Ein Engel mit kleinen Fehlern
ausgeschaltet.
Das alles wäre nicht so schlimm, wenn Gabriel nicht gerade jetzt unglaublich sexy ausgesehen hätte. Das milde Licht des Restaurants warf sanfte Schatten auf sein markantes Gesicht.
In seinen glänzenden Augen entdeckte sie so viele Widersprüche. Leidenschaft und Zärtlichkeit. Zynismus und Sinnlichkeit. Er na hm sich, was er wollte, und gab nicht auf, bevor er es bekam. Und wenn es eine Frau war, eine gewisse Rae Ann Boudreau ...
Ihr Puls ging schneller. Hastig wechselte sie das Thema.
"Warum bist du zur Polizei gegangen?" fragte sie.
"Warum willst du das wissen?"
"Ich versuche, eine normale Unterhaltung zu führen", entgegnete sie trocken.
"Ich wollte helfen, eine bessere Welt zu schaffen", erwiderte er.
Idealismus hatte sie nicht erwartet. Seine Antwort beeindruckte und irritierte sie zugleich.
"Und hast du?" fragte sie.
"Habe ich was?"
"Eine bessere Welt geschaffen."
Normalerweise hätte Gabriel etwas Schlagfertiges erwidert, um seine wahren Gefühle zu verbergen. Doch er wollte, dass Rae ihn verstand. Er wollte wissen, ob sie es konnte.
"Ich habe das mal gedacht ", sagte er. "Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher."
Sie sah ihn nur an.
"Ich bin es leid, Abend für Abend dieselben Mädchen festzunehmen" , erklärte er. "Ich habe versucht, mit ihnen zu reden. Über die Gefahr, in die sie sich begeben. AIDS, Drogen, ein Freier, der zu weit geht. Sie hören mir nicht zu. Ich schnappe Kinder, die anderen Kindern Drogen verkaufen. Sie haben kein Gewissen, keine Zukunft. Ich nehme sie fest, und die Gerichte lassen sie wieder laufen."
Sie nickte. "Daran müsstest du dich doch inzwischen gewöhnt haben."
Das hatte er nicht. Er hatte es versucht, denn auf Dauer war sein Job nur mit einem dicken Fell zu ertragen. Doch jedes Mal, wenn er ein neues Mädchen am Straßenrand sah, noch frisch und gesund, tat es ihm weh. Und ein Polizist musste hart sein.
"Sicher", sagte er.
Es war, als wäre in seinen Augen ein Vorhang gefallen. Er war wieder verschlossen, unerreichbar. Rae hatte es bei ihrem Exmann oft genug erlebt. Irgendwann hatte sie mit Danny gar nicht mehr reden können.
Sie wechselte das Thema. "So", sagte sie, "noch mal zu Peter Smithfield."
"Ich kann dir nichts sagen."
"Du willst nicht."
Er lächelte. "Stimmt."
Rae hob ihr Weinglas und strich mit der Fingerkuppe über den Rand. "In meinem Beruf habe ich viele Leute kennen gelernt", sagte sie. "Leute, die Bescheid wissen."
"Und?"
"Manche Leute wissen Dinge, die sonst nur die Polizei weiß."
"Und?" wiederholte er.
"Du hast keine Ahnung, wo Peter Smithfield steckt, MacLaren. Gib es zu."
Er lächelte. "Regel Nummer eins, Rae. Jeder Straßenganove hält sich daran. Gib nie etwas zu."
"Ich werde ihn vor dir finden."
Gabriel wurde immer unwohler zu Mute. Ob sie Smithfield zuerst fand oder nicht, war egal. Sie würde ihm die Vorladung nicht übergeben dürfen. Und er war derjenige, der ihr die Früchte ihres Erfolgs rauben musste.
Er wollte nicht daran denken. In seinem Job konnte er sich kein schlechtes Gewissen leisten.
"Möchtest du Dessert?" fragte er sanft.
"Du?"
Ich dachte mir, ich probiere diese Sündige Schokolade, die der Kellner empfohlen hat", sagte er.
"Sündige Schokolade", wiederholte sie. Ein unglücklicher Name. Er weckte Gefühle, die mit Essen nichts zu tun hatten.
"Wenn du dich traust", sagte er.
Sie ahnte, dass er nicht nur das Dessert meinte. Aber eine Herausforderung war eine Herausforderung, und Rae nahm sie an. "Ich glaube nicht, dass ich nach dem Steak noch eine ganze Portion schaffe."
Sein Blick wurde immer wärmer. "Dann teilen wir uns eine."
Auf geht's, dachte sie.
Der Kellner trat an den Tisch. Rae betrachtete Gabriel, während er Kaffee und Sündige Schokolade bestellte.
Es war das größte und leckerste Stück Torte, das sie je gesehen hatte, und sie musste sich beherrschen, um nicht sofort zur Gabel zu greifen.
"Unser sündigstes Gericht", verkündete der Kellner und stellte es mit schwungvoller Geste auf den Tisch.
"Es lebe die Sünde", sagte Gabriel, während er seine Gabel in die Torte schob und Rae den ersten Bissen vor den Mund hielt.
Dunkle Schokolade, Sahne und Mandeln. Es schmeckte herrlich, und sie ließ den Bissen auf der Zunge zergehen.
Ein Ausdruck äußerster Verzückung trat auf ihr Gesicht, und Gabriel wünschte, nicht sein Dessert, sondern er selbst hätte ihn dorthin gezaubert.
Als Rae sich mit der Zungenspitze die Sahne von der Unterlippe leckte, sah sie, wie
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