Ein Fall für Al Wheeler

wollte, ich wüßte es«,
sagte ich bitter. »Sie haben getan, was Sie konnten — es war nicht Ihre Schuld,
Sergeant. Es war das Nächstliegende für sie, zu behaupten, sie würden Annabelle
nicht kennen .«
    »Weiß der Sheriff schon
Bescheid ?« fragte er.
    »Er ist noch nicht
zurückgekommen«, sagte ich. »Die Konferenz scheint den ganzen Tag zu dauern .«
    »Er ist im Rathaus drüben«,
sagte Polnik eifrig. »Wollen Sie, daß ich jetzt
dorthin gehe und ihm Bescheid sage, Lieutenant ?«
    »Nein«, sagte ich scharf. Ich
erinnerte mich, wie Lavers auf meinen Einfall,
Annabelle dem Klub einsamer Herzen beitreten zu lassen, zuerst reagiert hatte.
Nun, nachdem er davon überzeugt war, daß der Fall durch Sterns Geständnis
aufgeklärt war, würde seine Reaktion auf die Nachricht von Annabelles
Verschwinden äußerst heftig sein. Ich wußte ohnehin nicht, wie er mir eine
Hilfe sein konnte, und ich hatte auch ohne den County Sheriff bereits genügend
Probleme.
    »Was tun wir jetzt also,
Lieutenant ?« unterbrach Polniks rauhe Stimme meinen Gedankenflug. »Sie haben doch
eben bloß Spaß gemacht, als Sie sagten, Sie wüßten’s nicht, was ?«
    Ich fragte mich flüchtig, ob es
ein Geschworenengericht wohl als gerechtfertigt anerkennen würde, wenn ich Polnik an Ort und Stelle erschoß .
»Ich denke eben nach, Sergeant«, murmelte ich heiser. »Selbst ein Wheeler
braucht dazu ein wenig Zeit .«
    Das Telefon klingelte, und ich
nahm den Hörer ab.
    »Lieutenant Wheeler ?« sagte eine heisere weibliche Stimme.
    »Ich bin am Apparat«, knurrte
ich und dachte, falls dies Jenny Carter sei, so würde ich herausfinden, wo sie
war, dorthin gehen und sie erwürgen.
    »Al!« Die Stimme klang so
schwach, daß ich sie nur gerade noch hören konnte. »Hier ist Dolores .«
    »He !« sagte ich finster. »Ich kann dich kaum hören .«
    »Ich rufe aus dem Extravaganza an«, sagte sie. »Ich kann nicht lauter sprechen, sonst könnte mich jemand
hören. Al, erinnerst du dich an unser Gespräch von gestern
nacht ?« Sie kicherte tief in der Kehle. »Wir haben uns eine Weile unterhalten,
erinnerst du dich? Und ich habe gefragt, ob ich dir helfen könnte ?«
    »Sicher, ich erinnere mich«,
sagte ich.
    »Nun, ich weiß nicht, ob es von
irgendwelcher Bedeutung ist, aber ich hörte, wie Rovak mit Loomas sprach — daß sie heute abend endgültig mit dem Boot aufs Meer hinauswollten
und daß sie vermutlich für zwei Tage wegblieben. Rovak sagte etwas davon, es müsse dafür gesorgt werden, daß die Sendung bis zehn Uhr heute abend zum Verladen bereit
wäre. Ist das wichtig, Al ?«
    »Ich glaube schon«, sagte ich.
»Sehr wichtig.«
    »Heute ist Probe«, sagte sie.
»Deshalb bin ich den ganzen Nachmittag über im Klub. Aber ich könnte gegen fünf
Uhr weggehen und mich mit dir treffen. Ich kenne Rovaks Haus recht gut, Al. Wenn du willst, könnte ich dich, glaube ich, dort
einschmuggeln, so daß du sehen kannst, was vor sich geht .«
    »Das würde ich sehr gern tun,
Dolores«, sagte ich aufrichtig. »Wo wollen wir uns treffen ?«
    »Es gibt eine zwei Häuserblocks
vom Extravaganza südlich gelegene
Bar , die Bird of Paradise heißt. Dort bin ich um fünf Uhr,
oder ein bißchen später .«
    »Okay«, sagte ich. »Und tausend
Dank, Süße.«
    »Wir treffen uns also im Bird of Paradise«, sagte sie und hängte ein.
    Ich legte den Hörer auf und
blickte Polnik an. »Ich glaube, ich bin gerade auf
eine Spur geraten«, sagte ich. »Es wird eine Weile dauern, bis ich sie zu Ende
verfolgt habe. Inzwischen möchte ich, daß Sie Erkundigungen über die Frau
einziehen, die Harvey Stern geheiratet hat und dann bei einem Autounfall ums
Leben kam. Wie hieß sie noch ?«
    »Joan Penton ?«
    »Wenn es wirklich Stern war, so
ist anzunehmen, daß er unter falschem Namen aufgetreten ist und daß die beiden
wahrscheinlich in Nevada geheiratet haben«, sagte ich. »Geben Sie sich Mühe,
Sergeant — möglicherweise wird das der erste konkrete Beweis sein, den wir in
die Hände bekommen. Ich möchte wissen, wo sie geheiratet haben und unter
welchem Namen — die Einzelheiten des Autounfalls — ob das Mädchen irgendwelches
Geld hinterlassen hat und wem — ob sie versichert war, und wenn ja, wer
hinterher das Geld einkassiert hat .«
    »Okay, Lieutenant«, sagte Polnik und nickte gewichtig mit dem Kopf. »Ich werde mich
jetzt gleich dranmachen .«
    »Ich werde auf unbestimmte Zeit
weg sein«, sagte ich. »Wenn der Sheriff zurückkommt, erzählen Sie ihm am
besten, was