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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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bewahrt sie nur auf dem Dachboden auf, wenn er Gäste hat. Es schadet gewiss nicht, wenn ich mich dort umsehe.«
    »Wenn wir uns dort umsehen«, korrigierte sie ihn. »Und schau mich nicht so finster an. Du kennst den Dachboden nicht. Glaub mir, du wirst Hilfe brauchen.«
    Der Dachboden war nur über eine schmale Stiege neben dem Dienstbotenflügel zu erreichen – und der Staubschicht nach zu urteilen, die die Stufen bedeckte, hatte seit ziemlich langer Zeit niemand mehr den Raum betreten. Doch nachdem sie herausgefunden hatten, dass Mr Cunningham immer noch mit kaltem Fieber im Bett lag, bestand Whit darauf, dass sie warteten, bis die anderen aufgebrochen waren. Sie gingen die schmutzigen Stufen hoch und öffneten die Tür.
    Hier gab es Truhen, Kisten, Schachteln, Reisesäcke, Möbel und alles, was man sonst auf einem Dachboden erwartete. Die Sachen lagen willkürlich über- und durcheinander, sodass der Raum wie ein Labyrinth wirkte – ein staubiges Labyrinth voller Spinnweben.
    »Das wird ein Spaß«, bemerkte Mirabelle und verzog ironisch die Lippen.
    »Es wird ohne Zweifel zeitaufwendig.«
    »Wir können nicht alles durchsehen. Die anderen kommen in wenigen Stunden zurück. So versessen sind sie auf die Jagd nun wirklich nicht.«
    »Konzentriere dich auf die Kisten und Truhen weiter vorn«, wies er sie an und ging auf die andere Seite. »Such insbesondere nach Dingen, die verschlossen sind.«
    Sie zuckte die Achseln und entschied sich für die nächstbeste Truhe. Mit lautem Knarren und einer Staubwolke ging sie auf, und Mirabelle bekam einen Niesanfall. Als sie sich endlich erholte, stand Whit neben ihr und hielt ihr sein Taschentuch hin.
    »Bitte schön«, sagte er. »Besser?«
    »Als was?«, lachte sie und nahm das Tuch, um sich die tränenden Augen abzuwischen. »Danke.«
    Als sie es ihm zurückgeben wollte, schüttelte er den Kopf. »Halte es dir vor Mund und Nase, wenn du die nächste Truhe öffnest.«
    »Was ist mit dir?«
    »Ich komme schon zurecht«, antwortete er und ging zu seiner Kiste zurück, bevor sie widersprechen konnte.
    Während der nächsten zwei Stunden arbeiteten sie schweigend vor sich hin und gingen sämtliche Truhen und Kisten durch. Als Mirabelle sich wieder einmal durch einen Haufen modriger Männerkleidung wühlte, stieß sie auf ein großes Glasgefäß mit Deckel, das in eine Kniehose eingewickelt war.
    »Wie merkwürdig«, murmelte sie bei sich. Noch merkwürdiger war, dass sich in dem Glas ein zusammengefaltetes Stück Papier befand.
    Sie nahm den Deckel ab und versuchte, das Papier herauszuziehen, aber es klebte am Boden fest, und das Gefäß war so tief, dass sie das Papier nur mit den Fingerspitzen zu fassen bekam. Sie drehte das Handgelenk und schob ihre Hand hinein, bis sie mit einem kleinen, saugenden Geräusch durch die Öffnung drang.
    Ja!
    Mit den Fingerspitzen griff sie nach dem Papier und hob es langsam vom Boden. Wunderbarerweise löste es sich, ohne zu reißen.
    Ja! Ja! Ja!
    Sie wollte die Hand herausziehen … und zog die Flasche mit. Verärgert umfasste sie das Glas mit der anderen Hand und zerrte daran. Nichts.
    Nein.
    Sie zog fester und versuchte sich auf jede erdenkliche Weise zu befreien – ohne Erfolg.
    Nein! Nein! Nein!
    Vollkommen entsetzt starrte Mirabelle ihre Hand an. Sie war doch hineingegangen, oder nicht? Warum zum Teufel konnte sie sie nicht wieder befreien? Sie versuchte es noch einmal und gab sich schließlich geschlagen. Ohne Hilfe würde sie sich nicht aus dieser lächerlichen Situation befreien können. Sie holte tief Luft und bemühte sich, nicht ängstlich zu klingen.
    »Äh … Whit?« Das klang doch unaufgeregt, oder? Ein wenig zögerlich, aber er hatte es gewiss nicht bemerkt.
    »Ja, was gibt es?« Er hatte sich in eine Truhe gebeugt, und seine Stimme klang gedämpft und abwesend.
    »Ich frage mich …« Oje, wie sollte sie es sagen? Sie leckte sich die trockenen Lippen. »Ich frage mich …«
    Durch ihr Zögern hellhörig geworden, richtete er sich auf und schaute zu Mirabelle hinüber.
    »Hast du etwas gefunden?«
    »Nicht direkt«, erwiderte sie ausweichend.
    Er erhob sich und wischte sich die staubigen Hände an seinem staubigen Rock ab. »Was meinst du mit ›nicht direkt‹? Was versteckst du, Kobold?«
    »Ich verstecke gar nichts«, sagte sie automatisch. »Nicht direkt … nun, ehrlich gesagt schon, aber es hat nichts mit meinem Onkel oder einer Fälscheraktion zu tun oder …«
    »Es schert mich nicht, worum es geht. Ich will nur

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