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Ein Engel im Winter

Ein Engel im Winter

Titel: Ein Engel im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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funktioniert?
    Neben ihm hatte sich eine Frau in Fötalstellung zusammengekrümmt und gegen die Holzwand eines der Schalter gelehnt. Er wollte ihr etwas Beruhigendes zuflüstern, aber als er den Mund öffnete, hatte er das Gefühl, ein elektrischer Schlag durchzucke seinen ganzen Körper. Plötzlich spürte er den Schmerz in seiner Brust wieder. Er hörte das dumpfe Geräusch seines Herzens, sein unregelmäßiges Pochen. Er wühlte in der Tasche seines Mantels nach dem Trinitrin-Spray, um es zu inhalieren. »Behalt deine Hände über dem Kopf«, brüllte ihm die kleine Bestie im Military-Look zu und ging dann zielsicher auf den Filialleiter zu.
    Es waren nur zwei Bankräuber. Vermutlich wartete draußen ein Komplize in einem in der Nähe geparkten Auto.
    »Du da, komm mit, ich brauche den Code, um die Tür aufzumachen.«
    Der Ganove drängte den Filialleiter zu einem Raum im hinteren Teil der Halle. Man hörte, wie eine Metalltür klickte. Etwas später verriet ein unbestimmtes Geräusch, dass eine zweite Tür geöffnet wurde.
    Der Mann mit der Kapuze war im Schalterraum geblieben, um die Geiseln zu bewachen. Er stand auf einem der Schreibtische, um zu demonstrieren, dass er die Lage im Griff hatte.
    »Niemand rührt sich! Niemand rührt sich!«, brüllte er unaufhörlich.
    Ganz offensichtlich war er weniger kaltblütig als der andere Bankräuber. Er sah ständig auf seine Uhr und zerrte nervös an seiner Kapuze, die ihn beengte. Ungeduldig stieß er hervor:
    »Was treibst du denn da, Todd? Um Himmels willen, beeil dich!«
    Aber der andere, der immer noch in einem Hinterzimmer beschäftigt war, antwortete nicht.
    Nach einer Weile hielt er es nicht mehr aus und riss sich die Kapuze herunter. Schweiß perlte auf seiner Stirn, dunkle Flecken zeichneten sich unter den Achseln ab. Vielleicht hatte er die Freuden des Gefängnisses schon für kurze Zeit kennen gelernt und fürchtete nun, sich dort länger aufhalten zu müssen.
    Denn dieses Mal spielte er hoch: bewaffneter Raubüberfall mit Körperverletzung. Er spielte hoch, und die Zeit verrann.
    Endlich platzte der »Soldat« in die Halle, beladen mit einem schweren Sack. Er rief seinem Komplizen zu:
    »Jetzt bist du dran, Ari, pack den Rest ein!«
    »Hör mal, Todd, hauen wir ab, wir haben genug Knete, um …«
    Aber der Mann im Drillich war keineswegs dieser Meinung.
    »Hol endlich den Rest, du Hosenscheißer!«
    Nathan wollte diese Ablenkung nutzen, um sich Candice zu nähern. Sein Herz schlug zum Zerspringen. Er fühlte sich für das Leben der jungen Frau verantwortlich.
    Als er sich beinahe zu seiner vollen Größe aufgerichtet hatte, stürzte der Ari genannte Ganove auf ihn zu und versetzte ihm einen kräftigen Fußtritt, sodass er mit dem Kopf gegen den Schreibtisch schlug.
    »Du bleibst verdammt noch mal unten, kapiert?« Aber der »Soldat« griff ein und brüllte seinen Komplizen an:
    »Hab ich nicht gesagt, du sollst das Geld holen? Ich behalte sie im Auge.«
    Nathan war wie betäubt. Vorsichtig befühlte er seine Augenbraue. Ein dünnes Rinnsal floss ihm über die Wange und färbte sein Hemd rot. Falls er lebend hier herauskommen sollte, würde er tagelang mit einem verschwollenen Gesicht herumlaufen.
    In diesem Augenblick machte Candice eine Bewegung auf ihn zu. Sie warf ihm einen besorgten Blick zu, der zu fragen schien: »Wie geht’s?« Um sie zu beruhigen, nickte er leicht mit dem Kopf. Sie zwang sich zu einem Lächeln, aber Nathan bemerkte, dass sie sehr blass war, beinahe durchsichtig.
    Er blickte sie immer noch an, als ihm plötzlich schwarz vor Augen wurde. Für den Bruchteil einer Sekunde verschmolzen die Gesichter von Candice und Mallory.
    Liebend gern hätte er sie vor solchen Gewaltakten bewahrt.
    Plötzlich, als niemand mehr damit rechnete, ertönte schriller Alarm.
    Panik erfasste die Bankräuber. Ari tauchte in der Halle auf. In den Händen hielt er bündelweise Geldscheine.
    »Todd, was ist los?«
    »Wir müssen abhauen, bevor die Bullen kommen!«, rief der Soldat.
    »Du hast mir doch gesagt, die Alarmanlage sei außer Betrieb, Scheiße, Todd, du hast mir versichert, es gebe kein Risiko!«
    Sein Gesicht war schweißgebadet. Er hatte solche Angst, dass er seine Dollarbündel fallen ließ.
    Todd näherte sich den Fenstern zur Straße und bemerkte ein Auto, das in rasender Geschwindigkeit an der Bank vorbeiflitzte.
    »Das Arschloch Geraldo macht sich ohne uns aus dem Staub!«
    »Was machen wir jetzt ohne Auto?«, rief Ari hysterisch.
    Aber sein

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