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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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mit einem Baum verglichen wurde –, war er fort, und sie war eingeschlafen.
    Menschen, die überdurchschnittlich viel Zeit mit nächtlichen, geheimen Treffen verbringen – und zwar aus anderen Gründen als einem Stelldichein –, lassen diese Treffen gern an wechselnden und ungewöhnlichen Orten stattfinden, um nicht entdeckt zu werden. Daher trafen die beiden Herren, die gerade miteinander flüsterten, sich nicht in der Bibliothek, sondern vielmehr in dem gegenwärtig leer stehenden Zimmer der Kinderfrau, wohin sich selbst der neugierigste Gast nicht verirren würde.
    »Ist es das?«, fragte der jüngere Herr, als der ältere ihm ein braunes Päckchen hinhielt.
    »Ja.«
    »Und wo soll es hin?«
    »Ins Studierzimmer, wenn möglich. An einen Ort, wo man es findet, ohne gleich darüber zu stolpern.«
    »Das ist einfach.« Der jüngere Mann drehte das Päckchen in den Händen hin und her. »Bist du dir sicher, dass beide darin verwickelt werden sollen?«
    »Natürlich. Es gibt keinen Grund, sie herauszuhalten. Damit würde man das Ziel zur Hälfte verfehlen.«
    »Falls ihr etwas zustößt …«
    »Wirst du mir die Nase brechen«, unterbrach ihn der ältere mit einem übertriebenen Seufzer.
    »Wird Whit dir die Nase brechen«, korrigierte ihn der jüngere. »Ich werde dir die Beine brechen. Und die Frauen werden sich abwechseln und dir alles andere brechen.«

10
    Gab es etwas Schöneres, fragte sich Mirabelle, als einen Tag müßig in Haldons Bibliothek zu verbringen, mit einem guten Buch auf der Fensterbank zusammengekauert, während die warme Sonne einem die Haut küsste?
    Sie dachte einige Minuten darüber nach, dann musste sie sich eingestehen, dass es durchaus Schöneres gab – doch, eindeutig. Es gab sogar unzählige viel verlockendere Dinge, die man an einem warmen und sonnigen Tag tun konnte.
    Zum Beispiel konnte man an einem Picknick teilnehmen. An dem Picknick, zu dem sich gerade die meisten Gäste draußen versammelten. Zumindest war das möglich, wenn man nicht von überfürsorglichen Schwarzsehern umgeben war.
    Sie gab den Versuch auf, das Beste aus ihrer Situation zu machen, klappte das Buch zu und legte es beiseite. Entschlossen ignorierte sie den Schmerz, der ihren Knöchel bei dieser Bewegung durchzuckte. In ihren Augen war das eine kleine Strafe dafür, dass sie den schlimmsten Schwarzsehern erzählt hatte, ihre Verletzung sehe zwar schauerlich aus, tue aber kaum weh. Sie hatte nicht gern gelogen, aber es war ihr nichts anderes übrig geblieben. Sie musste einfach aufstehen, sonst wurde sie noch verrückt.
    Da Lady Thurston, Mrs Hanson und Kate – die Verräterin – darauf bestanden hatten, hatte sie den ganzen vergangenen Tag im Bett verbracht und geschlafen. Sie hatte es zwar nicht gern oder mit besonderer Anmut getan, aber sie hatte sich gefügt. Und jetzt wollte sie irgendetwas anderes tun, ganz gleich, was.
    Sie wollte zu diesem vermaledeiten Picknick.
    Himmel, es war nur ein verstauchter Knöchel, und sie hatte herausgefunden, dass sie sich mit dem Gehstock, den Whit ihr gebracht hatte, recht gut fortbewegen konnte. Ihrer Meinung nach gab es keinen Grund, sie im Haus einzusperren.
    »Fertig zum Aufbruch, Kobold?«
    Beim Klang von Whits Stimme fuhr Mirabelle herum. Im Moment klang er ungemein fröhlich, was sie angesichts ihrer gegenwärtigen Lage und ihrer Stimmung ungemein ärgerlich fand.
    »Aufbruch wohin? Ich …« Sie brach ab und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Wenn du glaubst, ich verbringe auch nur eine weitere Sekunde bei helllichtem Tag in diesem Bett, dann hast du dich gründlich getäuscht.« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, packte sie den Stock, als wäre er eine Waffe.
    »Das klingt ganz anders als bei unserem letzten Zusammentreffen.« Er musterte sie besorgt. »Macht dein Knöchel dir zu schaffen? Lass mal sehen …«
    Sie hob den Stock und sah Whit finster an, was hoffentlich bedrohlich wirkte. »Meinem Knöchel ging es nie besser«, fauchte sie. »Aber meine Geduld hat erheblichen Schaden genommen.«
    »Sei nicht so ungezogen«, schalt er sie. »Zieh die Röcke ein wenig hoch.«
    Sie hob ihren behelfsmäßigen Knüppel noch ein wenig höher. »Bleib mir vom Leib. Ich dachte, wir wären übereingekommen, einander nicht zu beleidigen.«
    »So ist es.«
    »Du hast mich gerade ungezogen genannt.«
    »Nein, ich habe gesagt, du sollst dich nicht so benehmen. Das ist etwas völlig anderes«, belehrte er sie.
    »In diesem Fall rate ich dir, halt dich

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