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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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drang. Er ging zu einer Tür, die nach draußen führte, öffnete sie … und erstarrte.
    Whit hatte sich nie für einen Feigling gehalten. Es gab jedoch eine Reihe Furcht einflößender Dinge, deren Anblick einem Mann zeitlebens erspart bleiben sollte. Und dazu gehörten zweifelsohne seine weiblichen Familienmitglieder beim Messerwerfen. Tatsächlich fand er sogar, Derartiges sollte ziemlich weit oben auf der Liste stehen.
    Doch genau das taten sie – Evie und Mirabelle standen vor einer improvisierten Zielscheibe, während Sophie sie in der hohen Kunst des Messerwerfens unterwies.
    »Achtet auf euer vorderes Bein und stellt es in die Wurfrichtung.« Sie trat vor und ließ das Messer mit einer schnellen und – wie er vielleicht in sehr ferner Zukunft zugeben würde – anmutigen Bewegung durch die Luft sausen, sodass es mit dumpfem Aufprall genau in der Zielmitte stecken blieb.
    »Heilige Muttergottes.«
    »Oh, hallo, Whit.«
    Die Stimme seiner Schwester riss ihn aus seiner staunenden Benommenheit. Er blickte zur Seite und sah sie neben Alex sitzen, ein kleines Reiseschachbrett stand zwischen den beiden.
    »Sophie erteilt Unterricht im Messerwerfen«, ließ Kate ihn wissen und zog ihren Läufer zwei Felder weiter. »Ist das nicht aufregend?«
    Whit begegnete verstörenden Situationen gern auf eine Weise, die sich für einen Mann seines Standes geziemte. Und Männer seines Standes erbleichten und stotterten grundsätzlich nicht.
    Aber verdammt, Kate und Messerwerfen?
    »Bist du … ist sie … um Himmels willen, Kate.«
    Sie sah ihn kühl an. »Hast du schon immer gedacht, ich wäre eine Idiotin?«
    Er blinzelte und erinnerte sich an das Gespräch, das er vor nicht allzu langer Zeit auf dem hinteren Rasen mit seiner Mutter geführt hatte, und wie schnell er dabei in die Falle gelockt worden war. Er atmete tief ein und hoffte, dass es sich als beruhigend erweisen würde.
    »Nein.« Er machte den Fehler, wieder zu den Messern hinzusehen. »Das ist mir gerade erst in den Sinn gekommen.«
    »Sieht es so aus, als nähme ich am Unterricht teil, oder könnte es vielleicht sein, dass ich mit Alex Schach spiele, während wir zuschauen?«
    Er zuckte merklich zusammen. »Ich habe es begriffen, Kate …«
    Kate rümpfte die Nase und wandte sich wieder dem Spiel zu. »Unbeholfenheit ist nämlich nicht gleichbedeutend mit Idiotie, musst du wissen.«
    »Ich weiß, und ich entschuldige mich.« Er trat zu ihr hin und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Wange. »Es war schlecht von mir.«
    »Was euch andere betrifft …« Whit drehte sich zu Alex um und ignorierte standhaft das amüsierte Funkeln in dessen Augen. »Ich kann nicht glauben, dass du dies zulässt.«
    »Ich kann nicht glauben, dass du von mir erwartest, mit einer Gruppe bewaffneter Frauen zu streiten«, konterte Alex.
    »Ich erwarte nicht von dir, dass du streitest. Ich erwarte von dir, dass du ihnen die Waffen abnimmst.«
    »Ah, warum bin ich bloß nicht selbst darauf gekommen. Nun, jetzt bist du ja hier.« Alex machte eine einladende Handbewegung. »Nur zu.«
    Whit drehte sich um und wollte genau das tun, doch als er den Mund öffnete, blickte er in drei verärgerte Augenpaare und beschloss, stattdessen stumm die Hand auszustrecken.
    Niemand rührte sich.
    »Die Messer bitte, meine Damen«, insistierte er.
    »Ihr kennt ihn schon länger als ich«, sagte Sophie zu den anderen. »Ist er mutig oder einfach nur dumm?«
    »Das kommt ganz darauf an, nicht wahr?«, erwiderte Mirabelle.
    »Worauf?«
    »Ob wir ihn aufspießen oder nicht.«
    »Ich bin dafür, dass ihr ihn für dumm erklärt«, mischte Kate sich ein. »Er hat mich eine Idiotin genannt.«
    Whit warf seiner Schwester einen scharfen Blick zu. »Halt dich da raus, Kate. Hier wird niemand aufgespießt, denn gleich habe ich alle Messer.«
    »Nur nicht in der Hand«, sagte Evie.
    »Du«, fuhr er Evie an, »solltest Mutter mit den Vorbereitungen für den Ball helfen.«
    »Oh, oh nein, das hatte ich ganz vergessen.« Evie erbleichte, und Whit verspürte leichte Gewissensbisse.
    »Sie ist nicht böse auf dich, Evie, sie hat sich nur gefragt, wo du steckst.«
    Sie hörte ihm nicht zu, sondern gab Sophie das Messer und lief zum Haus.
    »Ich sollte auch gehen«, murmelte Kate und folgte Evie ins Haus.
    »Sie wird sich deswegen noch tagelang Vorwürfe machen«, bemerkte Mirabelle mit einem anklagenden Blick in Whits Richtung.
    »Sobald du mir die Messer gegeben hast, rede ich mit ihr.« Er deutete mit dem Finger auf sie.

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