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Ein Engel im Winter

Ein Engel im Winter

Titel: Ein Engel im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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mit Bleistift darunter geschrieben:
    »Ich laufe so schnell, dass der Tod mich nicht einholt.«
    Die Frau hieß Emily Goodrich und wusste sehr genau, dass der Tod sie schließlich besiegen würde.
    Sie hatte nie wirklich an Gott geglaubt.
    Aber vielleicht gab es da noch etwas anderes.
    Ein Geheimnis.
    Einen Ort, zu dem wir alle gehen.
    Mallory öffnete die Augen.
    Sie lauschte auf den Atem ihres Mannes, der neben ihr schlief.
    Zum ersten Mal seit langem blickte sie hoffnungsvoll in die Zukunft und erwog die Möglichkeit, noch ein Kind zu bekommen. Diese Aussicht erfüllte sie plötzlich mit überschäumender Freude. Kurz bevor sie wieder einschlief, fiel ihr ein – der Himmel mochte wissen, weshalb –, dass sie wegen dieser Reise nach Brasilien immer noch nicht die Ergebnisse der Untersuchungen abgeholt hatte, um die ihr Arzt sie letzte Woche gebeten hatte. Pech gehabt, dann mussten sie eben noch ein paar Tage warten. Der gute Doktor Albright machte sich immer wegen nichts und wieder nichts Sorgen.
    Über der Insel Nantucket wurde es Tag.
    Zu dieser Zeit hielt sich niemand in der Nähe des Sees von Sankaty Head auf, der sich hinter den Sümpfen befand, die die Moosbeeren-Pflanzungen wässerten.
    Die Seen und Teiche waren in dieser Gegend seit mehreren Tagen zugefroren. Dennoch glitt ein weißer Schwan auf einer winzigen Wasserfläche dahin, wo das Eis geschmolzen war. Wie hatte sich dieser Schwan mitten im Winter hierher verirren können? Niemand würde es je wissen.
    Und niemand würde ihn je wieder sehen, denn der Schwan erhob sich in die Lüfte, wobei er heftig mit den Flügeln schlug.
    Um anderswohin zu fliegen.

Kapitel 30
    Sag nie über etwas: Ich habe es verloren,
    sondern: Ich habe es zurückgegeben.
    Dein Kind ist tot? Es wurde zurückgegeben.
    Deine Frau ist tot? Sie wurde zurückgegeben.
    Epiktet

    25.   Dezember
    Zuerst spürte er lediglich, wie sein Gesicht glühte, was ihn bewog, die Augen geschlossen zu halten. Er hatte viel zu viel Angst vor dem, was er entdecken könnte.
    Dann hörte er aus der Ferne Musik. Er kannte die Melodie. Was konnte es sein? Vielleicht etwas von Mozart. Ja, es war das Klavierkonzert Nr.   20, sein Lieblingsstück.
    Dann duftete es plötzlich nach Pfannkuchen. Erst jetzt entschloss sich Nathan, die Augen zu öffnen: Im Jenseits gab es ganz bestimmt keine Pfannkuchen.
    Tatsächlich, er war immer noch bei sich zu Hause, lag in Slip und T-Shirt in demselben Zimmer, in dem er gestern Abend eingeschlafen war. Er konnte es kaum fassen, aber er war noch am Leben. Er richtete sich auf und nahm eine sitzende Haltung ein. Das Bett neben ihm war leer. Er wandte den Blick zum Fenster: Es war ein strahlender Weihnachtstag, und die Sonne verteilte ihr helles Licht im ganzen Raum.
    Bonnie schob die Tür des Schlafzimmers auf und steckte ihren Kopf durch den Spalt.
    »Qué tal?«, fragte sie, als sie sah, dass ihr Vater aufgewacht war.
    »Guten Morgen, kleines Eichhörnchen, alles in Ordnung?«
    »Ja, alles bestens«, rief sie und nahm Anlauf, um aufs Bett zu springen.
    Er fing sie auf und drückte sie an sich.
    »Wo ist Mama?«
    »Sie macht Pfannkuchen. Wir werden alle drei zusammen im Bett frühstücken.«
    Vor lauter Begeisterung benutzte Bonnie das Bett ihrer Eltern als Trampolin und vollführte wilde Luftsprünge.
    Nathan lauschte. Vom Untergeschoss drang die Musik an sein Ohr, die sich mit dem Klappern der Töpfe und der Küchengerätschaften vermischte. Mallory hatte immer gern Radio gehört, wenn sie arbeitete.
    Er stellte sich vor den großen Spiegel und musterte sich aufmerksam von oben bis unten, rieb sich mit dem Handrücken über seinen sprießenden Bart, als dürfe er seinen Augen nicht trauen. Kein Zweifel, er war es leibhaftig. Noch gestern hatte er geglaubt, er würde die Nacht nicht überleben. Aber jetzt spürte er nichts mehr, weder Fieber noch Schmerz, als ob die Gefahr, die ihn bedroht hatte, sich verflüchtigt hätte.
    Wie war das zu erklären? Er hatte sich das alles doch nicht eingebildet.
    Mallory rief von der Küche hoch:
    »Kann mir mal jemand helfen?«
    »Ich komme!«, rief Bonnie und landete zielsicher auf dem Parkettboden.
    Seine Frau, seine Tochter und er waren endlich wieder vereint, ohne dass ihnen eine Gefahr drohte. Das war fast zu schön, um wahr zu sein. Zu viel Glück auf einmal.
    Dennoch hatte er das unbestimmte Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Er musste mit seiner Frau reden. Er bot seine Hilfe an: »Brauchst du mich, Liebling?«
    »Alles

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