte Nachbarin auf den Treppenabsatz.
    »Machen Sie hier so viel Radau?«, fragte sie mit dünner Stimme.
    »Ist der Doktor nicht zu Hause?«
    Sie warf einen Blick auf ihre Uhr.
    »Um diese Zeit dürfte er seinen Hund ausführen.«
    »Wissen Sie, wohin er immer geht?«, fragte der Anwalt und bemühte sich, ruhig zu bleiben.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte die kleine Frau ängstlich, »manchmal geht er in Richtung …«
    Das Ende ihrer Antwort verlor sich im Treppenhaus: »… Battery Park.«
    Nathan saß bereits wieder in seinem Jeep. Er trat das Gaspedal durch und fuhr Richtung Downtown. Auch wenn der Verkehr flüssig war, fand er, dass er viel zu langsam vorankam. Als er auf den Broadway einbog, fuhr er bei Rot über die Ampel. Vor Angst wie von Sinnen konnte er die Straße nicht mehr richtig erkennen.
    Er sah nur noch das Bild vor sich, wie Bonnie vor Freude auf dem Bett hüpfte und Mallorys Gesicht vom Lichtschein umschlossen war. Sofort war er zu ihr gegangen, hatte sie berührt, war ihr mit der Hand durch die Haare gefahren, um diesen verdammten Kreis zu verscheuchen. Aber das Licht war geblieben.
    Und er war der Einzige, der es sah.
    Er setzte seine wilde Fahrt fort. In der Höhe von Tribeca bremste er ab, um in eine Straße einzubiegen, die er für eine Abkürzung hielt, die sich jedoch als Einbahnstraße erwies. Eine kurze Strecke fuhr er in die falsche Richtung, wobei er mehrere Male aufs Trottoir ausscherte. Durch wütendes Hupen wurde er wieder zur Ordnung gerufen. Es gelang ihm zu wenden, und er zwang sich, langsamer zu fahren. In seiner Lage konnte er es sich nicht leisten, alle Streifenwagen der Stadt auf den Fersen zu haben.
    Nathan ließ sein Auto in der Fulton Street stehen und nahm sich nicht einmal die Zeit, es abzuschließen. Er ging zu Fuß weiter und gelangte einige Minuten später in die unmittelbare Umgebung der Südspitze Manhattans. Er durchquerte die baumbestandenen Alleen des Battery Parks und erreichte die Promenade am Ufer des Hudson. Eine Schar Möwen erhob sich in die Luft. Weiter konnte er nicht hinuntergehen. Die Bucht von New York, in die ein heftiger Wind vom offenen Meer hineinwehte, lag malerisch vor ihm. Er lief um die Landspitze herum, immer am Fluss entlang. Nur wenige Leute waren hier: ein paar vereinzelte Jogger versuchten ihre Pfunde loszuwerden, die sie sich am Tag zuvor beim Weihnachtsessen angefuttert hatten, und ein alter Mann nutzte die Abwesenheit der Fähren, um Angelruten an der Anlegestelle auszuwerfen. Man erriet die Umrisse der

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