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Ein Engel im Winter

Ein Engel im Winter

Titel: Ein Engel im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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Komplize hörte ihn nicht mehr. In Sekundenschnelle warf er sich die riesige Sporttasche über die Schulter, nahm die Maschinenpistole in die eine und den Revolver in die andere Hand. Wütend stieß er die Tür auf und trat in dem Augenblick auf die Straße, als mehrere Polizeiwagen mit heulenden Sirenen vor der Bank hielten.
    Man hörte einen Schusswechsel, vermischt mit Schreien.
    Ari, der gezögert hatte, seinem Komplizen zu folgen, trat schnell wieder zurück und schloss die Tür.
    »Rührt euch nicht von der Stelle!«, brüllte er und richtete seine Neun-Millimeter-Pistole auf die Angestellten und Kunden, die immer noch auf dem Boden lagen.
    Er klammerte sich an seine Waffe, als sei sie seine letzte Rettung.
    Auch Nathan ließ die Pistole nicht aus den Augen.
    Wie viele Tote wird dieser rasende Verrückte hinterlassen?
    Man hörte erneut Schüsse. Dann trat Stille ein. Plötzlich verkündete eine durchdringende Stimme über ein Megafon:
    »Sie sind umstellt.
    Ihr Komplize wurde festgenommen.
    Treten Sie ohne Waffe aus dem Gebäude und machen Sie keine hastigen Bewegungen.«
    Aber der Bankräuber dachte nicht daran, sich zu ergeben.
    »Du da, komm her!«
    Was Nathan befürchtet hatte, trat ein: Der Ganove wollte Candice zur Geisel machen und zerrte sie brutal am Arm.
    Aber sie war nicht die Frau, die sich geschlagen gibt. Sie war zu allem bereit, um ihren Sohn zu retten. Sie wehrte sich heftig, und es gelang ihr, in den hinteren Teil der Halle zu fliehen, während Josh auf ihrem Arm zu weinen anfing. Nathan erhob sich so schnell er konnte und stellte sich zwischen Ari und sie.
    Rasend vor Wut über diesen Widerstand, richtete Ari seine Pistole auf Nathan, dessen Hirn plötzlich glasklar funktionierte.
    Vielleicht wird er mich töten, aber Candice bleibt verschont. Selbst wenn er auf mich schießt, werden die Bullen sofort eingreifen. Sie ist außer Gefahr.
    Jede Sekunde wirkte wie eine Unendlichkeit.
    Garrett hat Unrecht. Ich weiß, er hat Unrecht. Es gibt keine Vorherbestimmung. So kann das Leben nicht funktionieren. Candice ist gerettet. Ich habe gewonnen, Garrett, ich habe gewonnen.
    Der Anwalt fixierte Aris Waffe, eine Glock 17, eine Armeepistole, die man für weniger als fünfzig Dollar auf jedem beliebigen Waffenmarkt in diesem Land kaufen konnte, in dem das Schießen mit dem Sturmgewehr zu einer Art Volkssport bei Grillpartys geworden war.
    Ari wirkte völlig verstört und hielt immer noch mit beiden Händen den Griff seiner Waffe umklammert. Er legte den Finger an den Abzug. Er würde die Nerven verlieren, er würde schießen.
    Nathan warf einen Blick auf den Eingang. Er dauerte nur eine Zehntelsekunde, aber genügte, um zu erkennen, dass der Sicherheitsbeamte wieder zu sich gekommen war und eine Waffe hervorzog, die in einem kleinen Holster an seiner rechten Wade steckte.
    Es ging so schnell, dass Ari nichts mitbekam. Der Sicherheitsbeamte richtete sich halb auf und schoss mit gestrecktem Arm zweimal. Die erste Kugel verfehlte ihr Ziel, aber die zweite traf den Ganoven in den Rücken, sodass er zu Boden fiel. Die Schüsse verursachten eine entsetzliche Panik. Die Menschen versuchten zum Ausgang zu rennen, während Polizisten und Einsatztruppen das Gebäude stürmten.
    »Die Bank muss geräumt werden! Räumen Sie die Bank!«, befahl ein Polizist.
    Doch Nathan stürzte in den hinteren Teil der Halle. Eine Gruppe hatte sich gebildet und umringte eine auf dem Boden liegende Gestalt.
    Der Anwalt näherte sich dem Kreis.
    Candice lag zusammengekrümmt am Boden, während Josh vor Angst schrie und sich verzweifelt an sie klammerte.
    »Holen Sie Hilfe!«, schrie Nathan so laut er konnte. »Rufen Sie einen Krankenwagen!«
    Die erste Kugel war vom Flügel einer Metalltür abgeprallt und in die Seite der jungen Frau gedrungen. Sie war bereits blutüberströmt.
    Er beugte sich über Candice und ergriff ihre Hand. »Bitte, stirb nicht!«, flehte er und fiel neben ihr auf die Knie.
    Candices Gesicht wirkte durchsichtig. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber lediglich ein Blutschwall quoll aus ihrem Mund.
    »Stirb nicht«, rief er noch einmal und flehte alle Götter der Schöpfung um Hilfe an.
    Aber sie hatte diese Welt bereits verlassen. Vor ihm lag ein regloser Körper, der nichts mehr gemeinsam hatte mit der jungen Frau, die noch eine Stunde zuvor hoffnungsvoll in die Zukunft geblickt und ihrem Sohn Geschichten erzählt hatte. Mit Tränen in den Augen blieb Nathan nichts anderes übrig, als ihr die Augen zu

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