Ein Erzfeind zum Verlieben
wissen, was es ist.«
Verdammt und vermaledeit!
»Oh, na gut.« Sie atmete tief aus, zum Teil, weil es sein musste, aber vor allem, um Zeit zu schinden. »Ich habe versucht … ich wollte etwas herausholen, was feststeckte, verstehst du, und … nun, mir war nicht klar …«
»Heraus damit, Kobold.«
Resigniert und unglücklich hob sie die Hand, die sie hinter dem Rücken versteckt hatte. Am liebsten hätte sie den Kopf beschämt und schuldbewusst gesenkt, aber ihr Stolz hielt sie davon ab. Möglicherweise blickte sie ein wenig zur Seite, um seinen Blick zu meiden – nun, das ließ sich nicht ändern.
Erst blinzelte er nur, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und fuhr sich langsam mit der Zunge über die Zähne.
»Verstehe«, sagte er schließlich.
»Ich bekomme die Hand nicht heraus«, brummte sie, immer noch außerstande, ihm in die Augen zu sehen.
»Ja, das ist vermutlich der Grund, warum sie in der Flasche steckt.«
»Und so kann ich wohl kaum wieder nach unten gehen.«
»Ganz gewiss nicht.«
Verärgert über seine Ungerührtheit ließ sie die Hand sinken und schnaubte. »Willst du mich nicht auslachen?«
»Aber gewiss doch.«
»Nun, könntest du dir wohl die Mühe machen, dich damit zu beeilen, damit wir uns dann hierum kümmern können …?« Sie wedelte mit der Flaschenhand in seine Richtung.
»Alles zu seiner Zeit. Ich möchte den Augenblick auskosten. Und dieser Raum – und die Tatsache, dass wir uns gemeinsam darin befinden – bringt gewisse Einschränkungen mit sich, was den Umfang und die Dauer dieser Würdigung betrifft.«
»Würdest du bitte einfach etwas Wasser und Seife holen, Whit?«
»Natürlich«, erwiderte er, und seine Lippen zuckten. »Warte hier.«
»Wohin sollte ich auch gehen?«, murrte sie, als er den Raum verließ.
Er schien eine Ewigkeit zu brauchen – es dauerte so lange, dass sie ernsthaft in Erwägung zog, die Hand in ein altes Hemd zu wickeln und ihn zu suchen. Wäre ihr eine vernünftige Erklärung dafür eingefallen, dass sie die Hand in ein Hemd gewickelt hatte, falls einer der Diener es bemerkte und sich danach erkundigte, sie hätte es getan.
»Hast du eine Ahnung, wie schwierig es ist, in diesem Haus Seife zu finden?«, fragte Whit, als er schließlich mit einem Stück Seife und einer kleinen Schüssel mit Wasser zurückkam.
»Ja, allerdings«, antwortete sie. »Da ich hier gewartet habe, während du gesucht hast.«
»Ich hatte angenommen, in einem der Schränke des Personals müsste welche sein, aber ich konnte keinen Schrank finden, der nicht bis obenhin mit anderen Dingen vollgestopft war. Werkzeug und Bücher und alte Kleider und überhaupt fast alles, nur nichts von dem, was sich wirklich darin befinden sollte.«
»Wie Seife.«
»Wie Seife«, stimmte er zu, kniete sich hin und stellte seine Last vor ihr ab. »Und Besen und die üblichen Reinigungsgeräte. Wo bewahren sie diese Dinge auf?«
»Größtenteils gar nicht, aber einiges davon befindet sich in der Küche.« Mit ihrer freien Hand deutete sie auf die Seife. »Wo hast du die her?«
»Aus meinem Zimmer. Setz dich auf die Truhe und lass mich deine Hand sehen.«
Erst wollte sie ihm sagen, dass sie es selbst tun würde, aber dann wurde ihr klar, dass sie das mit nur einer freien Hand wahrscheinlich nicht konnte. Nicht so schnell wie er, und darauf kam es an, wenn die Hand in einer Flasche feststeckte.
Sie setzte sich auf die Truhe. »Hat dich jemand gesehen oder gefragt, was du in den Schränken gesucht hast?«
»Keine Menschenseele. Aus mehreren Dienstbotenzimmern habe ich jedoch Schnarchen gehört. Warum wirft dein Onkel sie nicht hinaus?«
Sie zuckte die Achseln und sah zu, wie er die Seife aufschäumte. »Sonst will niemand für ihn arbeiten.«
»Aha.« Er griff nach ihrem Ellbogen, streckte ihren Arm durch und seifte ihr das Handgelenk ein.
»Whit?«
»Mmh?«
»Ich würde gern wissen …«
»Was denn?«
»Ich wollte es dich schon früher fragen, aber wir waren so beschäftigt …«
Er blickte auf. »Was willst du wissen?«
»Was genau tust du für William Fletcher? Und wie bist du dazu gekommen, es zu tun … was auch immer es ist?«
Er seifte ihr weiter das Handgelenk ein. »Du solltest darüber nichts wissen.«
»Dafür ist es ein bisschen spät«, erinnerte sie ihn. »Außerdem habe ich letzte Nacht deine Fragen beantwortet, und zwar nicht besonders gern.«
Er schwieg so lange, dass Mirabelle schon dachte, er würde gar nicht mehr antworten, doch dann legte er die
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