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Ein Fall für Al Wheeler

Ein Fall für Al Wheeler

Titel: Ein Fall für Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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übliche«, sagte sie kalt. »Vielen Dank, Sheriff.«
    »Klar, Sie brauchen es nicht zu
tun«, bestätigte ich. »Es besteht die Möglichkeit, daß dieses Mädchen, Patty
Keller, sich in Wirklichkeit selbst umgebracht hat und gar nicht ermordet
worden ist. Es spielt keine große Rolle, ob wir das mit Sicherheit herausfinden
oder nicht. — Ich kann allerdings nur hoffen, daß kein anderes junges Mädchen,
das sich in der großen Stadt einsam und verzweifelt fühlt, nicht auf dieselbe
Weise endet, nur weil wir der Sache nicht nachgegangen...«
    »Sheriff?« Annabelle biß sich
nachdenklich auf die Unterlippe. »Glauben Sie ehrlich, es würde etwas nützen,
wenn ich das täte, was er sagt ?«
    »Sie haben vielleicht Nerven«,
murmelte er, »einen Mann, der ein öffentliches Amt bekleidet, zu bitten,
ehrlich zu sein! Wenn ich muß — dann lautet die Antwort: Ja, es besteht eine
leichte Chance, daß es etwas nützen könnte. Aber das ist für Sie kein Grund, es
zu tun, wenn Sie nicht wollen .«
    »Okay«, sagte Annabelle trübe.
»Dann will ich es tun .«
    »Das ist das, was ich an den
Menschen aus dem Süden so schätze«, sagte ich bewundernd. »Sie haben Mut und
moralische Überzeugung .«
    »Ich wollte, das hätten Sie mir
erzählt, als ich in Ihrer Wohnung war, Lieutenant«, sagte Annabelle finster.
»Vielleicht wäre ich dann geblieben !«

VIERTES KAPITEL
     
    D as widerwärtige Grinsen der
Bewunderung auf Louis’ Gesicht, während er Sherry Rand begrüßte, erstarrte
schlagartig, als er mich hinter ihr stehen sah.
    »Wieder da, Lieutenant ?« sagte er heiser.
    »Nur um des Vergnügens willen,
mein Freund«, sagte ich liebenswürdig. »Vielleicht können Sie uns einen Tisch
neben der Bühne besorgen ?«
    »Gewiß, gewiß«, er nickte naehdrücklich . »Alles, was Sie wollen, Lieutenant.«
    Er gab uns einen Tisch, der
dicht an der Bühne stand, nahm unsere Bestellung von Cocktails entgegen und stapfte
davon. Ich warf einen Blick auf Sherry Rand und dachte beglückt an die langen
Stunden intimen Beisammenseins, die vor uns lagen, was allerdings davon abhing,
wie schnell ich sie aus dem Club Extravaganza weg und in meine Wohnung bringen
konnte.
    »Das ist großartig«, sagte sie
anerkennend. »Von hier aus sollten wir eigentlich einen sehr guten Ausblick
haben .«
    »Ich habe bereits einen«, sagte
ich sachlich.
    Sie war dasselbe dunkelhaarige,
sinnlich aussehende Mädchen mit der unbekümmerten Frisur, das ich in der Arkright -Glücksarche kennengelernt hatte,
aber heute abend war dieser
Eindruck vielleicht noch intensiver. Das enganliegende schwarze Kleid mit dem
keilförmigen Ausschnitt und dem mit Falbeln versehenen Rock ließ wesentlich
mehr von der tahitischen Sonnenbräune sehen als
vorher. Der Duft ihres Parfüms war entschieden animalisch und setzte sich zu
gleichen Teilen aus tropischem Sonnenuntergang, gestoßenen Hibiskusblüten und heidnischem Liebesgesang zusammen.
    Ein winziger Kellner brachte
unsere Gläser, während die Fünfmannband Gershwin spielte, als sei es ihr völlig
egal, wer als erster durchs Ziel ging. Wir bestellten ein Dinner, und das Essen
war miserabel; aber wer geht schon zum Essen in eine Striptease-Show? Dann
wurden die Lichter matter, während die Band einen schrillen Mißklang von sich gab. Der Conferencier hopste in die Mitte
der Bühne wie ein Zombie, der seinen Woodoozauber zu
Ausverkaufspreisen bezieht. Seine Witze waren noch dürftiger, aber
glücklicherweise standen ihm nur fünf Minuten zur Verfügung, bevor die
Striptease-Tänzerinnen auftraten.
    Sherry Rand war völlig
gefesselt vom Anblick einer Silberblonden, die ihre Nummer mit den üblichen
Hüftschwenkungen und — Verrenkungen abzog. Ebenso fasziniert war sie von einer
leicht übergewichtigen Rothaarigen und einer allzu mageren Brünetten mit grauen
Streifen im Haar, die dasselbe taten; und dann kam der Conferencier wieder zurück mit einem schnell heruntergehudelten Dialog des Inhalts: »Wer war
diese Dame, mit der ich dich gestern nacht gesehen habe?«
— ein Gag für Intellektuelle.
    Ich bestellte noch etwas zu
trinken, und der Kellner brachte die Gläser gerade rechtzeitig — eine Sekunde,
bevor der Raum plötzlich in völlige Dunkelheit getaucht wurde. Fünf Sekunden
später blitzte ein einzelner Scheinwerfer auf und beleuchtete die Sture Dolores, die am selben Fleck
stand, an dem Sekunden zuvor der Conferencier gestanden hatte — und das war ein mächtiger Fortschritt.
    Sie stand regungslos in
anmutiger

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