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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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am Fußende des Tisches einnahm, »dass deine Schüssel die einzige ist, die kein Reptil enthält?«
    »Das ist nicht meine Schuld.« Er sah seine Mutter Hilfe suchend an. »Es ist nicht meine Schuld.«
    »Gewiss gibt es eine vernünftige Erklärung dafür«, beharrte Mrs Jarles. »Vielleicht hat das Personal …«
    »Mein Personal soll diese Kreaturen in die Suppe gesetzt haben?«
    »Nun – ich bin mir sicher, dass sie es nicht getan haben«, ruderte Mrs Jarles unter Lady Thurstons kaltem Blick zurück. »Aber ich bin mir ebenfalls sicher, dass es einen Grund gibt, warum Victor in seiner Schale keine Tiere hat. Und nicht jeder hat seinen Deckel abgenommen …«
    »Miss Browning hat es nicht getan«, rief Victor.
    »Es schien mir unter diesen Umständen nicht ratsam zu sein«, erwiderte Mirabelle. »Ich hege keine große Zuneigung zu Reptilien … insbesondere zu Eidechsen.«
    »Eidechs–« Victors Augen wurden groß, und er rutschte aufgeregt auf seinem Stuhl herum und zeigte auf Mirabelle. »Sie hat das getan! Sie hat das getan! In ihrer Schüssel wird gar nichts sein! Sie da! Diener! Nehmen Sie den Deckel ab.«
    Der am nächsten stehende Diener drehte sich mit fragendem Gesichtsausdruck zu Mirabelle um.
    »Mir wäre es lieber, wenn Sie das nicht täten«, erklärte Mirabelle gelassen. »Die anderen haben wir gerade erst eingefangen.«
    »Aber er muss tun, was ich sage!«, schnauzte Victor.
    »Brindle«, wandte Lady Thurston sich an den Diener, »haben Sie das Angebot einer Anstellung bei dem jungen Mr Jarles angenommen und es versäumt, mich davon in Kenntnis zu setzen?«
    Brindles Mundwinkel zuckte kaum merklich. »Nein, Ma’am, nicht, dass ich wüsste.«
    »Ah, nun«, erwiderte Lady Thurston und wandte sich wieder zu dem Jungen um. »Es scheint, du irrst dich, Victor. Also, wenn du darauf bestehst, diesen Unsinn in die Länge zu ziehen, so sei es dir gestattet, doch du wirst dabei auf dich allein gestellt sein.«
    »Na schön.« Er rümpfte die Nase und stürmte um den Tisch herum auf Mirabelle zu. »Ich tue es selbst.«
    Mirabelle stand vom Tisch auf, was für den Jungen Grund zur Sorge hätte sein sollen, aber er war fest entschlossen zu beweisen, dass sie eine Lügnerin war. Sie trat einen Schritt zurück, als er ihre Schüssel erreichte, und dann einen weiteren, als er den Deckel hob.
    Aus der Schüssel hüpfte eine fette Kröte auf den Tisch. In einem Akt, durch den die ganze dramatische Angelegenheit ein eher enttäuschendes Ende fand, beugte Brindle sich vor, nahm sie geschickt hoch und setzte sie in die Schüssel zurück.
    »Soll ich sie zusammen mit den anderen fortbringen?«
    »Ich bitte darum«, antwortete Lady Thurston. »Und du, Victor, darfst dich ins Kinderzimmer zurückziehen, falls deine Mutter nicht etwas anderes möchte. Bis du lernst, dich wie ein Gentleman zu benehmen – und ein Gentleman versucht nicht, meine Gäste mit Reptilien zu erschrecken –, werde ich dich nicht an meinem Tisch dulden.«
    »Das Kinderzimmer? Aber …«
    »Komm, mein Schatz.« Mrs Jarles schob ihren Sohn eilig aus dem Raum.
    Nach wiederholten Beteuerungen, die nächsten Gänge würden den gewohnten Maßstäben von Haldon Hall entsprechen, kehrten die Gäste zu ihren Plätzen und dem Rest der Mahlzeit zurück. Es dauerte nicht lange, bis in die Unterhaltung wieder Normalität eingekehrt war – Victor Jarles war schließlich nicht der erste ungezogene Dreizehnjährige, der während eines Essens einen Streich gespielt hatte –, aber Whit behielt Mirabelle im Auge und fragte sich, ob Victor überhaupt ungezogen gewesen war.
    Als die Herren sich nach dem Dinner zu den Damen im Salon gesellten, bot sich ihm die erste Gelegenheit, sie zu fragen. Er fand sie mit Kate und Sophie in einer Ecke. Die drei flüsterten miteinander und verstummten, als er näher kam.
    Genauso gut hätten sie sich Schilder mit der Aufschrift »schuldig« um den Hals hängen können, dachte er finster.
    »Ich würde gern unter vier Augen ein Wort mit dem Kobold wechseln, bitte.«
    Mirabelle leistete keinen Widerstand, als er ihre Hand um seinen Ellbogen legte und sie durch den Raum führte. Sie hatte wenig Grund zur Sorge, da es in einem überfüllten Salon keine wirkliche Ungestörtheit gab, aber es gelang ihm, ihnen ein Plätzchen an den Fenstern zu sichern, wo man ihr Gespräch nicht mit anhören konnte.
    »War das Desaster von heute Abend dein Werk?«, fragte er und ließ ihren Arm los.
    Sie warf ihm einen verständnislosen Blick zu. »Ich

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