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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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böse? Gekränkt? Schockiert? Hätte sie doch nur den Mut gehabt, es herauszufinden.
    »Was sagen Sie, Thurston?«, rief einer der Gäste. »Hatten Sie je ein Weib …«
    Mirabelle stürzte sich in einen Hustenanfall, so heftig, dass ihr die Kehle brannte und die Augen tränten, aber das scherte sie nicht. Wenn der Mann seine Frage beendete, würde sie zwar nicht auf der Stelle vor Scham sterben, aber es sich ganz gewiss wünschen.
    Der Baron grunzte und schnippte mit fettigen Fingern nach einem Diener. »Du. Du da.«
    »Simmons, Sir.«
    »Habe ich dich nach deinem Namen gefragt?«, begehrte der Baron auf, dann deutete er mit dem Finger in Mirabelles Richtung. »Idiot. Klopf dem Kind mal auf den Rücken, um Himmels willen.«
    »Auf den Rücken klopfen …?«
    »Wird’s bald!«
    Mirabelle schnappte nach Luft und hielt den Diener mit einer Hand und einem matten Lächeln auf. »Das wird nicht nötig sein, Simmons, vielen Dank.«
    Simmons sah den Baron an und wartete auf Bestätigung. Der Baron zuckte desinteressiert die Schultern und wandte sich wieder seinem Essen zu.
    »Entschuldigen Sie mich«, murmelte Mirabelle und floh. Möglicherweise würde man sie am nächsten Tag wegen ihres verfrühten Aufbruchs beschimpfen, aber es war ebenso gut möglich, dass ihr Onkel bereits genug getrunken hatte und sich nicht darum scherte oder es ganz vergaß. Und ganz gewiss konnte sie keine weitere Sekunde in diesem Raum zubringen. Sie rannte auf ihr Zimmer, schlug die Tür zu und sperrte ab.
    Sie wusste nicht, wie lange sie einfach dort gestanden hatte, zitternd und heiser keuchend. War es das nun? Würde sie wegen einer achtlosen Bemerkung ruiniert sein? Als sie merkte, dass ihre Knie nachgaben, riss sie sich zusammen und schob die Panik zugunsten der Vernunft beiseite. Der Gast hatte angedeutet, dass er es mit ihr versuchen wolle, wenn er die Möglichkeit dazu hätte – nicht, dass er es bereits getan hatte. Das war ein kleiner, aber bedeutungsvoller Unterschied. Die eine Bemerkung war grausam und demütigend, die andere würde ihren Namen unwiderruflich ruinieren. Wie die Dinge lagen, war ihr Ruf lediglich ein wenig angekratzt. Wie auch ihr Stolz. Und ihr Herz – Whit mochte zwar nicht über den Scherz gelacht haben, aber er hatte sie auch nicht verteidigt.
    »Zum Teufel mit dem Mistkerl«, schimpfte sie zu niemand Bestimmtem und weigerte sich, ein schlechtes Gewissen zu haben, weil sie ein so vulgäres Schimpfwort benutzt hatte. Sie hatte es ihren Onkel hundert Male sagen hören. »Zum Teufel mit all den Mistkerlen.«
    Sobald es nur irgend möglich war, würde sie anfangen, nach dem Beweis dafür zu suchen, dass ihr Onkel kein Fälscher war. Wenn sie diesen Beweis hatte, konnte Whit gehen. Falls sie danach auf Haldon Hall immer noch willkommen war, würde sie diese Gesellschaft einfach als eine schreckliche peinliche Erinnerung abhaken. Falls nicht … nun …
    »Zum Teufel damit«, war alles, was ihr einfiel.
    Es dauerte weitere zwei Stunden, bevor sie den Mut aufbrachte, ihr Schlafzimmer wieder zu verlassen. Die anderen würden noch nicht im Bett sein, aber da war immer noch die Frage, ob sie es geschafft hatten, sich zum Studierzimmer ihres Onkels zu begeben oder ob sie so schnell so viel getrunken hatten, dass sie es zu umständlich fanden, das Speisezimmer zu verlassen. Sie hoffte auf Letzteres. Ihr Onkel schlief manchmal in dem Sessel ein, in dem er gerade saß, und wenn der Sessel sich zufällig im Studierzimmer befand, hieß das, dass sie diesen Raum erst in einer der nächsten Nächte durchsuchen konnte. Da sie ungeheuer ängstlich war bei dem Gedanken, im Heiligtum ihres Onkels herumzustöbern, fand sie die Vorstellung eines Aufschubs ausgesprochen unangenehm. Lieber brachte sie es jetzt hinter sich, als dass sie sich noch einen weiteren Tag deswegen quälte.
    Sie ging in Richtung des grölenden Gelächters, das aus Richtung des Esszimmers drang. Damit war es entschieden, dachte sie. Ihr Onkel würde entweder dort schlafen oder sich von zwei unglücklichen Dienern auf sein Zimmer schleifen lassen. Aber er würde in dieser Nacht nicht mehr in das Studierzimmer gehen.
    Sie wandte sich zum Gehen, dann blieb sie stehen und drehte sich wieder um. Ihre Neugier gewann die Oberhand.
    War Whit noch da drin?
    Sie spähte durch den Türspalt und sah, dass er tatsächlich noch dort war – dieser Nichtsnutz.
    Für einen Mann, der nicht zum Vergnügen hier war, spielte er den passionierten Trinker verdächtig realistisch. Er

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