Ein Fall für Al Wheeler
verzogen, während sie sich zwischen uns niederließ —
der Kellner hatte innerhalb von zwei Sekunden einen Stuhl aus dem Nichts
hervorgezaubert.
»Ich habe Sie hoffentlich nicht
in Verlegenheit versetzt, Lieutenant ?« sagte sie, und
ihre Stimme troff förmlich vor gespieltem Mitgefühl. »Aber es war alles Bobos Einfall, wirklich .«
»Ihr Köter wird eines Abends
hier zum Dinner verarbeitet werden«, sagte ich kalt. »Es hat heute abend schon so geschmeckt, als ob Teile seines
Schwanzes verarbeitet worden wären .«
»Ihre Nummer war grandios !« sagte Sherry schnell. »Ich war ganz fasziniert — ich
konnte überhaupt nicht die Augen von Ihnen abwenden .«
»Ich glaube, nachdem meine
einzige Konkurrenz ein hypnotisiertes Kaninchen war, hat das die Sache für Sie
sehr erleichtert«, sagte Dolores und lächelte Sherry herzlich zu. »Ich habe
noch nie in meinem ganzen Leben einen so nervösen Mann gesehen .«
Die beiden lachten
kameradschaftlich, während ich mit den Zähnen knirschte, daß sie beinahe bis zu
den Zahnhälsen abgerieben wurden.
»Wie wär’s mit etwas zu trinken ?« knurrte ich. »Sie haben einen Hundefänger Daiquiri hier — eine Spezialität des Hauses —, hochgradiger
Pudel-Fusel mit einem Schuß Fell .«
»Armer Bobo «,
sagte Dolores ruhig. »Ich habe das Gefühl, Sie mögen ihn irgendwie nicht,
Lieutenant .«
Ein Ausbruch heiseren
Gelächters an einem in der Nähe stehenden Tisch enthob mich des Versuchs einer
schlagfertigen Antwort. Sherry drehte beiläufig den Kopf, um zu sehen, wodurch
der Lärm verursacht worden war. Ihr Gesicht hellte sich auf.
»Ich bin ganz sicher, daß ich
den Mann von irgendwoher kenne«, sagte sie entschieden. »Vielleicht ist er
Klubmitglied .«
Ich blickte hinüber und
entdeckte eine vertraute Nelke. Daneben saß die leicht übergewichtige
rothaarige Striptease-Tänzerin, und auf der anderen Seite die Brünette mit dem
grauen Streifen im Haar. Der Tisch vor ihnen stand voller Flaschen, und alle
drei sahen drein, als schlügen die Wellen des Vergnügens haushoch. »Er amüsiert
sich«, bemerkte ich.
»Das tut er immer«, sagte
Dolores belustigt. »Er ist der Don Juan des Hauses — und freigebig obendrein.
Man nennt ihn Harv — wie weiter, weiß ich nicht .«
»Dann muß ich mich getäuscht
haben .« Sherry kicherte plötzlich. »Bei der
Gesellschaft, mit der er sich umgibt, kann ich ihn nicht in unserem Klub
getroffen haben .«
»Er ist ungefähr vier Abende in
der Woche hier«, sagte Dolores. »Die beiden Mädchen, die bei ihm sind, sammeln
allmählich eine ganz nette Schmuckkollektion — aber er glaubt natürlich, es
liegt nur an seinem Charme .«
Sherry stand in diesem
Augenblick auf, befreite ihre schwarze Handtasche aus dem Gewirr von Scotchgläsern und Aschenbechern auf dem kleinen Tisch und
spähte durch den matt erhellten Raum. Nachdem sie Erfolg gehabt hatte, sagte
sie: »Gehen Sie nicht weg, Dolores — ich bin versessen darauf, mich mit Ihnen
ernsthaft zu unterhalten«, und schlängelte sich geschickt durch das Gedränge im
Hintergrund des Raumes.
Mit Dolores allein gelassen,
kehrte meine Verlegenheit zurück. Es fiel mir nichts ein, was ich hätte sagen
können, und so konzentrierte ich meine Aufmerksamkeit intensiver als vorher auf
Harveys Tisch. In diesem Augenblick traten zwei Männer an ihn heran.
Der eine der beiden war von
mittlerer Größe und ein wenig beleibt und trug einen tadellosen Smoking. Seine
Glatze glänzte, als er sich vorbeugte, um mit Stern zu reden, aber ich verlor
in diesem Augenblick jedes Interesse, als ich den zweiten Burschen sah. Ich
erkannte ihn sofort — es war das Muskelpaket, der Nichtstuer, jetzt mit einem
Sportanzug besser angezogen, aber eindeutig derselbe Steve Loomas ,
den ich am Morgen im Blumenladen kennengelernt hatte.
»Der Kleinere der beiden ist
Miles Rovak — der Besitzer«, sagte Dolores, als ich
mich bei ihr erkundigte. »Das beweist nur, wieviel der alte Harv hier gilt. Rovak pflegt selten mit mehr als zwei Gästen pro Woche zu sprechen .«
»Wer ist der blonde Bursche,
der bei ihm ist ?« fragte ich beiläufig.
»Steve Irgendwas — Loomas — , er arbeitet für Miles«,
sagte sie. »Ich mußte ihm mal ordentlich eines auf den Deckel geben und seither
reden wir nicht mehr viel miteinander .«
»Entschuldigen Sie mich eine
Minute, Dolores«, sagte ich und stand auf. »Sherry wird sicher gleich zurück
sein. Trinken Sie inzwischen etwas, bis ich wieder da bin .«
»Du meine
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