Ein Fall für Al Wheeler
auf Selbstmord hinaus«, sagte Lavers ,
nachdem ich geendet hatte. »Dasselbe sagt ihre Cousine und auch dieser Stern,
mit dem sie ein Rendezvous hatte. Vielleicht sollten wir es dabei belassen ?«
»Ich würde gern noch ein
bißchen herumschnüffeln«, sagte ich. »Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache,
Sheriff. Zu den Arkrights würde besser ein
Beerdigungsinstitut passen als ein Klub für einsame Herzen. Harvey Stern hätte
mit Vergnügen Loomas umgebracht, als dieser seine
Witze über ihn als Casanova des Blumenhandels riß .«
»Ich glaube, Sie haben zu lange
Umgang mit Frauen gehabt, um nicht auch weibliche Intuition zu entwickeln«,
sagte er mürrisch. »Und Sie wissen, wie zutreffend diese zu sein pflegt .«
»Vergessen Sie nicht das
Apomorphin«, erinnerte ich ihn. »Wie wollen Sie das erklären ?«
»Reiner Zufall«, schnaubte er.
»Ich sehe keine Verbindung zwischen einer verdorbenen Auster und einem
Selbstmord, ganz egal, wie Sie die Sache betrachten. Wenn Sie die Absicht
hegten, jemanden um die Ecke zu bringen, Wheeler — würden Sie ihm dann etwas
verabreichen, das Brechreiz hervorruft ?« Seine Stimme
hob sich verzweifelt.
»Wenn ich vorher gewußt hätte,
daß sie sich auf dem Sims niedersetzen würde, vielleicht? Außerdem haben wir
einen Monat ohne r .«
»Mit diesem ausgeprägten Sinn für
Humor werden Sie sich in nullkommanichts in den Sergeantendienstgrad zurückgelacht haben«, sagte er kalt.
Dann faltete er seine Tatzen über dem Schmerbauch, lehnte sich zurück und sagte
nachsichtig: »Na schön, Wheeler, wie stellen Sie sich die weiteren Ermittlungen
vor, wenn ich fragen darf ?«
»Mit Ihrer Erlaubnis, Sir«,
sagte ich, seinen Sarkasmus ignorierend, »ich müßte um die Hilfe von Miss
Jackson ersuchen .«
»Verdammt, Wheeler«, sagte er
hitzig, »lassen Sie das Mädchen in Ruhe! Sie ist die beste Sekretärin, die ich
je hatte, und ich gehe nicht das Risiko ein, sie zu verlieren, nur weil Sie...«
Ich dachte, der Disput würde
noch eine Weile andauern und ich hatte recht damit. Es dauerte eine
Viertelstunde, bevor er Annabelle ins Büro rief, und weitere zehn Minuten, um
sie dazu zu bringen, auf den Plan einzugehen. Als ich fertig war, war meine
Kehle trocken geworden, und dem ungläubigen Ausdruck auf ihrem Gesicht nach zu
schließen, hatte ich meine Sache keineswegs gut gemacht.
»Sie meinen«, stotterte sie beinahe,
»ich soll in diesen — Klub einsamer Herzen — eintreten ?«
»Jetzt ist der Groschen
gefallen, Süße«, sagte ich andächtig. »Es ist die einzige Spur, die wir bis
jetzt haben, und wir brauchen jemanden, der mit dem Klub in enger Verbindung
steht .«
Annabelle holte tief Luft und
glättete das anliegende Kleid über ihren Hüften, so daß ihre großzügig
gerundeten Kurven sich wie eine Paradieslandschaft abzeichneten.
»Ich«, wiederholte sie mit
ungläubiger Stimme, »in einen Klub der einsamen Herzen eintreten? An den
meisten Abenden der Woche habe ich bereits eins — draußen vor meiner
Wohnungstür .«
»Ich dachte, das könnten wir
vielleicht in Ordnung bringen«, sagte ich zaghaft. »Sie könnten sich
ungeschickt anziehen und kein Make-up auflegen — vielleicht eine Brille mit
Fensterglas aufsetzen — sich schlecht frisieren — Ihren Hüftgürtel zu Hause
lassen und... «
»Ich trage keinen Hüftgürtel !« knurrte sie rabiat. »Und außerdem, Al Wheeler, denke ich
nicht daran —«
»Sie sind seit sechs Monaten in Pine City. Sie arbeiten als Stenotypistin im Rathaus,
aber natürlich nicht für den Sheriff! Sie kennen hier niemanden, und Sie fühlen
sich schrecklich einsam. Ihr Job langweilt Sie. Was Sie in Wirklichkeit wollen,
ist eine glanzvolle Karriere — als Schauspielerin oder Fotomodell — irgend so
etwas. Einkommen oder Aussehen des Mannes kümmert Sie nicht, Sie sind nur an
seiner Seele interessiert. Ein intelligenter, sensibler und kultivierter
Gentleman ist Ihr Ideal .«
Annabelle betrachtete mich eine
Sekunde lang mit hoffnungslosem Blick und wandte sich dann flehend an Lavers .
»Ist er übergeschnappt, Sheriff ?«
»Der Ansicht war ich schon von
eh und je«, sagte Lavers selbstgefällig. »Es hängt
wahrscheinlich jeweils mit dem Mondwechsel zusammen .«
»Dann brauche ich also diesen
verrückten Quatsch, von dem er da brabbelt, nicht zu tun ?«
»Das liegt völlig bei Ihnen,
meine Liebe«, sagte Lavers obenhin. »Ich halte es für
einen recht ungewöhnlichen Vorschlag .«
»Das ist bei Lieutenant Wheeler
das
Weitere Kostenlose Bücher