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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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drehte sie wieder um. »Was den Rest betrifft, kann ich nicht viel tun, fürchte ich.«
    »Oh. Ist schon gut.« Für einen Augenblick sah sie ihn ausdruckslos an.
    »Du solltest gehen, Mirabelle.«
    »Hmm? Oh, richtig. Richtig.« Sie brauchte einen Moment, um die Gewalt über ihre Beine so weit zurückzuerlangen, dass sie zur Tür gehen konnte, ohne zu stolpern.
    »Mirabelle?«
    Sie drehte sich so bereitwillig um, dass es ihr später peinlich sein sollte. »Ja?«
    »Tanzt du mit mir?«
    »Was … jetzt?«
    Er grinste plötzlich, das selbstzufriedene Lächeln eines Mannes, der eine Frau durcheinandergebracht hatte. »Wenn du dazu Lust hättest, würde ich nicht Nein sagen. Aber im Ballsaal, mit Musik, wäre es vielleicht einfacher.«
    »Oh«, antwortete sie und begriff endlich. Und dann sagte sie noch einmal voller Freude: »Oh.« Whit hatte schon früher mit ihr getanzt, doch nur aus Pflichtgefühl … und weil seine Mutter ihn gedrängt hatte. Jetzt bat er sie aus eigenem Antrieb um einen Tanz. Ihre Füße, die sich von dem Kuss bereits leicht anfühlten, schwebten beinahe über dem Boden.
    Sie lächelte ihn an. »Ich könnte auf meiner Tanzkarte wahrscheinlich Platz für einen Reel schaffen.«
    »Einen Walzer«, widersprach er. »Ich möchte einen Walzer.«
    Sie erwog kurz, etwas Geistreiches und Witziges zu sagen, etwas, das die Freude ausglich, die ihr Gesicht sicherlich ausdrückte. Aber sie besaß weder die Fähigkeit zu Koketterie noch die Neigung dazu.
    »Dann eben einen Walzer.«
    Mirabelle sah Whit zwar am darauffolgenden Tag, doch nur von Weitem oder im Vorbeigehen. Die Herren gingen ihren eigenen Vergnügungen nach und zogen dabei das Kartenspiel und einen Ausflug zu Mavers Wirtshaus den gesetzteren Beschäftigungen wie Scharaden im Salon und Spaziergängen in den Anlagen vor.
    Mirabelle versuchte ernsthaft, sich nicht von Gedanken an Whit ablenken zu lassen, aber wann immer sich ein erster Erfolg dieses Bemühens einstellte – und mit Erfolg meinte sie fünf bis zehn Minuten, in denen sie nur ein- oder zweimal an ihn gedacht hatte –, erblickte sie ihn auf der anderen Seite des Rasens oder hörte seine Stimme vom unteren Ende des Esstisches, und ihr Herz schlug wild, und ihre Gedanken irrten ab, sammelten sich und wandten sich wieder nur ihm zu.
    Sie dachte daran, wie fest er sie gehalten hatte, als sie am vergangenen Abend in einem langsamen Kreis durch den Saal Walzer getanzt hatten – wie die Musik sie umfangen hatte, seine Hand fest und warm in ihrem Rücken. Von dieser Erinnerung war es nur ein kleines Stück bis zu dem Gedanken daran, wo seine Hand zuvor im Studierzimmer gewesen war.
    Es war zum Verrücktwerden. Es versetzte sie in Angst und Anspannung. Es versetzte sie in einen ärgerlichen Zustand der Anlehnungsbedürftigkeit. Und dass er sich bei ihren wenigen Begegnungen vollkommen gelassen zeigte, führte nur dazu, dass sie umso aufgewühlter war.
    Sollte er nicht genauso aufgewühlt sein wie sie?, überlegte sie, als sie nach dem Abendessen in ihr Zimmer zurückkehrte. Es schien überhaupt nicht gerecht, dass sie sich als Einzige von ihnen aufgeregt und elend zugleich fühlte.
    Wenn sie jedoch allein so empfand, dann ging es dabei nicht so sehr um Gerechtigkeit oder um das, was eigentlich geschehen war. Für einen Menschen wie Whit wären ein paar heimliche Küsse wahrscheinlich keine gar so große Sache. Es waren schließlich nicht seine ersten.
    Leise fluchend riss sie sich die Handschuhe herunter und warf sie aufs Fußende des Bettes.
    Die Steppdecke bewegte sich.
    Es war nur eine ganz leichte Bewegung, aber sie bemerkte sie und seufzte.
    »Schon wieder? Wirklich, konnte der Junge sich nicht etwas anderes einfallen lassen …?«
    Als sie die Decken zurückschlug, verstummte sie und starrte sprachlos auf das Bett.
    Spinnen. Überall. Wie eine schauerliche Decke breitete sich eine Masse aus Beinen und Fangzähnen auf ihrem Bett aus. Eine Decke, die vor ihren Augen wogte und riss, als die ungeschützten Spinnen davonhuschten, um irgendwo Zuflucht zu suchen.
    Sie schrie nicht, nicht einmal, als ihr eins der kleinen Ungeheuer über die Hand kroch, und obwohl sie später dafür dankbar sein würde, dass sie nicht laut schrie, war es nicht ihr Stolz, der sie in jenem Moment davon abhielt, sondern die Tatsache, dass ihr der Atem fehlte, um mehr herauszubringen als ein ersticktes »Njah«.
    Sie warf die Decke wieder aufs Bett und tat zwei Schritte nach hinten.
    Zwischen zusammengebissenen

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