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Ein Fall für Al Wheeler

Ein Fall für Al Wheeler

Titel: Ein Fall für Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ansiehst, Al .«
    Ich spürte förmlich, wie sich
die dunklen Ringe unter meinen Augen verbreiterten, während sie sprach.
    »Das klingt großartig, Sherry,
einfach großartig«, sagte ich heiser. »Ich rufe dich dann an. Ja?«
    »Na klar«, sagte sie kalt.
»Diese >Ruf-mich-nicht-an-ich-rufe-dich-an<-Masche ist doch wohl
plötzlich was Neues, nicht? Oder bin ich jetzt nichts mehr als eine weitere
Trophäe an deiner Wohnzimmerwand ?«
    »Das liegt nur an diesem
feuchten Wetter«, murmelte ich, während ich dem Arkrightschen Büro zustrebte. »Das beeinträchtigt irgendwie meine ganze Vitalität .«
    »Es hat seit einer Woche nicht
geregnet«, fuhr sie mich an.
    »Aber das ist nur an der
Westküste«, sagte ich heiser und entfloh in die zeitweilige Zuflucht des Büros.
    Sarah Arkright saß steif hinter dem Schreibtisch, und Jacob Arkright stand schmächtig hinter ihr, die Hand sanft auf ihre Schulter gelegt. In diesem
Augenblick fragte ich mich, ob es sich bei ihnen überhaupt um wirkliche
Menschen handelte. Sie konnten auch Wachspuppen sein, innerlich mit Tonbändern
versehen, und vielleicht staubte sie Sherry als erstes jeden Morgen ab, so daß
sie fit für den bevorstehenden Tag waren.
    Jacob trug einen anderen Anzug
— einen braunen zerknitterten diesmal — und eine andere schicke Krawatte mit
rosa Punkten auf purpurrotem Hintergrund, und der kleine feste Knoten wirkte
mehr denn je wie ein schlimmes Furunkel auf seinem steifgestärkten Kragen. Er
lächelte mir nervös zu, während seine randlose Brille in auf Hochglanz
poliertem Wohlwollen erstrahlte.
    »Guten Morgen, Lieutenant«,
sagte er mit rostiger Stimme. »Wir haben über Harvey Stern gelesen — «
    »In den Morgenzeitungen ?« tadelte ich. »Ich dachte, Sie ließen sich vom Niveau des
modernen Journalismus nicht vergiften ?«
    Sarahs eckiges Gesicht bekam
einen verkniffenen Ausdruck, während sie mich mit Kälte anstarrte. Sie hatte
das formlose schwarze Kleid gegen ein formloses blaues eingetauscht, was
indessen keinerlei Fortschritt bedeutete. Ich überlegte mir, daß sie wohl
deshalb die ganze Zeit über saß, weil man, wenn sie sich bewegte, ihre Knochen gegeneinanderreiben hören würde, und das mußte ein Geräusch
sein, das niemand hören mochte, schon gar nicht vor dem Lunch.
    »Nun, nachdem diese traurige
Affäre mit Patty Keller zu Ende ist«, sagte sie scharf, »werden Sie doch
vielleicht so freundlich sein, uns alle unsere Unterlagen zurückzuerstatten,
die Sie noch haben und die in dieses Büro hier gehören, Lieutenant ?«
    »Natürlich.« Ich nickte. »Ich
werde sie heute zurückschicken — sofern der Sheriff das nicht bereits getan
hat. Übrigens, da fällt mir gerade ein — ist dieser Personalbogen von George
Crocker inzwischen aufgetaucht ?«
    »Nein«, sagte sie ausdruckslos,
»noch nicht .«
    »Ich verstehe das nicht,
Lieutenant .« Jacob schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich
kann es einfach nicht verstehen. Das ist ganz ungewöhnlich .«
    »Um auf den Kern der Sache zu
kommen — ist er jetzt überhaupt noch von Wichtigkeit ?« fragte Sarah mit ihrer spröden Stimme.
    »Ich glaube, ja«, sagte ich
leichthin. »Aber ich glaube eben auch nicht, daß sich Patty Keller und Harvey
Stern selber umgebracht haben .«
    Ihre verblaßten blauen Augen verschwammen noch ein bißchen mehr, während sie mich anstarrte.
»Sind Sie nicht bei Trost ?« sagte sie, und es klang
wie eine ernst gemeinte Frage.
    »Aber in den Zeitungen stand
doch... Sie zitierten Sheriff Lavers — «,
protestierte Jacob schwach. »Ich finde das sehr verwirrend, Lieutenant .«
    »Ich ebenso wie Sie«,
pflichtete ich inbrünstig bei. »Aber das ist nun einmal meine Theorie, und ich
bin dabei, sie zu beweisen. Mein Eindruck ist nun, daß George Crocker der
Schlüssel zu dem ganzen Geheimnis ist — wenn ich ihn ausfindig mache, werden
alle Probleme gelöst sein. Würden Sie mir bitte alles über ihn erzählen, was
Sie wissen ?«
    Sie wechselten einen hilflosen
Blick und sahen mich dann wieder an.
    »War er groß oder klein? Dünn
oder dick ?« fragte ich geduldig.
    »Dünn«, sagte Jacob mit
Festigkeit.
    »Dick«, schnaubte Sarah.
    »Groß«, sagte Jacob.
    »Klein«, zischte Sarah.
    »Versuchen wir es einmal auf
andere Weise«, sagte ich flehend. »Wer von Ihnen hat ihn denn zuerst empfangen ?«
    Sie starrten einander eine
ganze Weile an, dann erklärten sie beide gleichzeitig: »Ich !«
    »War es vielleicht Ihr stiller
Teilhaber, der die Aufnahme George Crockers in den

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