Ein Erzfeind zum Verlieben
wirklich an Subtilität«, stimmte sie zu und ignorierte sein spöttisches Grinsen, um laut zu denken. »Dann war die Frage die Einleitung zu einer Beleidigung. Hast du vor, einen ungeeigneten Kandidaten für die Position vorzuschlagen? Jemanden wie …« Sie spitzte grübelnd die Lippen. »Jim zum Beispiel? Das ist grausam, weißt du. Er hat schon genug Probleme, auch ohne dass die Leute sich über ihn lustig machen.«
»Ich habe nicht die Absicht … wer zum Teufel ist Jim?«
»Jim Bunt«, half sie ihm auf die Sprünge. »Ein kleiner Mann, dem ein Bein fehlt. Er verbringt seine Tage vor Mavers Gasthaus, stets mit einer Flasche in der Hand. Du hast ihn bestimmt schon einmal gesehen.«
Er stieß verärgert die Luft aus. »Ja, ich habe ihn gesehen, obwohl ich mir kaum vorstellen kann, wie es kommt, dass du ihn beim Vornamen nennst …«
»Oh, Kate und Evie und ich bringen ihm oft etwas zu essen vorbei und …«
Mit einer knappen Handbewegung brachte er sie zum Schweigen. »Schon gut. Wenn du dir jetzt die Mühe machen würdest, die Frage zu beantworten. Bist du auf der Suche nach einem Ehemann?«
»Nein«, sagte sie klar und deutlich. »Das bin ich ganz gewiss nicht. Hat das etwas mit dem Wunsch deiner Mutter zu tun?«
Er beugte sich leicht vor und sah ihr prüfend ins Gesicht, so wie er es nur wenige Augenblicke zuvor getan hatte, doch diesmal stand in seinen blauen Augen keine Sorge, sondern ein unerklärlicher Zorn. Wie konnte er immer noch verärgert sein?, fragte sie sich. Sie hatte die Frage doch beantwortet, oder etwa nicht? Natürlich war Whit immer über sie verärgert – schon ihre Anwesenheit genügte, um seinen Zorn zu entfachen. Doch diesmal war es etwas anderes. Außerstande, den Finger darauf zu legen, beobachtete sie ihn ihrerseits fasziniert, bis das Feuer eingedämmt, wenn auch nicht ganz erloschen war.
Erneut richtete er sich auf und nickte kurz, als wäre er zu einer Entscheidung gekommen. »Mutter hat den Eindruck, dass du dich verheiraten willst und dass unsere Zwistigkeiten deine Bemühungen, einen geeigneten Herrn zu finden, behindern könnten.«
»Das ist absurd«, erwiderte sie verächtlich. »Sie weiß sehr gut, dass ich keinerlei Interesse daran habe, mich an einen Ehemann zu ketten.«
»Dich an einen Ehemann zu ketten?« Er zog sich einen Stuhl heran, um ihr gegenüber Platz zu nehmen, so nah, dass ihre Knie einander fast berührten, als er sich setzte. »Das ist eine recht düstere Sicht der Ehe, meinst du nicht?«
»Nein«, antwortete sie mit großer Ernsthaftigkeit. »Und ich bezweifle auch, dass du es anders siehst, wenn man bedenkt, dass du über dreißig und noch immer unvermählt bist.«
»Eine Frau zu nehmen ist etwas völlig anderes. Es ist eine Verantwortung, die eine Menge Bedacht und Planung erfordert und …«
»Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so ein Romantiker bist«, meinte sie gedehnt.
Er warf ihr einen harten Blick zu. »Meiner Frau, wenn ich denn eine nehme, wird es an nichts mangeln – auch nicht an Romantik.«
Sie seufzte, plötzlich müde und etwas benebelt von dem Brandy. »Ich weiß.« Sie tätschelte ihm freundlich das Knie. »Whit, eines Tages wirst du für ein glückliches Mädchen einen ausgezeichneten Ehemann abgeben.«
Whit veränderte seine Sitzposition. Er wollte sie nicht merken lassen, wie ihre kurze Berührung, ihre Nähe, plötzlich und überraschend seinen Gedankengang störte.
Sie lachte über seinen argwöhnischen Blick. »Keine Beleidigung. Ich meine es ernst. Du bist ein guter Fang, und zwar nicht nur wegen deines Reichtums und deines Titels, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass das ein Nachteil wäre.«
»Würdest du morgen vor Zeugen zugeben, das gesagt zu haben?«
»Oh, eher würde ich die Folter der Verdammten auf mich nehmen.«
»Dachte ich mir. Du bist doch nur ein wenig betrunken, nicht wahr?«
Sie dachte darüber nach, aber da sie noch nie zuvor betrunken gewesen war, befand sie, dass sie es nicht mit Gewissheit sagen konnte. In der Vergangenheit hatte sie jedoch bisweilen ein oder zwei Gläser Champagner mehr getrunken, als vernünftig war, und hatte fast den Eindruck, dass sie sich nun genauso fühlte.
»Ich glaube, ich bin etwas beschwipst«, gab sie zu. »Das ist deine Schuld, weil du mir diesen Brandy aufgedrängt hast.«
»Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du ihn mit einem Schluck hinunterstürzen würdest«, bemerkte er.
Sie zuckte die Achseln. »Die schnellste Art, das abscheuliche Zeug
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