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Ein Engel im Winter

Ein Engel im Winter

Titel: Ein Engel im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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ihn in sein Bett und kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo Candice immer noch schlief. Er schrieb ein paar Worte auf die Rückseite einer Einkaufsliste und legte den Zettel auf den Tisch. Dann verließ er das Haus.
    Draußen schneite es.
    14.   Dezember
    Candice zog den Riegel beiseite und streckte den Kopf durch die Türöffnung.
    »Ah, Sie sind’s! Kommen Sie doch rein.«
    Nathan betrat die Küche. Es war neun Uhr morgens. Josh saß in seinem Kinderstuhl und beschmierte sich mit dem Frühstück.
    ».morg«, sagte das Kind.
    »Hallo, kleiner Josh«, erwiderte Nathan und lächelte dem Kind zu.
    Candice fuhr mit den Fingern durch das Haar ihres Sohnes und betrachtete den Anwalt.
    »Ich wollte Ihnen danken, dass Sie gestern so lange hier geblieben sind.«
    »Gern geschehen. Halten Sie durch?«
    »Geht schon«, versicherte die junge Frau, auch wenn ihre Augen das Gegenteil verrieten.
    Nathan klapperte mit einem kleinen Schlüsselbund, den er soeben aus der Tasche gezogen hatte. »Ich habe Ihren Wagen hergebracht.«
    »Danke. Sie waren wirklich . vollkommen«, sagte sie und breitete die Arme aus. »Haben Sie Ihren Jeep auf Joes Parkplatz stehen gelassen?«
    Nathan nickte.
    »Dann werde ich Sie dorthin fahren«, bot sie an, »aber vorher trinken Sie mit uns eine Tasse Kaffee.«
    »Gern«, erwiderte er und nahm Platz.
    Er ließ ein paar Augenblicke verstreichen, dann beschloss er sich vorzuwagen:
    »Ich muss Sie um etwas bitten«, sagte er und stellte ein kleines Lederköfferchen auf den Tisch.
    »Ja«, erkundigte sich Candice plötzlich beunruhigt, als ob so viel Liebenswürdigkeit vonseiten eines Mannes am Ende doch nur zu einer bösen Überraschung führen könnte.
    »Ich möchte gern, dass Sie …«
    »Was?«
    »… Geld von mir annehmen«, erwiderte Nathan.
    »Ich wünsche mir, dass Sie ein bisschen Geld von mir annehmen, um Ihren Sohn aufzuziehen.«
    »Das ist wohl ein Scherz?«, sagte sie und stellte ihre Tasse auf den Tisch zurück, um sie nicht fallen zu lassen.
    »Nein, ich will Ihnen wirklich helfen.«
    »Wofür halten Sie mich?«, regte sie sich auf.
    Wutentbrannt erhob sie sich von ihrem Stuhl. Nathan versuchte sie zu beruhigen.
    »Beruhigen Sie sich, Candice, ich erwarte keine Gegenleistung von Ihnen.«
    »Sie sind verrückt«, wiederholte sie, »ich brauche Ihr Geld nicht.«
    »Und ob Sie es brauchen. Sie brauchen es, damit Ihr Sohn studieren kann. Sie brauchen es, weil Ihr Auto bereits dreihunderttausend Kilometer auf dem Tacho hat und jeden Augenblick den Geist aufgeben kann. Sie brauchen es, weil Sie niemanden mehr haben, der Ihnen hilft.«
    »Und wie viel genau wollen Sie mir geben?«, fragte die junge Frau spontan.
    »Sagen wir mal hunderttausend Dollar«, schlug Nathan vor.
    »Hunderttausend Dollar. Aber das . ist unmöglich. Es gibt keinen Menschen, der einem so viel Geld schenkt, ohne eine Gegenleistung zu verlangen.«
    »Manchmal dreht sich das Rad des Schicksal eben . Denken Sie einfach, Sie hätten im Lotto gewonnen.«
    Einige Sekunden lang schwieg sie.
    »Es geht doch hoffentlich nicht um Geldwäsche oder so was Ähnliches?«
    »Nein, Candice, das ist kein schmutziges Geld, da ist nichts Illegales.«
    »Aber ich kenne Sie doch gar nicht.«
    »Alles, was ich Ihnen gestern Abend über mich erzählt habe, stimmt«, versicherte Nathan und öffnete seinen Lederkoffer. »Ich heiße Nathan Del Amico, bin ein angesehener Anwalt in der Park Avenue, bin unbescholten und meine Geschäfte sind höchst ehrenhaft. Ich habe Ihnen hier ein paar Unterlagen mitgebracht, die meine Angaben belegen: meinen Pass, meine Bankauszüge, Artikel aus juristischen Fachzeitschriften über mich …«
    »Hören Sie auf«, unterbrach Candice ihn, »auf diese Masche falle ich nicht rein.«
    »Denken Sie in Ruhe darüber nach«, bat Nathan, als er aus dem alten Pick-up kletterte.
    Sie befanden sich auf dem verlassenen Parkplatz gegenüber von Sally’s Bar. Candice hatte den Anwalt hierher gefahren, um seinen Jeep abzuholen. »Ich habe lange genug nachgedacht. Ich möchte niemandem Rechenschaft darüber ablegen müssen, wie ich mein Leben gestalte.«
    »Sie schulden mir keinerlei Rechenschaft, weder mir noch sonst jemandem«, versprach er und lehnte sich an das Fenster. »Sie können die Summe ganz nach Ihrem Belieben verwenden.«
    »Aber was bringt Ihnen das?«
    »Noch vor einer Woche hätte ich Ihnen kein solches Angebot gemacht«, gab Nathan zu, »aber seither hat sich einiges in meinem Leben verändert. Wissen Sie, ich war

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