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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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behauptet, sie könne in manchen Nächten nicht schlafen und beschäftige sich damit, Briefe zu schreiben.« Er runzelte geistesabwesend die Stirn. »Ich glaube ihr nicht.«
    Ich auch nicht, dachte sie. »Kate ist keine Lügnerin.« Meistens jedenfalls nicht. »Und sie ist eine treue Brieffreundin.«
    Whit schüttelte den Kopf. »Ich muss Gewissheit haben.«
    »Du bittest mich, meine Freundin auszuspionieren, deine Schwester.«
    »Ja.«
    »Nur dass es eigentlich gar keine Bitte ist.«
    »Nein.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, löste Whit den Knoten auf der Schachtel.
    »Das würdest du nicht wagen«, stieß Mirabelle aus.
    »Oh doch. Du weißt, dass ich zu meinem Wort stehe.«
    »Ich weiß nichts dergleichen. Und das spielt auch keine Rolle. Nicht einmal ein Graf kann mitten auf der Straße die Unaussprechlichen einer Dame hervorziehen und unbehelligt davonkommen.«
    »Du wärest überrascht, womit ein Graf davonkommen kann.«
    »Wohl wahr«, grollte sie.
    »Außerdem habe ich nicht die Absicht, deine Unterwäsche mitten auf dem Gehsteig herauszuziehen.« Er warf ihr ein boshaftes Lächeln zu. »Ich werde über diesen Bordstein stolpern und den Inhalt fallen lassen. Wir Coles sind ja für unsere Unbeholfenheit berüchtigt.«
    »Niemand, der dich kennt, würde dir so eine fadenscheinige Ausrede abnehmen …«
    »Ich bin ein Graf«, erinnerte er sie beiläufig. »Meine Ausreden brauchen nicht glaubhaft zu sein.«
    »Das würdest du tun?«, fragte sie leise. »Du würdest mich auf diese Weise demütigen?«
    Whit sah sie fest an. »Meine Schwester bedeutet mir viel.«.
    Und du nicht.
Verblüffend, wie laut unausgesprochene Worte sein konnten. Und wie sie einen erzürnen konnten. Der Mann war ein arroganter, selbstsüchtiger, verwöhnter Esel, und sie war drauf und dran, ihm zu sagen, er solle zur Hölle fahren und die Schachtel mitnehmen. Wenn die Schachtel nur die gewöhnliche strapazierfähige, praktische Unterwäsche enthalten hätte, hätte sie genau das getan. Aber sie enthielt dieses vermaledeite blaue Satinunterkleid. Unverheiratete, vornehm erzogene junge Frauen sollten eigentlich keine ausgefallene Unterwäsche besitzen. Im besten Fall würde Mirabelle zum Gespött werden, im schlimmsten wäre sie vollkommen ruiniert.
    Kochend vor Wut ballte sie die Fäuste, biss die Zähne zusammen und funkelte ihr Gegenüber wütend an. »Na schön, du kaltherziger Esel. Ich tue es.«
    Über Whits Gesicht huschte ein merkwürdiger Ausdruck, aber er war verschwunden, bevor Mirabelle ihn deuten konnte. Sie entschied, dass sie zu wütend war, um sich darum zu scheren.
    »Bei deiner Ehre, Kobold.«
    Sie schnaubte. »Meinst du die Ehre, sich einer Erpressung zu beugen, die Ehre, das Vertrauen einer Freundin zu verraten, oder die Ehre, die du mir abgesprochen hast?«
    »Du sollst mir dein Wort geben, dass du tun wirst, worum ich gebeten habe.«
    »Was du verlangt hast, meinst du.«
    »Dein Wort.«
    »Also gut, du hast mein Wort. Bist du jetzt zufrieden?«
    Gewiss würde er das sein, das wusste sie. In Whits Welt war es unentschuldbar, sein Ehrenwort zu brechen – dort konnte sich jedermann feste Prinzipien leisten. Whit brach niemals sein Wort, dafür war er bekannt, und wenn sie ein bisschen weniger wütend auf ihn gewesen wäre, hätte sie zugegeben, dass sie ihn dafür achtete. Doch Mirabelles Erfahrung hatte sie etwas anderes gelehrt. Manchmal waren diese Prinzipien ein Luxus, den sich nur die Reichen und Mächtigen erlauben konnten. Je reicher und mächtiger, desto mehr Ehrenhaftigkeit konnten sie sich leisten. Der Rest der Welt hingegen machte das Beste aus dem, was das Schicksal ihm hinwarf.
    In Mirabelles Fall verlangte es die Selbsterhaltung, dass ihr moralisches Empfinden bisweilen flexibel war. Lügen hieß sie nicht gut. Sie war sogar eine entschiedene Gegnerin der Unaufrichtigkeit, aber gleich Whit, der zu Erpressung bereit war, konnte sie manch schändliche Tat nicht vermeiden.
    Sie hatte nicht die Absicht, Kates Vertrauen zu missbrauchen, aber sie würde auch nicht zulassen, dass ihre Unterwäsche auf die Straße fiel.
    Whit, der offensichtlich spürte, dass etwas nicht stimmte, sah sie noch einen Moment lang an und kam dann augenscheinlich zu dem Schluss, dass er keine weitere Beteuerung erhalten würde, daher nickte er und überreichte ihr die Schachtel.
    Rückblickend würde Mirabelle sich eingestehen müssen, dass Whit an dem, was als Nächstes geschah, keinerlei Schuld trug,

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