Ein Fall für Al Wheeler
Irrtum«,
sagte ich würdevoll. »Soviel ich verstanden habe, sagten Sie: >Ziehen Sie’s
aus<, und nicht: >Ziehen Sie ab !< Sie hätten
lauter sprechen sollen, mein Honigkind.«
»Ich habe aus Leibeskräften
geschrien«, sagte sie kalt. »Diese fünf Lautsprecher Ihrer HiFi-Anlage waren
auf volle Lautstärke eingestellt. Erinnern Sie sich ?«
»Warum beginnen wir nicht noch
einmal von vorn ?« schlug ich vor. »Wie wär’s mit morgen abend ?«
»Weder morgen
abend noch an irgendeinem Abend der nächsten dreißig Jahre, Al Wheeler«,
sagte sie in schneidendem Ton. »Einmal von einem mädchenverschlingenden Tiger
gebissen... «
»Nun — .« Ich zuckte
gleichmütig die Schultern. »Wenn Sie sich einmal wirklich einsam fühlen, dann
lassen Sie es mich wissen, und ich werde Sie in einen erstklassigen Klub für
einsame Herzen einführen, in dem Ihnen entweder der richtige Partner oder ein
passendes Hotelfenster garantiert wird, eines, das ausreichend hoch über dem
Gehsteig liegt.«
Ein unheildrohendes Grollen
hinter mir ließ mich einige Zentimeter in die Luft springen. Einen unangenehmen
Augenblick lang hatte ich das scheußliche Gefühl, vielleicht von einem
mädchenverschlingenden Tiger- Verschlinger bedroht zu
sein. Dann warf ich einen schnellen Blick zurück und sah, daß es sich um einen lieutenantverschlingenden Sheriff handelte.
»Es ist mir schrecklich, Sie
stören zu müssen, Lieutenant«, knurrte Lavers gehässig. »Ich weiß, es ist eine Geschmacklosigkeit, das Wort Arbeit in den
Mund zu nehmen, wenn Sie da sind. Aber Sie haben vielleicht die große Güte, nur
für einen Augenblick in mein Büro zu kommen — .« Die
Venen an seinem Hals traten hervor, als er mit voller Lautstärke die letzten
Worte kreischte: »Und zwar jetzt gleich !«
»Ja, Sir .« Ich schoß an ihm vorbei, für den Fall, daß er beabsichtigte, mir das brennende
Ende seiner Zigarre irgendwo hineinzubohren, während ich in erreichbarer Nähe
war.
Er schlug die Tür hinter sich
zu, und während noch das ganze Büro bebte, watschelte er zu seinem Stuhl und
ließ sich erschöpft hineinplumpsen. Ich setzte mich auf den nächsten
Besucherstuhl und bemühte mich um einen höflich-aufmerksamen Gesichtsausdruck,
denn wenn ich es mir recht überlegte, zog ich doch vor, auf einer etwas
unbestimmten Basis dem Büro des Sheriffs zugeordnet zu sein, als zur
Mordabteilung zurückkehren zu müssen, wo ich in der Beförderung so oft
übergangen worden war, daß es mich an den Rand eines Magengeschwürs gebracht
hatte.
»Der Jefferson-Bericht«, sagte Lavers kalt. »Ich möchte Ihnen zu dieser Meisterleistung
gratulieren, Wheeler. Ihre Darstellung der Psychoneurose eines Schwindlers ist
faszinierend .«
»Danke, Sir«, sagte ich mit
angemessener Bescheidenheit. »Das war nicht der Rede wert .«
»Sie haben verdammt recht
damit, daß es nicht der Rede wert ist !« knurrte er.
»Das einzige, was Sie nicht für der Mühe wert zu erklären hielten, war, weshalb
Jefferson noch immer als freier Mann umherläuft, nachdem er diese
Finanzierungsgesellschaft um zwanzigtausend Dollar betrogen hat.«
»Ich dachte, das wüßten Sie
bereits, Sir«, sagte ich respektvoll. »Wir wissen, daß er es getan hat, aber
wir können es nicht beweisen — . Es gibt eben keinen
einzigen Beweis, der vor Gericht standhalten würde .«
»Und Sie haben vor, die Sache
auf sieh beruhen zu lassen ?«
»Was schlagen Sie vor, Sir ?« Ich blieb höflich. »Soll ich ihm nach Mexiko folgen und
ihm auf den Fersen bleiben, bis er eine dieser unmarkierten ,
niedrigen Banknoten ausgibt ?«
»Der Zweite Bürgermeister
besitzt einige Anteile an der Finanzierungsgesellschaft«, brummte Lavers .
»Bleibt uns nur die Hoffnung,
daß er keine Anteile an der Rückversicherungsgesellschaft hat, bei der die
Finanzierungsgesellschaft versichert ist«, sagte ich vergnügt.
Der Sheriff brütete ein paar
Sekunden lang vor sich hin und zuckte dann die massiven Schultern. »Na schön!
Wie steht’s mit dieser Keller ? Oder sind Sie heute morgen einfachheitshalber gleich im Bett geblieben ?«
Ich gab ihm einen kurzen
Überblick über das, was geschehen war, und ließ als einzigen Punkt meine
Verabredung mit Sherry Rand aus. Selbst ein Polizeibeamter hat ein Anrecht auf
ein gewisses Maß an Privatleben. Der Sheriff würde mich beschuldigen, Sex über
die Pflicht gestellt zu haben, und ich hasse es grundsätzlich, zuzugeben, daß
er recht hat.
»So wie Sie die Sache
darstellen, läuft das Ganze
Weitere Kostenlose Bücher