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Ein Engel im Winter

Ein Engel im Winter

Titel: Ein Engel im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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billige Haarfarbe hatten damit nichts zu tun. Vielleicht besaß sie nicht die Klasse der Mädchen aus der Cosmopolitan, aber sie war viel sympathischer und natürlicher.
    Als er die junge Frau beobachtete, musste er unwillkürlich an den Weg denken, den sein Leben genommen hatte. Vielleicht war es nicht richtig gewesen, sich um jeden Preis aus dem Milieu lösen zu wollen, aus dem er stammte. Vielleicht wäre er mit einer Frau wie Candice glücklicher geworden, hätte mit ihr in einem kleinen Häuschen mit einem Hund gelebt und wäre einen mit dem Sternenbanner verzierten Pick-up gefahren. Nur die Reichen glauben, dass die einfachen Leute ein trübseliges Leben führen. Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen und wusste genau, dass dies keineswegs der Fall war.
    Im Übrigen gehörte er zu jener Sorte Mensch, die sich nicht um das ganze Gerede scherte, dass angeblich gerade die kleinen Dinge im Leben das wahre Glück ausmachen. Er hatte allzu sehr unter Geldmangel gelitten, um jetzt, da er Geld besaß, auf irgendetwas zu verzichten. Aber im Gegensatz zu dem, was er lange geglaubt hatte, wusste er inzwischen, dass Geld nicht alles war. Er brauchte jemanden, mit dem er es teilen konnte. Ohne jemanden, der ihn begleitete, wollte er nirgendwo mehr hingehen; ohne eine Stimme, die ihm antwortete, herrschte totales Schweigen um ihn herum; ohne eine Partnerin an seiner Seite war sein Leben sinnlos.
    Nathan wechselte ein paar Worte mit dem Sicherheitsbeamten, der an der Eingangstür seinen Dienst tat. Am Tag zuvor hatten die Yankees verkündet, dass sie für die nächste Saison einen guten Spieler verpflichten würden, und der Mann war ganz euphorisch gestimmt, als er sich vorstellte, wie gut seine Lieblings-Baseball-Mannschaft demnächst spielen würde.
    Plötzlich hielt der Sicherheitsbeamte in seinen Ausführungen inne. Seine Aufmerksamkeit wurde von einem Koloss mit breiten Schultern gefesselt, der die Eingangstür aufstieß. Der Mann mit der imposanten Größe eines Basketballers trug einen Schal um den Hals und eine Sporttasche über der Schulter.
    Wie kann man nur eine so wuchtige Sporttasche mit sich rumschleppen, überlegte Nathan.
    Der Mann wirkte aufgeregt, fühlte sich offensichtlich nicht wohl in seiner Haut, drehte sich mehrere Male um und ließ flüchtig den Blick über die beiden Männer schweifen. Der Sicherheitsbeamte ging ein paar Schritte auf ihn zu. Der Mann erweckte den Anschein, als wolle er sich in eine der Warteschlangen einreihen, blieb aber dann plötzlich mitten im Raum stehen. Im Bruchteil einer Sekunde zog er eine Waffe aus seiner Sporttasche und stülpte sich eine schwarze Kapuze mit Augenschlitzen über den Kopf.
    »He, ihr da!«
    Noch bevor der Sicherheitsbeamte seinen Revolver ziehen konnte, tauchte unerwartet ein Komplize auf und versetzte ihm zwei kräftige Schläge mit einem Knüppel, die ihn zu Boden warfen. Der andere nutzte die Lage und entwaffnete ihn.
    »Keiner rührt sich! Keiner rührt sich, verdammt noch mal! Hebt eure Hände über eure verdammten Köpfe!«
    Der zweite Mann nahm die Dinge in die Hand. Er war nicht vermummt, hatte eine Drillichhose und eine amerikanische Militärjacke an. Er trug seine gebleichten Haare als Bürstenschnitt, seine Augen waren blutunterlaufen.
    Er war bis zu den Zähnen bewaffnet. In der rechten Hand hielt er einen großkalibrigen Revolver und über der Schulter eine Maschinenpistole, die wie eine Uzi aussah, wie man sie aus Videospielen kennt.
    Aber das hier war kein Spiel. Mit einer solchen Waffe konnte man Feuerstöße abgeben und sehr viele Menschen töten und verletzen.
    »Auf die Knie! Alle auf die Knie, los, los!«
    Einige schrien. Doch alle Kunden und Angestellten knieten sich nieder oder legten sich auf den Boden.
    Nathan wandte sogleich den Kopf, um nach Candice zu sehen. Die junge Frau hatte Zuflucht unter einem Schreibtisch in einer der Nischen gefunden. Sie hielt Josh fest an ihre Brust gedrückt und wiegte ihn beruhigend hin und her. Leise flüsterte sie ihm zu: »Das ist ein Spiel, Schatz, nur ein Spiel.« Und dabei versuchte sie zu lächeln. Der Junge machte wie gewohnt große Augen und betrachtete interessiert das seltsame Schauspiel, das um ihn herum stattfand.
    In den Gesichtern zeichnete sich Besorgnis ab. Nathan hatte sich, wie die anderen, niedergekniet.
    Wie ist es ihnen gelungen, mit ihren Waffen hier reinzukommen? Man hätte am Eingang ihre Taschen durchsuchen müssen. Und warum um Himmels willen hat das Alarmsystem nicht

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