Ein Erzfeind zum Verlieben
ihre Hand und zog sie den Pfad entlang. »An deiner Stelle würde ich mich rarmachen, Whit. Sie sucht nach jemandem, der die Damen zu einem kleinen Einkauf in die Stadt fährt.«
Die letzten Vorbereitungen entpuppten sich als umfassend, angefangen von der Begrüßung und der Platzierung der Musiker bis hin zu den Kerzen in den sechs Kronleuchtern im Ballsaal. Aus dem Morgen wurde Mittag, und als Mirabelle endlich wieder in ihr Zimmer kam, war die Teezeit bereits vorbei.
Sie hatte gerade begonnen, sich ein wenig zu erfrischen, als Kate an die Tür klopfte und eintrat, über dem Arm ein hellblaues Gewand.
»Würde dir dieses Kleid gefallen? Ich habe es gekauft, weil Mutter darauf bestanden hat, die Farbe passe zu meinen Augen, aber das tut sie überhaupt nicht, und ich bin außerdem ein wenig zu groß für den Schnitt.« Sie betrachtete das Kleid mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln. »Es sieht Madame Duvalle gar nicht ähnlich, Fehler zu machen. Ich frage mich, ob ein neues Mädchen für sie arbeitet.«
»Warum bringst du es nicht zurück und lässt es ändern?«
Kate wirkte entsetzt. »Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass einem armen Mädchen gekündigt wird.«
»Dann gib es Lizzy.«
»Das habe ich versucht«, erwiderte sie. »Aber sie hat so viele Kleider von mir und Evie, dass sie nicht weiß, was sie damit anfangen soll. Sie sagt, sie habe bereits einen ganzen Stapel von Kleidern zu verkaufen, und wenn Evie und ich ihr noch eins gäben, würde sie ihre Stellung kündigen und einen Laden aufmachen. Möchtest du es nicht zumindest anprobieren, Mira? Es wäre sonst einfach zu schade darum …«
»Ist ja gut!« Mirabelle lachte und nahm das Gewand entgegen. »Gott, mir ist in meinem ganzen Leben noch nie ein so überzeugendes Plappermaul begegnet.«
»Ich habe viele Gaben, Plappern ist nur eine davon.« Kate scheuchte sie davon. »Geh und probiere es an.«
Mirabelle trat hinter eine spanische Wand und tauschte ihr altes Kleid gegen das neue. Es war nicht ganz leicht. »Es ist zu eng«, befand sie, während sie an dem Stoff zerrte. »Mein Mieder schaut hervor, und das Unterkleid bauscht sich ganz schrecklich.«
»Man trägt es ohne Mieder«, rief Kate.
»Oh.« Sie wand sich aus dem Halbleibchen und versuchte es noch einmal. »Mein Unterkleid schiebt sich immer noch zusammen, und der Stoff ist zu dünn, um es ohne zu tragen. Ich fürchte, es passt einfach nicht. Zu schade – es ist wunderschön.«
»Was für ein Jammer … oh! Warum versuchst du es nicht mit deinem neuen Unterkleid?«
»Meinst du, es wird passen?«, fragte sie und trat hinter dem Wandschirm hervor.
»Es kann nicht schaden, es zu versuchen.«
»Du hast vermutlich recht.« Mirabelle durchstöberte einen Schrank und zog die Schachtel von Madame Duvalle hervor. Sie brauchte einen Moment, um den dreifachen Knoten zu lösen, aber schließlich gelang es ihr, den blauen Stoff zu befreien. »Es sieht so aus, als hätte es fast dieselbe Farbe. Ein wenig dunkler vielleicht, aber der gleiche Ton.«
Sie trat hinter den Wandschirm und zog sich ein weiteres Mal um, schlüpfte in das neue Unterkleid und seufzte wohlig, als der weiche Stoff über ihre Haut glitt.
»Es ist einfach himmlisch«, murmelte sie.
»Wie meinst du?«
»Das Unterkleid, es ist wunderbar. Ich könnte anfangen, darin zu schlafen.«
»Was wäre, wenn es brennt?«
»Ein sehr gutes Argument.« Als Nächstes zog sie das Kleid an. »Es passt«, sagte sie ein wenig verblüfft. »Es sitzt perfekt. Es verdeckt sogar die Kratzer auf meiner Schulter.«
»Lass mich sehen«, bat Kate.
Mirabelle trat hinter dem Wandschirm hervor und schaute immer noch an dem Kleid herab. Es war ein schlichter Schnitt mit Puffärmeln und einem breiten Band am Saum als einzigem Schmuck, aber es war modischer als alles, was sie sich normalerweise leisten konnte. Der blaue Stoff kam ihr nun noch blasser vor als am Anfang, als Kate ihr das Kleid überreicht hatte, und er war so fein, dass das dunklere Unterkleid darunter hindurchschimmerte, wodurch das Ganze so wirkte, als hätte jemand mehrere Farbschichten übereinandergemalt.
»Oh, Mira. Es ist zauberhaft. Ganz zauberhaft.«
»Ja, nicht wahr?«
»Ja. Du wirst es doch heute Abend tragen? Und du wirst Lizzy erlauben, dich zu frisieren?«
»Ich weiß nicht …« Sie erblickte ihr Bild im Spiegel und lächelte. Das Kleid leuchtete fast. »Na gut … ja, abgemacht.«
»Ausgezeichnet. Warum trinken wir dann nicht hier unseren Tee? Das wird
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